Schulen
Lehrerverband fordert erheblich größeres Startchancen-Programm
Die OECD hat Deutschland in Sachen Chancengerechtigkeit ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Der Lehrerverband dringt auf Konsequenzen.

© Helen Ahmad/dpa
Wie viel Hilfe gibt es für Schülerinnen und Schüler, die es besonders schwer im Leben haben?
Von Tobias Peter
Der Deutsche Lehrerverband fordert mindestens eine Verdoppelung des Startchancenprogramms zur Unterstützung von Schulen. „Der aktuelle OECD-Bericht hat gezeigt, dass es in Deutschland weiter stark an Chancengerechtigkeit mangelt“, sagte der Präsident des Lehrerverbandes, Stefan Düll, unserer Redaktion. „Dringend notwendig ist zusätzliches Personal, das sich gezielt Zeit für die Kinder nehmen kann“, fügte er hinzu.
Viele Schüler ohne Abschluss
Mit dem Startchancen-Programm von Bund und Ländern sollen Schulen mit einem besonders hohen Anteil sozial benachteiligter Schüler gefördert werden. „An nahezu allen 18 000 Grund-, Haupt- und Mittelschulen in Deutschland besteht ein enormer, besonders herausfordernder Förderbedarf“, sagte Düll. Daran ändere das aktuelle Startchancenprogramm gerade einmal für 4000 Schulen etwas. „Es braucht erheblich mehr Mittel für das Startchancenprogramm – selbst mit einer Verdoppelung wäre es nicht getan“, betonte der Lehrerpräsident. „Sonst kann Deutschland bei der Chancengerechtigkeit nicht ausreichend aufholen.“
Auch die Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, Saskia Esken (SPD), sagte unserer Redaktion: „Der Bildungsbericht der OECD legt noch einmal deutlich den Finger in die Wunde: In kaum einem anderen Land hängt der Bildungserfolg so stark von der sozialen Herkunft ab wie in Deutschland.“ Esken lobte das Startchancenprogramm. Derzeit erreiche man damit etwa zehn Prozent der Schulen. Die frühere SPD-Chefin sagte aber auch, 25 Prozent der Grundschulkinder fehle ein notwendiges Maß an Grundfertigkeiten. Zudem wachse die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss. Das zeige, so Esken: „Wir haben noch viel mehr zu tun.“
Der Chef der Pisa-Studie, Andreas Schleicher, hatte mit Verweis auf Zahlen im OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ gesagt, Deutschland sei in Sachen Chancengerechtigkeit schlechter als die USA.