Lange Haft für Automatensprenger ohne Beute

dpa/lrs Mainz. Geldautomaten-Sprenger, die mit hohem Tempo der Polizei davonrasen, haben wiederholt Schlagzeilen gemacht. Nun schicken Mainzer Richter ein Mitglied einer mutmaßlichen Großbande hinter Gitter.

Ein hölzerner Hammer liegt auf der Richterbank in einem Verhandlungssaal des Landgerichts. Foto: Uli Deck/Archivbild

Ein hölzerner Hammer liegt auf der Richterbank in einem Verhandlungssaal des Landgerichts. Foto: Uli Deck/Archivbild

Wegen der Sprengung von Geldautomaten hat das Landgericht Mainz am Dienstag einen Mann zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Die 1. Strafkammer ging nach langer Beweisaufnahme davon aus, dass der 33-Jährige als Teil einer auf 250 Mitglieder geschätzten niederländischen Bande bei je einer Automatensprengung im Sommer 2017 in Mainz-Finthen und im März 2018 in Karlsruhe beteiligt gewesen war. Demnach leiteten die Täter ein Gasgemisch in die Automaten, das sie per Elektro-Fernzünder zur Explosion brachten. Wegen der Sicherheitsvorrichtungen der Geldinstitute gelang es den Männern aber nicht, die Geldkassetten aus den zerstörten Automaten zu erbeuten.

Die Verteidigung hatte Freispruch für ihren Mandanten gefordert. Zwar seien sowohl an einem in Mainz entdeckten Handschuh als auch im Fall Karlsruhe am Fluchtfahrzeug und an Kleidung seine DNA und Fingerabdrücke gefunden worden. Da jedoch laut den niederländischen Ermittlern hinter dem 33-Jährigen eine große Bande gestanden habe, die aus einem eigenen Lager Tätergruppen mit Kleidung, Werkzeug, Gas, Elektrozünder und Autos ausrüstet habe, sei die Übertragung der DNA von anderen Bandenmitgliedern nicht auszuschließen. Ebenso, dass der junge Mann zu einem anderen Zeitpunkt die Kleidung getragen oder im Auto gefahren sei.

Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen sieben Jahre und acht Monate Haft für den 33-Jährigen gefordert. Der junge Mann schwieg im Prozess. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die DNA im Handschuh war die Spur in die Niederlande gewesen. Die Ermittler überwachten Telefone und brachten Peilsender an Autos an. So gelang die Verfolgung von mutmaßlichen Tätern bis nach Karlsruhe. Als auch dort der Geldraub missglückte, hängte sich die Polizei an ein Auto, das mit mehr als 250 Kilometern pro Stunde über die Autobahn in Richtung Köln raste.

Ein Polizeiwagen verunglückte bei einem Rammversuch, ein Hubschrauber musste wegen Problemen abdrehen. Dann bescherte eine Bahnschranke der Polizei eine Zwangspause in Köln. Die Täter entkamen, das Fluchtauto wurde verlassen an einer Tiefgarage gefunden. Erst im September 2018 konnte der jetzt Verurteilte in Spanien festgenommen werden. Auch sein Bruder, der bei der Tat in Karlsruhe dabei gewesen sein soll, wurde gefasst.

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Erstellt:
25. Juni 2019, 18:37 Uhr

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