KSK-Beratungscenter am Obstmarkt wird doch nicht abgerissen

Mit der Jahresbilanz 2023 der Kreissparkasse Waiblingen zeigt sich deren Vorstand zufrieden. Überraschend kündigt er an, keinen Neubau am Obstmarkt in Backnang zu planen, wie im vergangenen Jahr angekündigt, sondern das bestehende Gebäude sanieren zu wollen.

Das Beratungscenter der Kreissparkasse Waiblingen am Obstmarkt in Backnang bleibt doch stehen und wird saniert. Archivfoto: Alexander Becher

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Das Beratungscenter der Kreissparkasse Waiblingen am Obstmarkt in Backnang bleibt doch stehen und wird saniert. Archivfoto: Alexander Becher

Von Florian Muhl

Rems-Murr. „Das Jahr 2023 war ein sehr, sehr spannendes Jahr.“ Mit diesen Worten eröffnete Uwe Burkert gestern die Bilanzpressekonferenz der Kreissparkasse Waiblingen. „Es war ein sehr spannendes Jahr, was das Thema Konjunktur angeht, auch das Thema Zinsentwicklung – also die Themen, die uns als Sparkasse in der Region massiv beschäftigt haben“, so der Vorstandsvorsitzende weiter. In einem Satz zusammenfassend lautete sein Fazit: „Wir sind insgesamt zufrieden, was die Geschäftsentwicklung angeht.

Die Herausforderungen sind geblieben

Die Zahlen des zurückliegenden Geschäftsjahrs bezeichnete Uwe Burkert als eindrucksvoll. Selbstbewusst wies der Vorsitzende darauf hin, dass die Sparkasse „mit einer Bilanzsumme von nahezu elf Milliarden Euro das größte Kreditinstitut im Rems-Murr-Kreis, die fünftgrößte Sparkasse in Baden-Württemberg und eine der führenden Sparkassen in Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit“ ist. Der Rückblick auf 2023 zeige aber, dass die Herausforderungen geblieben sind. Im wesentlichen seien dies die geopolitischen Krisen und die damit verbundene dynamische Entwicklung der Energiepreise sowie der Zinsen, die Inflation und die gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie der Einbruch im Immobilienmarkt. All diese Faktoren würden sich auch auf den Rems-Murr-Kreis auswirken.

„Auch uns halten die konjunkturellen Entwicklungen in Atem, aber wir konnten die Verwerfungen gut abfedern“, sagte der Vorsitzende und nannte Zahlen. Während die Kundenausleihungen nur leicht um 0,5 Prozent gestiegen seien, habe die Kreissparkasse bei den Kundeneinlagen ein Wachstum von etwa fünf Prozent verzeichnet. „Wir haben uns auf die schwierigen Rahmenbedingungen eingestellt und unser Betriebsergebnis gesteigert“, so Burkert. Mit einem vorläufigen Betriebsergebnis vor Bewertung von knapp 100 Millionen Euro sei die Kreissparkasse in der Lage, ihr Eigenkapital kräftig zu stärken.

Ökologie, Ökonomie und auch die Raumsituation werden untersucht

Überraschend dann eine für Backnang interessante Aussage: Hatte Uwe Burkert genau vor einem Jahr noch angekündigt, dass das Beratungscenter am Obstmarkt, in dem rund 55 Angestellte der Kreissparkasse ihren Arbeitsplatz haben, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll, gab es jetzt einen Rückzieher. Auf Nachfrage unserer Zeitung, ob schon feststehe, wann das Gebäude, das 1967 gebaut und 1994 erweitert wurde, abgerissen wird, ruderte Vincenzo Giuliano zurück. Kurz gesagt: Das Beratungscenter wird nicht abgerissen, sondern saniert, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende.

Weitere Themen

Zur Erklärung holte Vincenzo Giuliano weit aus. Der Hintergrund ist, dass die Kreissparkasse Waiblingen sich das Ziel gesetzt hat, mit ihren Gebäuden bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Zug um Zug werde jeder Standort untersucht. „Wir haben letztes Jahr angefangen, die Gebäudeinfrastruktur zu analysieren.“ Dabei würden stets folgende drei Fragen im Vordergrund stehen: Wie ist die kundenspezifische Situation? „Sind das Gebäude und die Struktur so, wie wir unser Handwerk auch in der Filiale vorstellen?“ so der Vorstand.

Vorstand will sich mit den Sanierungsplänen beschäftigen

„Die zweite Frage ist: Wie ist der ökologische Zustand des Gebäudes, der Fenster, Fassade und so weiter?“ listete Vincenzo Giuliano auf. Und der dritte Punkt sei die Ökonomie. Will heißen: Das ganze Vorhaben muss sich auch rechnen. „In Backnang haben wir das für uns bewertet und es ist klar: Wir bekommen das an dem Standort gut hin“, sagte der stellvertretende Vorsitzende. Im Lauf des Jahres wolle sich der Vorstand mit den Sanierungsplänen beschäftigen. Im vergangenen Jahr hatte Uwe Burkert noch gesagt, dass man statt einer Sanierung lieber neu bauen wolle, weil sich das Gebäude energetisch in einem schlechten Zustand befindet und ziemlich verwinkelt ist und auch die Tiefgarage zu eng ist.

Zwei neue Gebäude in Waiblingen und Winnenden

Gestern hörte sich das ganz anders an. „Ich finde, das Gebäude an sich bietet für uns auf der bankfachlichen Seite das, was wir brauchen, an Größe, an Fläche und so weiter“, sagte Vincenzo Giuliano. Und weiter: „In Backnang sind wir in der Analysephase. In so einer Phase schließt man keine Option aus. Und im Augenblick glauben wir, dass wir an dem Standort mit dem Gebäude das auch sehr gut realisieren können.“ Zwei Gebäude seien aber schon im vergangenen Jahr neu erstellt worden, in Waiblingen-Hohenacker und in Winnenden an der alten B14 auf dem ehemaligen Gelände des Irmscher-Autohauses. Dort werden wir schwerpunktmäßig das Young-Professional-Team haben, die Kollegen, die in der digitalen Beratung sind“, kündigte der stellvertretende Vorsitzende an. Die neue spezialisierte Beratungseinheit, die im Sommer dieses Jahres an den Start geht, wendet sich an Berufseinsteigerinnen und -einsteiger sowie Studierende bis 28 Jahre. „Durch die Gründung des neuen Bereichs wollen wir wieder näher an dieser jungen Zielgruppe dran sein“, erläuterte Vincenzo Giuliano. Letztlich wies Uwe Burkert noch auf ein Jubiläum hin: „2024 feiern wir 50 Jahre Fusion der Kreissparkassen Waiblingen und Backnang.“ In den vergangenen 50 gemeinsamen Jahren habe sich viel verändert: Aus rund 850 wurden über 1200 Mitarbeitende. Und aus einer Bilanzsumme von umgerechnet etwa 700 Millionen Euro wurden rund 10,7 Milliarden Euro.

Geldautomatensprengungen machen Sicherheitsmaßnahmen dringend erforderlich

Sicherung In Sachen Geldautomatensprengungen setzt die Kreissparkasse Waiblingen auf ein ganzes Bündel an Sicherheitsmaßnahmen. Ein wichtiger Bestandteil: die nächtliche Schließung der Selbstbedienungsbereiche in Gebäuden. „Wir stellen den Schutz derer ganz nach oben, die über diesen Automaten leben“, kündigte Uwe Burkert an und machte deutlich, dass sich über den Selbstbedienungsbereichen der Banken ja oft Wohnungen befinden würden. „Wir hatten bislang das Glück, nicht betroffen gewesen zu sein“, so der Vorstandsvorsitzende.

Schließung Es sollen allerdings keine Filialen geschlossen werden, sondern alle Selbstbedienungsbereiche in der Zeit von 22 bis 6 Uhr. Der Grund: Die Täter schlagen meist nachts zu.

Sprengstoff „Die Maßnahmen sind auch deswegen erforderlich, weil nicht mehr mit Gas gesprengt wird“, erläuterte Vincenzo Giuliano. Das Anbohren der Geldautomaten sowie das Einfüllen des Gases, das zur Explosion gebracht werde, dauere den Verbrechern viel zu lange. „Die kommen heute mit Sprengstoff, heften das dran, gehen kurz raus und drücken drauf.“ Die Wucht der Explosion und deren Folgen seien ganz schwer kalkulierbar.

Kassetten Trotz der wuchtigen Explosion sei das erbeutete Geld noch brauchbar. „Das Geld befindet sich in separaten Kassetten, die zwar auch etwas leiden, aber in der Regel nehmen die immer noch genügend mit“, so Vincenzo Giuliano.

Profis „Das sind alles Vollprofis, die werden in der Regel zentral ausgebildet, die wissen genau, wo sie hingehen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende weiter. In Ausbildungszentren würden die Gauner genau erfahren, wo der Sprengsatz bei welchem Automaten hin muss.

Strategie „Wir glauben nicht, dass die Sprengungen aufhören, sondern wir müssen schauen, dass wir ihnen das Leben so schwer wies geht machen“, kündigte Vincenzo Giuliano an. Die Verbrecher würden meist nachts kommen, weil da die Straßen frei seien. Geschlossene Selbstbedienungsbereiche würden ihnen den ersten Gang zum Automaten erschweren. Weitere Sicherungsmechanismen würden man einbauen, damit es nicht zur Sprengung komme.

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Erstellt:
27. Februar 2024, 06:00 Uhr

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