Kurden drohen mit Freilassung von IS-Häftlingen

Nach türkischem Angriff auf Stellungen in Syrien könnten sich Lager öffnen

Istanbul /XX - Der Abzug von US-Truppen aus Syrien könnte zu einer Freilassung von bis zu 1100 Extremisten führen. Als kurdische Kämpfer im Osten Syriens kürzlich bei Gefechten gegen die Terrormiliz IS einige Gegner gefangen nahmen, zeigte sich, dass die Dschihadisten-Gruppe für radikale Muslime in aller Welt nach wie vor attraktiv ist: Aus Pakistan, den USA und Irland stammten die Gefangenen. Die Kurden bewachen in ihren Lagern nun bis zu 1100 IS-Kämpfer, darunter viele Extremisten aus dem Westen.

Weder Europa noch die USA wollen diese IS-Mitglieder wieder in ihren Ländern sehen. Doch die Kurden drohen, die Gefangenen im Fall einer nach dem US-Abzug drohenden Militärintervention der Türkei in Syrien freizulassen. Ende Dezember erklärte die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien, sie werde nicht in der Lage sein, die Häftlinge zu bewachen, wenn die türkische Armee sie angreife. Das Schicksal der IS-Leute in den Internierungslagern sei eines der wichtigsten Themen bei der Vorbereitung des US-Truppenrückzuges aus Syrien, sagte ein US-Regierungsvertreter laut der Nachrichtenagentur AP. Eine Massenfreilassung sei „unakzeptabel“, weil sich viele der Häftlinge wieder dem IS in Syrien oder anderswo anschließen würden.

Der US-Geheimdienst CIA schätzte die Zahl westlicher IS-Kämpfer in den vergangenen Jahren auf rund 2000; auch Extremisten aus Russland seien dabei. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge hält die mit den USA verbündete und von den Kurden dominierte Rebellenallianz SDF bis zu 1100 ausländische IS-Kämpfer und 2000 Familienmitglieder fest. Die Kämpfer stammen aus 31 Ländern. Nach kurdischen Angaben liegt die Zahl der inhaftierten IS-Kämpfer bei 800. Die US-Regierung erwägt laut Medienberichten, einige der gefährlichsten IS-Kämpfer ins US-Lager Guantánamo auf Kuba zu bringen und andere Extremisten in Gefängnisse im Irak zu stecken. Möglich sei auch eine Übergabe der Gefangenen an die syrische Regierung.

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Erstellt:
10. Januar 2019, 03:14 Uhr

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