Landesvater als Dialektbotschafter
Kretschmann mit Äffle und Pferdle im Auto
Aus dem Fernsehen sind Äffle und Pferdle, die schwäbelnden Kultfiguren, längst verschwunden. Jetzt tauchen sie beim Ministerpräsidenten auf dem Rücksitz wieder auf.
© dpa
Der Ministerpräsident steuert das Land, ein Auto hingegen eher selten.
Von Eberhard Wein
Normalerweise sitzt Winfried Kretschmann selbst im Fonds, wenn er durchs Ländle zuckelt, und studiert dort, falls ihm nicht schlecht wird, wichtige Unterlagen. Für besondere Kundschaft hat sich der allzeit schwäbelnde Ministerpräsident nun aber selbst ans Steuer gesetzt. Das wissen wir dank eines Kurzfilms, den Kretschmanns Staatskanzlei auf Instagram online gestellt hat.
Darin steuert der Grüne einen grauen Daimler an den Haupteingang der Villa Reitzenstein. Das Portal öffnet sich und niemand Geringeres als „Äffle und Pferdle“, die beiden heimlichen Wappentiere des Landes, kommen heraus und steigen zu. Dann dreht sich Kretschmann um und fragt ergeben im besten Hochschwäbisch: „Also, kanns losganga?“
Dann dreht Kretschmann das Radio auf
Aus Anlass der Ernennung von Äffle und Pferdle zu den ersten Dialektbotschaftern des Landes hat das Staatsministerium den Spot gedreht. Seit 2001 sind die Zeichentricktiere, die uns in Fernsehwerbeblöcken den Übergang von nervigen Onko-Bekenntnissen zu Klementines Waschmitteltipps verschönten, offiziell in Rente und nur noch alljährlich in der unvermeidlichen SWR-1-Hitparade zu hören.
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Insofern ist es fast ein wenig schade, dass sie im Spot stumm agieren und lediglich nicken. Dafür übernimmt der Ministerpräsident das Reden. „Na fahr’ mr jetz zua“, stellt Kretschmann fest und dreht am Radio den „Hafer-und-Bananen-Blues“ auf. Den braucht schließlich ein „jeder Aff“.
Wohin geht die Reise für Kretschmann?
Wohin die Reise geht, bleibt ungewiss. Vielleicht fahren sie nur bis zur nächsten Straßenecke, vielleicht aber auch bis nach Mannheim, um dort die kurpfälzisch babbelnde Hundedame „Schlabbinchen“ aufzugabeln, die in einigen Äffle-und-Pferdle-Spots der Spätzeit mitspielen durfte.
Im nächsten Jahr geht bekanntlich auch Kretschmann in Pension. Ob er dann ebenfalls Zeit hat und der nächste Dialektbotschafter von Baden-Württemberg wird? Das Zeug dazu hätte er, und die Staatskanzlei gibt entsprechenden Spekulationen auch schon mal Futter. Äffle, Pferdle und Kretschmann seien ein „Dialekt-Dreamteam“, so werden sie im Vorspann vorgestellt.
