Dialektoffensive
Kretschmann ehrt Äffle und Pferdle als Dialektbotschafter des Landes
Ministerpräsident Winfried Kretschmann adelte die schwäbischen Kultfiguren offiziell als Dialektbotschafter. Heidenai!
© Staatsministerium Baden-Württemberg/Ilkay Karakurt
Äffle und Pferdle, die neuen Dialektbotschafter des Landes, mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Kulturstaatssekretär Arne Braun.
Von Jan Sellner
Da sage noch einer, der Schwabe hätte keinen Humor und würde zum Lachen in den Keller gehen. Das tut er nicht. Er geht vielmehr ins Staatsministerium und lässt sich von Ministerpräsident Winfried Kretschmann bestätigen, dass der Dialekt ein wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft Baden-Württembergs ist. Bei der Gelegenheit feiert er mit einem enthusiastischen „Jetzt-guck-au-do-na!“ die Ehrung der neuen Dialektbotschafter des Landes, bei denen es sich um keine Geringeren handelt als um Äffle und Pferdle. Zwei telegene Kultfiguren, die von hier nicht wegzudenken sind, und die den Dialekt seit mehr als 60 Jahren tierisch gut verkörpern.
Streng genommen sind’s zwei „Boomer“, die als Pausenfüller begannen und sich zu Publikumslieblingen entwickelten. Seit Mittwoch sind sie nicht mehr nur für leichte schwäbische Unterhaltung zuständig, sondern haben als Dialekt-Botschafter auch eine hochoffizielle Funktion. Sie sollen die „Mundart bewahren und als Teil der Alltagsstruktur stärken“, gab ihnen der Ministerpräsident mit auf den Weg.
Und wie lässt sich das besser bewerkstelligen, als mit zeitlosen Werken wie dem legendären Hafer- und Bananenblues, der in der jährlichen SWR-Hitparade locker mit internationalen Erfolgstiteln mithalten kann und in der Bestenliste dieses Mal Platz 6 von 1000 belegte – sogar einen Platz besser als im Vorjahr. „Die eine Hälfte der Menschen liebt ihn, die andere kann man mit dem Hafer- und Bananenblues jagen“, erklärte Kunststaatssekretär Arne Braun bei der kleinen Feierstunde im Stami. Er sprach von einem „seltsamen, lustigen Lied, das ein Stück Heimat sei“, verriet aber nicht, zu welchem Teil der Menschheit er sich zählt.
Das Pferdle entstand in Anspielung aufs Stuttgarter Wappentier
Erfunden hat Äffle und Pferdle der Trickfilmer Armin Lang senior, unterstützt von seinem Bruder Volker Lang und Werner Klein, beides Grafiker. Der damalige Süddeutsche Rundfunk, Vorläufer des Südwestrundfunks, hatte die Figuren Ende der 1950er Jahre in Auftrag gegeben, um damit die TV-Werbespots aufzulockern. Zuerst entstand das Pferdle – eine Anspielung auf das Stuttgarter Wappentier. Mit etwas Abstand folgte das Äffle. Nach dem Tod von Armin Lang 1996 stieg Moderator Heiko Volz als Autor ein und lieh dem Pferdle ab 2009 seine Stimme; Volker Lang sprach das Äffle. Nach 16-jähriger TV-Abstinenz kehrten Äffle und Pferdle 2017 auf den Bildschirm zurück, wo sie bis 2019 wöchentlich schwäbelten. Dazu kamen Liveauftritte.
Parallel erschienen Bücher und Comics. 2022 wurde in Stuttgart, zur Freude ihres Fanclubs, die erste von landesweit inzwischen fünf Äffle-und-Pferdle-Ampeln eingeweiht. Die Rechte an den Figuren liegen bei Armin Lang junior, der 2020 den Komiker Markus Zipperle als weiteren Sprecher einsetzte, was zum Ausstieg von Volz und Volker Lang führte. Ganz ohne Streit – der Schwabe sagt „Händel“ – ging’s auch bei Äffle und Pferdle nicht ab.
Unbestritten ist jedoch: „Bis heute bringt das Duo Menschen zum Lachen“, sagte Martin Kistler, Vorsitzender des Dachverband der Dialekte Baden-Württemberg bei der Feier im Stami: „Ich freue mich, dass Äffle und Pferdle als Botschafter offiziell gewürdigt werden.“ Der Landespreis für Dialekt in der Kategorie Dialektbotschafter wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten verliehen, „die im Lichter der Öffentlichkeit ihren Dialekt selbstbewusst vertreten“. Und daran kann bei Äffle und Pferdle kein Zweifel bestehen.
