Land will stillgelegte Bahnstrecken wieder nutzen
Verkehrsminister Hermann lässt Machbarkeit für Hunderte Kilometer Gleise prüfen
Hunderte Kilometer von Bahngleisen sind in den vergangenen 25 Jahren in Baden-Württemberg stillgelegt worden. Jetzt prüft das Landesverkehrsministerium landesweit die Reaktivierung.
Stuttgart Die erfolgreiche Wiederbelebung der Bahnstrecken von Rudersberg in den Welzheimer Wald (Rems-Murr-Kreis) oder von Münsingen nach Kleinengstingen auf der Schwäbischen Alb soll Schule machen. Wie das Landesverkehrsministerium unserer Zeitung bestätigte, werde gegenwärtig eine Potenzialabschätzung vorbereitet. Ziel sei es, bis Ende 2020 eine landesweite Reaktivierungsstrategie zu entwickeln.
Gegenwärtig würden die Ergebnisse einer Befragung aller Landkreise, kreisfreien Städte und der einschlägigen Branchenverbände ausgewertet. Es gehe darum, welche Strecken aus lokaler Sicht gegebenenfalls für eine Reaktivierung infrage kämen, hieß es. In einem zweiten Schritt sollen einzelne Strecken detailliert untersucht werden.
In den letzten 25 Jahren war das Bahnnetz im Land massiv ausgedünnt worden. Allein die Deutsche Bahn verzichtete auf 218 Bahnkilometer, darunter kurze Ergänzungsgleise, aber auch längere Strecken wie die Hesse-Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt. Doch damit soll nach dem Willen von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) Schluss sein. „Wir reden nicht mehr von Streckenstilllegungen, sondern über ein Reaktivierungsprogramm. Wo immer es vor Ort Interesse gibt, werden wir die Reaktivierung von Bahnstrecken unterstützen, wenn es sinnvoll und praktikabel ist“, sagte er unserer Zeitung.
Vielerorts trifft das Ministerium auf laufende Überlegungen. So soll noch im Januar im Göppinger Kreistag eine Studie zur Wiederbelebung der seit 1989 nur noch vom Güterverkehr genutzten und seit 1997 gänzlich stillgelegten Bahnstrecke von Göppingen nach Bad Boll vorgestellt werden. Sie soll über einen Neubau mit der ebenfalls stillgelegten Strecke von Weilheim nach Kirchheim/Teck verbunden werden.