Laufend BKZ: Mit guter Laune durch strömenden Regen

Knapp 30 Frauen und Männer der Trainingsgruppe, die sich seit Mitte September auf den Backnanger Silvesterlauf vorbereitet hat, trotzen beim Zehn-Kilometer-Testlauf den widrigen Witterungsbedingungen. Von Oppenweiler geht es nach Sulzbach und sofort wieder zurück.

Martin Knödler, Stefanie Hägele und Steffi Wilbert-Simon (von links) lassen sich den Spaß vom Regen nicht nehmen. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Martin Knödler, Stefanie Hägele und Steffi Wilbert-Simon (von links) lassen sich den Spaß vom Regen nicht nehmen. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Es herrscht tristes Novemberwetter an diesem Sonntagmorgen. Und das ist eher noch eine Untertreibung, denn zum Grau in Grau gesellt sich andauernder Regen. Als Brigitte Würfel, die Leiterin des Laufend-BKZ-Kurses, mit einem Mitglied des Betreuerteams von Oppenweiler nach Sulzbach an der Murr und wieder zurück fährt, um auf der Zehn-Kilometer-Teststrecke alle 1000 Meter ein grünes Hütchen mit der entsprechenden Kilometerzahl zu platzieren, peitschen die Tropfen immer wieder heftig gegen die Windschutzscheibe. Vor allem dann, wenn sich gerade die Hoffnung einstellt, dass der Regen nachlässt oder pünktlich aufhört.

Das Duo stellt sich die Frage, ob die Arbeit vielleicht völlig umsonst ist, weil keiner kommt. Es wäre nachvollziehbar bei diesem absoluten Schietwetter, wie man im Norden sagt. Umso größer ist die Überraschung, als am vereinbarten Treffpunkt in der Sturmfedergemeinde bereits knapp 30 Frauen und Männer auf ihren Einsatz warten, anstatt es sich in der warmen und vor allem trockenen Wohnstube auf dem Sofa bequem zu machen. „Das war richtig stark und zeigt die hohe Motivation der Teilnehmer“, freut sich Brigitte Würfel über die beeindruckende Resonanz in Anbetracht der äußeren Umstände. „Bei schönem Wetter kann jeder laufen“, fügt die Kursleiterin schmunzelnd hinzu. Sie hätte auch sagen können, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur die falschen Klamotten gibt. Das beherzigen ihre Schützlinge insofern als sie die passende Funktionskleidung tragen. Die Schirme, unter denen manche von ihnen während der Wartezeit noch Schutz vor dem Regen suchen, verschwinden nun aber in den Autos.

Eine ebene Strecke für die Einsteiger, um erstmals zehn Kilometer zu schaffen

Los geht es mit dem Aufwärmprogramm, auf das die AOK-Sportpädagogin, die schon seit der Premiere vor zehn Jahren bei Laufend BKZ die Kommandos gibt, großen Wert legt. Nicht weil sie die Sportler mit den verschiedenen Koordinationsübungen im Rahmen des lockeren Einlaufens ärgern möchte: Ziel ist vielmehr, auf Betriebstemperatur zu kommen und Verletzungen – insbesondere im muskulären Bereich – vorzubeugen. Das ist bei diesem Wetter umso wichtiger, nach ein paar Minuten ist es allerdings so weit: ab an die imaginäre Startlinie.

Rebecca Schüle prescht in einem derart hohen Tempo vorneweg, dass selbst ein erfahrener Läufer wie Achim Wöhrle, der zum Betreuerstab zählt, nur mit Mühe dranbleiben kann. Die 36-Jährige darf aber auch getrost als Fortgeschrittene bezeichnet werden und ist deshalb nicht der Maßstab für die vielen Einsteiger, die den Kern der Laufend-BKZ-Gruppe bilden. Vor allem für sie „haben wir bewusst eine ebene Strecke ausgewählt“, erläutert Brigitte Würfel, warum der Weg immer entlang der Murr oder der Bahnlinie verläuft und nicht etwa den steilen Anstieg zum Eschelhof hinauf. Es geht darum, die zehn Kilometer vielleicht sogar zum ersten Mal an einem Stück zu schaffen und damit die Gewissheit zu gewinnen, das auch beim Silvesterlauf zu bewältigen.

Stefanie Hägele hat diese Distanz bereits gemeistert, doch das ist mittlerweile beinahe zwölf Monate her. Es war gegen Ende des vergangenen Laufend-BKZ-Kurses, bei dem sie auch schon mitgemacht hatte. Damaliges Problem: Das traditionsreiche Rennen in der Backnanger Innenstadt zum Jahresausklang wurde wegen der coronabedingten Einschränkungen abgesagt. Das finale Ziel und die Möglichkeit, das Erarbeitete in die Tat umzusetzen, waren damit abhanden gekommen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sagte sich die 44-Jährige und meldete sich ein zweites Mal für das Zeitungsprojekt in Kooperation mit der AOK an. Zuletzt waren es maximal acht bis neun Kilometer, die Hägele mit ihren Laufend-BKZ-Mitstreitern beim wöchentlichen Treffen oder auf eigene Faust bei den zusätzlichen Einheiten absolvierte. Nun also der „Zehner“, bei dem sie sich anfangs noch locker mit ihren Nebenleuten unterhielt. „Auf den letzten zwei Kilometern ist es etwas zäher geworden“, erzählt die Backnangerin. „Aber wenn Brigitte sagt, dass wir zehn Kilometer laufen sollen, machen wir das auch“, schiebt sie lachend nach. Es hat sich gelohnt, auf die Kursleiterin zu hören, denn „im Ziel war es ein super Gefühl. Ich fand es vor allem toll, es bei diesem Wetter geschafft zu haben.“

Ähnlich äußerten sich auch andere Teilnehmer gegenüber Brigitte Würfel. „Im Ziel waren alle stolz, dass sie die zehn Kilometer geschafft haben und manche waren sogar schneller als sie sich das vorgestellt hatten“, berichtet sie. Um die Zeit geht es allerdings gar nicht vorrangig, zumindest nicht für die Einsteiger. Für die gilt an Silvester eher das olympische Motto; damit geht es ums Mitmachen an sich. Noch etwas mehr als ein Monat bleibt für den Feinschliff, für den auch die Extraeinheiten an den Donnerstagen im Dezember auf der Silvesterlaufstrecke sorgen sollen. „Ich vertraue voll auf das Programm von Brigitte Würfel und bin mir sicher, dass wir am Ende auch den Anstieg in der Marktstraße schaffen werden“, sagt Stefanie Hägele. So wie schon die vorherigen Generationen bei Laufend BKZ.

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Erstellt:
24. November 2022, 06:00 Uhr

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