Kronenhöfe nehmen weitere Hürde

Bebauungsplan für das innerstädtische Großprojekt in Backnang bei einer Gegenstimme aufgestellt

Foto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

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Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Das innerstädtische Großprojekt Kronenhöfe hat die nächste Hürde genommen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung nach ausführlicher Diskussion den Bebauungsplan aufgestellt, nur Volker Dyken von den Backnanger Demokraten sprach sich dagegen aus. Zudem gab es zwei Enthaltungen.

Nicht zuletzt, weil es mehrere neue Stadträte gab, wurde das Projekt vom Leiter des Stadtplanungsamts, Tobias Großmann, noch einmal detailliert vorgestellt. Ferner erläuterte er die Stellungnahmen der Stadt auf die Anregungen von Bürgern und Trägern öffentlicher Belange. Vorbehalte äußerte vor allem Volker Dyken, der von dem Projekt keine Vorteile für die Bürgerschaft erkennen konnte, da bezahlbarer Wohnraum darin nicht berücksichtigt wurde. Auch Ulrike Sturm (Grüne) hakte nach, ob angesichts des Klimawandels Möglichkeiten von begrünten Fassaden bedacht worden seien. Kritisiert wurde die dichte Bebauung, schließlich würde sich immer mehr die Auffassung durchsetzen, dass Frischluftströme für das Stadtklima von großer Bedeutung seien. Baudezernent Stefan Setzer betonte, dass es immer ein Spannungsverhältnis zwischen Klimaschutz und Nachverdichtung gebe. Dass in Backnang größere innerstädtische Freiflächen fehlen, räumte Setzer ein. Gleichzeitig erinnerte er an den Annonaygarten, der auf dem einst bebauten Hallenbadareal entstanden ist. Andere grüne Lungen seien der Plattenwald, der Stadtfriedhof oder der Hagenbach. Auf Nachverdichtung wollte Setzer nicht verzichten. Er schlug als Alternativen vor: „Wir müssen mehr Bäume pflanzen, Wasser in die Stadt bringen und die Murr wieder erlebbar machen.“

Nopper: Projekt ist ein unglaublicher Vitalitätsschub für die Innenstadt

OB Frank Nopper wies Dykens Kritik zurück: „Es gibt auch andere Vorteile wie nur den sozialen Wohnungsbau. Ich glaube, die Bürgerschaft profitiert als Ganzes von dem Projekt, und nicht nur die, die da wohnen. Die Kronenhöfe fördern die Belebung der Innenstadt durch die neuen Wege, durch die Geschäfte, die Wohnungen, das Hotel und das Restaurant. Das Projekt ist ein unglaublicher Vitalitätsschub für die Innenstadt.“ Gleichzeitig würdigte Nopper das Engagement der Investoren. Die Kronenhöfe sind ein Gemeinschaftsprojekt der Aspa Bauträger und der Murrtal Werte GmbH. Nopper: „Das Areal ist topografisch sehr schwierig und stellt für die Bauherren ein großes Risiko dar. Sie werden nicht viele Investoren finden, die sich da heranwagen.“

Willy Härtner (Grüne) forderte in der Eduard-Breuninger-Straße einen eineinhalb Meter breiten Radweg. Doch Setzer kündigte an, dass die Geschwindigkeit für den Kfz-Verkehr in dieser Straße nach dem Endausbau auf 30 Stundenkilometer begrenzt werden soll, „eventuell sogar auf 20“. In letzterem Fall bräuchte man gar keinen Radweg, dann müsste sich der Kfz-Verkehr mit den Radfahrern so arrangieren. Zudem gab Setzer zu bedenken, dass es sich dabei um eine Einbahnstraße handelt. Karl Scheib vom Bürgerforum Backnang kritisierte, dass Radfahrer beim Hochradeln gefährlich leben würden und erinnerte daran, „dass in diesem Jahr schon ein Radfahrer in der Stadt zu Tode kam“. Zum künftigen Radverkehr erklärte er: „Das geht nur, wenn rechts keine Autos parken.“

Ebenfalls von Härtner wurde das Energiekonzept angesprochen. Dazu erklärte Aspa-Geschäftsführer Andreas Benignus, auf die Installation von Fotovoltaikanlagen habe er aus Rücksicht auf die Wünsche der Stadtverwaltung bewusst verzichtet. Setzer bestätigte, solche Anlagen seien aus städtebaulicher Sicht in der historischen Innenstadt nicht erwünscht. Geplant sei dagegen eine extensive Begrünung der Flachdächer. Die Bauherren haben auch die Backnanger Bürger-Energiegenossenschaft Murr angesprochen, die ihrerseits Interesse an dem Objekt gefunden habe. Konkret geht es um die Wärme- und Stromerzeugung mittels eines erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerks.

Mit der Aufstellung des Bebauungsplans hofft Benignus nun auf eine zügige Genehmigung des Bauantrags, der bereits im Mai eingereicht wurde, zumal die Baufirma fast schon in den Startlöchern stehen würde. Die Teilbaufreigabe für den Abriss und die Herstellung der Baugrube konnte unabhängig vom Bebauungsplan vor Monaten schon erteilt werden.

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Erstellt:
1. August 2019, 11:30 Uhr

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