Ladesäulen täglich drei Stunden angezapft

E-Fahrzeuge können seit Dezember auf Backnanger Bleichwiese geladen werden – Bilanz fällt positiv aus, doch es gibt Luft nach oben

Die Stromladesäulen auf dem Parkplatz Bleichwiese in Backnang werden täglich drei Stunden lang genutzt. So lautet die Bilanz, die jetzt mehr als ein halbes Jahr nach Eröffnung der Ladesäulen vorgelegt wurde. Die Verantwortlichen sind damit zufrieden. Oberbürgermeister Frank Nopper kündigt sogar an, dass zu den fünf bestehenden öffentlichen Ladestandorten im nächsten halben Jahr drei weitere dazukommen.

Bei der Einweihung der Ladestation auf der Bleichwiese vor acht Monaten waren OB Frank Nopper und Thomas Steffen von Backnangstrom sehr zuversichtlich, dass das Angebot gut angenommen wird. Jetzt liegen die ersten Zahlen vor: Pro Tag gibt es 1,4 Ladevorgänge. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Bei der Einweihung der Ladestation auf der Bleichwiese vor acht Monaten waren OB Frank Nopper und Thomas Steffen von Backnangstrom sehr zuversichtlich, dass das Angebot gut angenommen wird. Jetzt liegen die ersten Zahlen vor: Pro Tag gibt es 1,4 Ladevorgänge. Foto: J. Fiedler

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Bislang gibt es im Backnanger Stadtgebiet schon fünf Standorte mit insgesamt 15 Lademöglichkeiten, wobei die zwei Anschlüsse auf der Bleichwiese sogar auf öffentlichem Grund liegen. Seit Mitte Dezember können die Nutzer von E-Fahrzeugen ihre Akkus hier aufladen. Ein Angebot, das laut Thomas Steffen „sehr gut angenommen wird“. Der Geschäftsführer von Backnangstrom erklärt, „die Nutzung liegt über den Erwartungen“. Konkret handelt es sich im Schnitt um 1,4 Ladevorgänge pro Tag, der Spitzenwert betrug an einem Tag sieben Ladevorgänge. Da die durchschnittliche Ladedauer zwei Stunden beträgt, kommt Steffen so auf eine Nutzung von drei Stunden pro Tag.

Laut einer Berechnung des Energieunternehmens EnBW ist die Backnanger Ladestation auf der Bleichwiese damit eine der am meisten in Anspruch genommenen innerhalb des EnBW-Gebiets. Besser schneiden nur Säulen im Gebiet der Stadt Stuttgart ab. Aber dieses Ergebnis sei verzerrt, weil es in Stuttgart mehrere E-Carsharing-Anbieter gebe und somit eine Sondersituation bestehe.

Verdopplung der Neuzulassungen bei E-Fahrzeugen bis Jahresende

Oberbürgermeister Frank Nopper stimmt in das Loblied nicht ganz ein, „bei eineinhalb Ladevorgängen pro Tag gibt es bei den Strombetankungen noch jede Menge Potenzial nach oben“. Zuversicht, dass dieses Potenzial demnächst ausgeschöpft wird, wird durch die neuesten Zulassungszahlen geweckt. Nopper: „Bei der Zulassung von Elektrofahrzeugen gibt es bis Ende des Jahres voraussichtlich eine Verdopplung. Dabei handelt es sich jedoch um eine Verdopplung auf äußerst niedrigem Niveau.“

In der Tat. Bis Jahresende 2018 waren in Backnang 48 Elektrofahrzeuge registriert, das entspricht bei 25604 Fahrzeugen insgesamt einem Anteil von 0,19 Prozent. Bis zum 1. August dieses Jahres stieg die Zahl der E-Fahrzeuge auf 78, was einem Anteil von 0,30 Prozent entspricht. Zählt man die 48 Plug-in-Hybrid-Modelle noch dazu, dann steigt die absolute Zahl der E-Fahrzeuge auf 126, der Anteil an den Gesamtfahrzeugen (25954) auf 0,49 Prozent. Bei den Neuzulassungen steigt in diesem Jahr der Anteil der Elektrofahrzeuge auf drei Prozent. Der Wert teilt sich auf in zwei Prozent reine Elektrofahrzeuge und ein Prozent Plug-in.

Die geringen Zulassungszahlen sind für Thomas Steffen kein Grund für Pessimismus, „unsere Erwartung war nie auf eine bestimmte Zahl festgelegt“. Er verweist auf andere Standorte, „die werden manchmal eine ganze Woche lang gar nicht genutzt“. Gleichzeitig erinnert er daran, dass Stromladesäulen eine Innenstadt attraktiver machen und sogar direkt stärken. „Viele Passanten fahren nicht einfach zum Laden an die Ladesäulen, sondern sie verknüpfen dies mit anderen Tätigkeiten und nutzen die Zeit etwa für Einkäufe in der Innenstadt.“ Trotz aller Skepsis steht Nopper zu der Technik. So werden innerhalb des nächsten halben Jahres zwei weitere Standorte – kommunal und halbkommunal – eröffnet. Es handelt sich dabei um Ladestationen auf dem Stiftshof und auf dem Parkplatz an der Oberen Bahnhofstraße gegenüber dem Bürgerhaus. Zudem wird das Kaufland Nord nach seiner Eröffnung ebenfalls Stromladesäulen anbieten. So rechnet Nopper vor, dass den fünf bestehenden Standorten in naher Zukunft drei weitere folgen werden. Nopper möchte damit zum Ausdruck bringen, dass er trotz aller berechtigten Skepsis, was den geringen Anteil der E-Autos angeht, auch in dieser Technik die Zukunft sieht. Wobei er sofort einschränkt, ebenso wie in anderen Techniken auch, wie etwa dem Wasserstoffantrieb.

Auf der Bleichwiese gab es anfangs Probleme mit Fremdparkern vor den Ladesäulen. Steffen: „Das lag daran, dass es keine Markierung auf dem Boden gab, die konnten wir im Winter wegen der Witterung nicht aufbringen. Inzwischen ist dies geschehen, und seither stehen auch keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf den reservierten Plätzen.“ Auf der anderen Seite berichtet Steffen inzwischen von E-Autos, die vor den Ladesäulen stehen, aber gar nicht Strom tanken. „Das ist genauso verwerflich.“

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Erstellt:
13. August 2019, 06:00 Uhr

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