Aus für Batterie-Tochter Cellforce

Kündigung kommt mit Porsche Taycan – IG Metall geißelt „unwürdiges Verhalten“

Porsche-Mitarbeiter haben Kündigungen an die betroffenen Beschäftigten der Batterietochter Cellforce am Tag der Betriebsversammlung in die Briefkästen verteilt. Das stößt auf Kritik.

Die Kündigungen für einen Teil der betroffenen Cellforce-Mitarbeiter kamen Anfang der Woche durch Porsche-Mitarbeiter, die mit einem weißen Taycan unterwegs waren.

© dpa/Bernd Weißbrod, imago/Ipon

Die Kündigungen für einen Teil der betroffenen Cellforce-Mitarbeiter kamen Anfang der Woche durch Porsche-Mitarbeiter, die mit einem weißen Taycan unterwegs waren.

Von Florian Dürr

Aufregung um die Zustellung der Kündigungen an betroffene Mitarbeiter der Porsche-Tochter Cellforce: Bereits Anfang der Woche sollen die Entlassungsschreiben in einigen Briefkästen verteilt worden sein, wie der „Spiegel“ zuerst und anschließend weitere Medien berichteten. Mit dem Elektroflitzer Taycan in weiß sollen die zwei Porsche-„Boten“ vorgefahren sein – kurz nach der Betriebsversammlung in Kirchentellinsfurt am Sitz der Batterie-Tochter Cellforce, bei der den Beschäftigten das Aus für 200 von etwa 280 Mitarbeitenden verkündet wurde.

Das Verhalten sei man von Porsche „eher nicht gewohnt“

Damit hat Porsche die Pläne für eine eigene Batteriefertigung bei Cellforce aufgegeben. Nur ein Forschungs- und Entwicklungsteam soll bestehen bleiben. Durch ihre Partner zuhause seien die Betroffenen teilweise über die bereits eingegangene Kündigung informiert worden sein, berichtet der IG-Metall-Bevollmächtigte Kai Lamparter gegenüber unserer Zeitung.

Der Gewerkschafter spricht von einem „unwürdigen Verhalten“, das man von Porsche „eher nicht gewohnt“ sei. Persönliche Gespräche und in dem Zuge eine Übergabe der Kündigung, „das wäre ein professionelles Vorgehen“, sagt Lamparter.

Kündigung per „Boten“ ist rechtssichere und häufig genutzte Methode

Porsche selbst betont, dass mit der Zustellung der Kündigungen erst nach dem offiziellen Ende der Betriebsversammlung begonnen worden sei. Arbeitnehmer-Vertreter Lamparter hatte im Vorfeld versucht, die Porsche-und Cellforce-Bosse davon zu überzeugen, bis zur Gründung eines Betriebsrats am 19. September abzuwarten. „Damit das geordnet abläuft – anstatt jetzt wild drauf los zu kündigen“, sagt der Gewerkschafter.

Doch der Arbeitgeber hatte andere Pläne: Damit die Kündigungen zum 30. November greifen und die Kündigungsfrist von drei Monaten eingehalten wird, mussten die Schreiben rechtzeitig vor dem Ende des Monats zugestellt werden. Die Kündigung per „Boten“ ist eine rechtssichere und häufig genutzte Methode – also erst einmal nichts außergewöhnliches.

IG Metall prüft Kündigungen und wehrt sich gegebenfalls gerichtlich

Doch beim Timing – am selben Tag und direkt nach der Betriebsversammlung, als einige Beschäftigte noch gar nicht zuhause waren – macht Lamparter dem Unternehmen einen Vorwurf: „Das ist nicht der Stil, den wir von Porsche erwartet hatten“, sagt er. In dieser Geschwindigkeit – mitten in der Urlaubs-und schulfreien Zeit – hätten einige Beschäftigte aus der Presse erfahren, dass ihr Entlassungsschreiben womöglich im Briefkasten liegt.

Die IG Metall wird die Kündigungen der betroffenen Mitarbeiter nun prüfen und sich – so kündigt es Lamparter an – gegebenenfalls in Form von Kündigungsschutzklagen gegen Porsche wehren.

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Erstellt:
28. August 2025, 16:46 Uhr

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