Künzelsauer Bürgermeister tritt in Backnang an

Die Backnanger Oberbürgermeisterwahl am 14. März verspricht, spannend zu werden. Nun hat auch der Künzelsauer Bürgermeister Stefan Neumann seine Bewerbung abgegeben. Er wird von der hiesigen CDU unterstützt.

Stefan Neumann ist erst 38 Jahre alt, hat aber schon zehn Jahre Erfahrung als Bürgermeister. Von der 15000-Einwohner-Stadt Künzelsau zieht es ihn jetzt in das mehr als doppelt so große Backnang.Foto: C. Holzknecht

Stefan Neumann ist erst 38 Jahre alt, hat aber schon zehn Jahre Erfahrung als Bürgermeister. Von der 15000-Einwohner-Stadt Künzelsau zieht es ihn jetzt in das mehr als doppelt so große Backnang.Foto: C. Holzknecht

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Seit 19 Jahren steht mit Frank Nopper ein CDU-Mitglied an der Spitze des Backnanger Rathauses. Geht es nach Manuel Häußer, soll das auch nach Noppers Abschied so bleiben: „Wir waren von Anfang an der Meinung, dass wir wieder einen eigenen Kandidaten suchen sollten“, erklärt der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands. Diese Suche war nun erfolgreich: Gestern hat Stefan Neumann seine Bewerbung im Backnanger Rathaus abgegeben. Der 38-Jährige ist seit 2010 Bürgermeister von Künzelsau. Damals hatte er sich gleich im ersten Wahlgang gegen vier Mitbewerber durchgesetzt, 2018 wurde er mit 87,4 Prozent der Stimmen wiedergewählt.

Stefan Neumann ist im brandenburgischen Schwedt aufgewachsen und hat dort Abitur gemacht. In Stuttgart und Kehl absolvierte er ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt (FH), anschließend war er als Kämmerer in Forchtenberg (zunächst als Stellvertreter) und in Putzbrunn bei München tätig. Berufsbegleitend absolvierte er ein Studium zum „Master of Public Administration“ an der Universität Kassel.

In Künzelsau fühle er sich nach wie vor sehr wohl, versichert der Vater von drei Kindern: „Eigentlich zieht mich da gar nichts weg“. Wenn er auf der Karriereleiter noch einmal einen Schritt nach oben machen wolle, sei jetzt aber der richtige Zeitpunkt, weil seine Kinder noch so klein seien, dass ihnen die Eingewöhnung in einer neuen Stadt nicht allzu schwer fallen dürfte. Die Anfrage aus Backnang sei deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen.

Stefan Neumann beschreibt sich selbst als „bürgernahen Bürgermeister, den man jederzeit ansprechen kann“. Als Führungskraft setze er großes Vertrauen in seine Mitarbeiter, scheue sich aber auch nicht davor, Entscheidungen zu treffen. Den CDU-Ortsverband hat Neumann nicht nur mit seiner Qualifikation und seiner Rathauserfahrung, sondern auch menschlich überzeugt: „Wir werden ihn nach Kräften unterstützen“, kündigt Manuel Häußer an.

Einige Reibereien im Künzelsauer Gemeinderat.

Beobachter in Künzelsau beschreiben Stefan Neumann als umgänglichen Menschen, dem es in der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat allerdings bisweilen am nötigen Fingerspitzengefühl fehle. Zuletzt war es deshalb mehrfach zu Streitigkeiten gekommen, etwa im November, als drei Fraktionen eine von Neumann kurzfristig angesetzte virtuelle Gemeinderatssitzung boykottierten. Ärger gab es auch wegen verschiedener Bauprojekte: Mehrfach wurde der Bürgermeister im Gemeinderat überstimmt. Neumann selbst sieht die Reibereien allerdings nicht allzu tragisch. Insgesamt habe er ein gutes Verhältnis zu seinem Gemeinderat, versichert er.

Trotzdem würde er im mehr als doppelt so großen Backnang nun gerne noch einmal neu durchstarten: „Ich glaube, dass die Mittelzentren in der Region Stuttgart eine sehr gute Zukunft haben“, erklärt der 38-Jährige. Die Mischung aus städtischem Leben und ländlicher Umgebung mache Backnang für ihn besonders reizvoll. Als Vorsitzender des Zweckverbands Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW), dem auch Backnang angehört, habe er schon Kontakte in die Stadt gehabt und unter anderem mit Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha zusammengearbeitet.

Auch wenn Stefan Neumann erklärt, die endgültige Entscheidung für seine Kandidatur sei erst nach Weihnachten gefallen, wirkt sein Wahlkampf professionell vorbereitet: Pünktlich zur Bekanntgabe seiner Kandidatur präsentierte er gestern bereits eine umfangreiche Homepage sowie Auftritte bei Facebook und Instagram. Die sozialen Netzwerke werden nach Neumanns Einschätzung in diesem Pandemie-Wahlkampf einen wichtigen Stellenwert einnehmen, auch Videochats will der CDU-Kandidat den Bürgerinnen und Bürgern anbieten. Daneben will er in den nächsten Wochen aber auch möglichst oft persönlich in Backnang sein: „Ich freue mich auf den Wahlkampf“, erklärt der 38-Jährige.

Kandidatensuche von Grünen und SPD bislang erfolglos.

Stefan Neumann ist bereits der sechste Kandidat – allesamt Männer –, der sich um die Nachfolge von Frank Nopper bewirbt. Zuvor hatten schon der Berglener Bürgermeister Maximilian Friedrich, Bürgerforum-Stadtrat Jörg Bauer sowie die unabhängigen Bewerber Marco Schlich, Roland Stümke und Jörg Lesser ihre Kandidatur angekündigt.

Eigentlich hatten auch die Grünen vorgehabt, eine eigene Kandidatin oder einen Kandidaten ins Rennen zu schicken. Willy Härtner, Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, hat allerdings Zweifel, ob das noch klappt. Ein potenzieller Kandidat habe bereits abgesagt, ein anderer zögere noch. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Härtner, der glaubt, dass etwa eine Frau aus dem links-ökologischen Lager gegen die beiden eher konservativen Bürgermeister durchaus Siegchancen hätte. Sollte es mit einem eigenen Kandidaten nicht klappen, wollen die Grünen mit allen aussichtsreichen Bewerbern Gespräche führen und anschließend entscheiden, ob sie eine Empfehlung aussprechen oder sich im Wahlkampf neutral verhalten.

Auch die SPD ist laut ihrem Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, Heinz Franke, noch im Gespräch mit möglichen Bewerbern. Ob sich einer oder eine zur Kandidatur durchringen kann, sei aber noch offen. Wichtiger als das Parteibuch ist aus Sicht des Ortsvereinsvorsitzenden Gernot Gruber aber ohnehin die Qualifikation. Dass mit Friedrich und Neumann nun zwei Verwaltungsfachleute mit Rathauserfahrung zur Wahl stehen, begrüßt der Landtagsabgeordnete deshalb.

Bis zum Bewerbungsschluss am 18. Februar ist allerdings noch reichlich Zeit. Gut möglich, dass das Kandidatenfeld in den kommenden Wochen noch weiter wächst. Hauptamtsleiter Timo Mäule hat die Wahlzettel vorsichtshalber schon einmal im großen DIN-A4-Format bestellt.

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Erstellt:
11. Januar 2021, 14:32 Uhr
Aktualisiert:
11. Januar 2021, 18:56 Uhr

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