Nach Unfall mit Löwenbaby: Nashornvogel eingefangen

dpa/lsw Waghäusel. Ein Löwenbaby und ein entflogener Nashornvogel - nicht alle Tage macht die Polizei solche Entdeckungen bei einem Unfall. Der exotische Vogel wurde wohl eingefangen, doch ob beim Transport der Tiere alles mit rechten Dingen zuging, bleibt unklar.

Das bei einem Transport-Unfall gerettete weiße Löwenbaby sitzt bei seiner Ankunft im Reptilium Landau in einer Box. Foto: Reptilium Landau/dpa/Archiv

Das bei einem Transport-Unfall gerettete weiße Löwenbaby sitzt bei seiner Ankunft im Reptilium Landau in einer Box. Foto: Reptilium Landau/dpa/Archiv

Knapp zwei Tage nach der Entdeckung eines Löwenbabys bei einem Unfall, ist ein Nashornvogel eingefangen worden. Das exotische Tier wurde in der Nacht zum Donnerstag in Waghäusel (Kreis Karlsruhe) entdeckt.

Die Berufstierrettung geht davon aus, dass es sich bei dem Silberwangenhornvogel um den vom Unfallort davongeflogenen Vogel handelt: „Das Tier wurde nur rund fünf Kilometer vom Unfallort entdeckt und diese Art ist sehr selten“, sagte Michael Sehr, Geschäftsführer der Berufstierrettung Rhein-Neckar. Das Ergebnis einer abschließenden Prüfung stehe aber noch aus. Mehrere Zeugen hatten nach dem Unfall am Dienstag einen Vogel gesehen, den sie als tukanähnlich beschrieben.

Wie auch schon das verschreckte Löwenbaby, das am Dienstag in einer Kiste des verunfallten Anhängers auf der Autobahn bei Kronau gefunden wurde, ist der exotische Vogel inzwischen im Reptilienzoo in Landau untergebracht. „Dem Vogel geht es soweit in Ordnung, er ist lediglich etwas abgemagert“, sagte Sehr.

Das Löwenjunge und der Nashornvogel sollten wohl von der Slowakei aus nach Spanien in den Raum Barcelona gebracht werden. Weiterhin unklar ist, ob der Transport der Tiere rechtmäßig war, und für wen die Tiere gedacht waren.

Für einen legalen Transport exotischer Tiere benötigt man Artenschutzpapiere sowie sogenannte „Traces-Bescheinigungen“. In diesen von der Europäischen Union eingeführten Bescheinigungen sind die Zustimmungen der Ämter des Ausgangsortes sowie des Bestimmungsortes der Tiere enthalten, wie Henriette Mackensen, Tierärztin und Fachreferentin des Deutschen Tierverbundes sagte.

Diese Dokumente sollten laut Mackensen für gewöhnlich in einem einheitlichen internationalen Format aufbereitet sein. Der Fahrer des Kleinbusses, in dem sich die Tiere befanden, hatte der Polizei Papiere überreicht. Diese müssen jedoch noch aus der slowakischen Sprache übersetzt werden, wie ein Polizeisprecher sagte. „Der unrechtmäßige Transport von exotischen Tieren ist leider keine Seltenheit“, so Mackensen.

Privaten Züchtern in Osteuropa sei es erlaubt exotische Tiere zu züchten und diese über Internetportale zu vertreiben. Auch für artgeschützte Vögel gebe es einen Onlinemarkt, jedoch meist für seltene Papageienarten. Der Vertrieb eines Nashornvogels sei ungewöhnlich. „Für solche Tierarten zahlen Sammler jedoch mit Sicherheit Unsummen“, so die Expertin. In Baden-Württemberg ist die Haltung der Tiere unter Auflagen ebenfalls erlaubt.

Mit dem Verkauf von außergewöhnlichen Tieren können Händler nach Schätzungen der Fachreferentin zwischen 2000 und 25 000 Euro verdienen.

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Erstellt:
9. September 2020, 11:54 Uhr

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