Klimaziele

Kretschmann beerdigt Beschluss über Verfehlung der Klimaziele

Vergangenen Sommer stellten Experten fest, dass das Land seine Klimaziele für 2030 wohl verfehlen wird. Grün-Schwarz kann sich nicht einigen, wie man damit umgeht.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) macht einen Knopf an den Klimastreit.

© Markus Lenhardt/dpa

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) macht einen Knopf an den Klimastreit.

Von Annika Grah

Im Ringen um den Umgang mit den eigenen Klimazielen zwischen Grünen und CDU wird es nach den Worten von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) keine formale Feststellung des Kabinetts geben. Umwelt- und Verkehrsministerium hätten Maßnahmen vorgestellt, sagte er. „Damit ist der materielle Gehalt erfüllt.“ Einen Beschluss über die Verfehlung der Ziele wird das Kabinett aber wohl nicht fassen, „ weil in der Frage der Erheblichkeit kein Konsens da ist“, so Kretschmann.

Hintergrund ist der seit Monaten schwelende Koalitions-Zwist um die Klimaziele, die sich Baden-Württemberg mit seinem ambitionierten Klimagesetz gegeben hat. Bis 2040 will Baden-Württemberg komplett klimaneutral sein. Schon vergangenen Sommer hatte der von der Landesregierung im Gesetz vorgesehene Projektionsbericht gezeigt: Ohne Gegenmaßnahmen wird das Reduktionsziel um 65 Prozent der Treibhausgase bis 2030 um 17 Prozent verfehlt.

Eigentlich ist im Gesetz vorgesehen, dass die Landesregierung einen Beschluss über den Bericht fasst. Stelle der Projektionsbericht eine „drohende erhebliche Zielabweichung fest“, so heißt es im Gesetz, „beschließt die Landesregierung möglichst innerhalb von vier Monaten nach der Beschlussfassung über den Bericht die erforderlichen Landesmaßnahmen.“

Keine Einigkeit über Rechtsbegriff der Erheblichkeit

Doch um einen gemeinsamen Beschluss wird seit Monaten innerhalb der Koalition gerungen. Dabei geht es um die Frage, ob die Zielabweichung anerkannt oder nur zur Kenntnis genommen wird. Auf CDU-Seite gab es früh Zweifel am Begriff der Erheblichkeit, der nicht näher definiert ist.

Auch Kretschmann verwies nun auf den unbestimmten Rechtsbegriff. Im Januar hatte er selbst die Verfehlung erst als erheblich bezeichnet und war dann aber zurückgerudert. Über eine Kabinettsvorlage, mit der sich die Landesregierung verhalten wollte, konnte keine Einigkeit gefunden werden. Umwelt- und Verkehrsministerium waren daraufhin vergangene Woche vorgeprescht, und hatten in einer Pressekonferenz Maßnahmen für mehr Klimaschutz vorgestellt.

Ob Kretschmanns Rechnung aufgeht, muss sich allerdings noch zeigen. Die Deutsche Umwelthilfe hatte Mitte Juni Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof eingelegt und ein Klimasofortprogramm gefordert.

Aus der Opposition hagelte es Häme und Kritik. Der klimapolitische Sprecher der FDP, Daniel Karrais, sagte: „Die Regierung Kretschmann macht sich völlig unglaubwürdig. Während noch vor wenigen Monaten die ambitionierten Klimaziele des Landes als großes Highlight gefeiert wurden, will man jetzt davon nichts mehr wissen.“

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Erstellt:
1. Juli 2025, 13:16 Uhr
Aktualisiert:
1. Juli 2025, 15:48 Uhr

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