Kirche und Küche

Leib Christi: Wie Hostien gebacken werden

Für das runde Backwerk für Gottesdienste gibt es eigene Bäckereien. Vor allem in Klöstern. Es werden aber weniger.

Frisch gebackene und gestanzte Hostien, aufgenommen in der Backstube im Kloster Heilig Kreuz.

© Birgit Reichert/dpa

Frisch gebackene und gestanzte Hostien, aufgenommen in der Backstube im Kloster Heilig Kreuz.

Von Markus Brauer/dpa

Hostien gehören zum katholischen Gottesdienst wie das Amen in der Kirche. Als Leib Christi werden sie jedes Jahr millionenfach katholischen Christen beim Abendmahl gereicht. Doch wo kommt das runde Backwerk eigentlich her? Im normalen Supermarkt kann man es nicht kaufen.

Heiliges Handwerk in der Backstube

„Dafür gibt es Hostienbäckereien wie unsere“, sagt Schwester Mercy in der Backstube im Kloster Heilig Kreuz im saarländischen Püttlingen. Nach festen Regeln wird das Backwerk in vier verschiedenen Größen gefertigt. „Wir verwenden nur Weizenmehl und Wasser“, erklärt die Oberin des Klosters.

So wie es die Tradition will und es eine Art Reinheitsgebot vorschreibt. Seit 1958 gibt es in dem Kloster eine Hostienbäckerei. Anfangs sei sie klein gewesen, aber die Nachfrage sei gestiegen und die Produktion gewachsen. Heute werden hier rund 2,5 Millionen Hostien jährlich gebacken. „Das geht nur mit Unterstützung vieler Ehrenamtlicher“, berichtet die 46-Jährige Ordensfrau.

Immer Hostienbäckereien schließen

Die Hostien gehen an viele Kirchengemeinden in Rheinland-Pfalz und im Saarland. „Wir haben auch Bestellungen aus Berlin, München, Dresden und Köln“, erzählt Werner Pink, der als Ehrenamtlicher im Bäckerei-Team im Vertrieb hilft. Kunden sind katholische und evangelische Gemeinden. Und es werden mehr. „Das liegt daran, dass andere Hostienbäckereien schließen.“

Die Gründe dafür: Es gebe weniger Ordensschwestern und weniger Gemeinschaften. Zudem rentiere es sich für manche Standorte wegen gestiegener Kosten für Energie nicht mehr, teilt Pink mit. In Püttlingen mache man mit der Hostienbäckerei „auch dank des Ehrenamtes“ noch ein leichtes Plus. Sieben oder acht Mal im Jahr werde jeweils fast 14 Tage gebacken.

Volle Konzentration beim Backen

Zunächst wird der Teig angerührt. „Acht Liter Wasser plus sechs Kilo Mehl werden vier Minuten verquirlt“, erläutert Schwester Mercy an der Rührmaschine. Dann wird der Teig in einem Automaten bei um die 190 Grad in Backeisen zwei Minuten lang zu Hostienplatten gebacken. „Man muss sich dabei gut konzentrieren. Sonst gibt es einen Stau in der Maschine.“

Die trockenen Platten werden dann in einem extra Raum auf Regalen ausgelegt und mit einem Raumluftbefeuchter geschmeidig gemacht. Anschließend geht es ans Ausstanzen. Mit einer mit Fußkraft betriebenen Stanzmaschine werden aus Platten-Stapeln dann Hostien ausgedrückt – von 3,1 Zentimeter bis 15 Zentimeter im Durchmesser.

Viele Schritte bis zu abgepackten Hostien

Dann kommen die ehrenamtlichen Helfer ins Spiel. Sie nehmen jede Hostie in die Hand und prüfen sie unter anderem auf Brüchigkeit. Nur die Guten kommen in den Korb zum späteren Verkauf, die anderen werden aussortiert und dann unter anderem für Paniermehl oder Müsli verwendet. Nach einem finalen Trockengang werden die Hostien dann verpackt - meist in 1000er-Tütchen.

„Alles ist Handarbeit“, sagt Schwester Mercy, die aus der indischen Provinz Kerala stammt. Es gebe im Jahr bestimmte Zeiten, in denen immer besonders viel gebacken werde. Dies sei in der Regel vor Weihnachten, vor Ostern und vor Firmungen. Im Kloster Heilig Kreuz leben insgesamt sechs Nazarethschwestern.

Zahl der klösterlichen Hostienbäckereien sinkt

Wie viele Hostienbäckereien es bundesweit noch gibt, könne man nicht abschätzen, sagt Pink. Auch die Deutsche Ordensobernkonferenz hat keine Übersicht über die Zahl.

Eine weitere Hostienbäckerei gibt es in Koblenz im Kloster Bethlehem. Hier stellen die Klarissen-Kapuzinerinnen rund 2,3 Millionen Hostien im Jahr her, wie Schwester Maria Gabriele berichtet. „Ohne die Hostie, ohne das Brot, kann keine heilige Messe gefeiert werden.“ In dem Kloster leben 19 Schwestern.

Wichtig sei, dass die Hostie am Ende „ganz glatt“, erklärt sagt sie. Denn nach Wandlung werde nach katholischer Lehre die Hostie zum Leib Christi. „Da sollte man sorgfältig darauf achten, dass nichts abfällt.“ Die Hostien lieferten sie an Kunden im Bistum Trier, aber auch nach München, Berlin oder bis nach Italien.

Was ist eine Hostie?

HostieIn der Hostie ist nach katholischer Auffassung Jesus Christus leibhaft gegenwärtig. Diese „Gegenwart Christi im Sakrament des Altares“ wird in der Eucharistie gefeiert. Als Danksagung (von griechisch „eucharistéo“) ist es eine der grundlegenden Ausdrucksformen des christlichen Glaubens.

Abendndmahl Alle Kirchen sehen im Abendmahl eine Erinnerungsfeier an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Verhaftung und Kreuzigung. Allerdings wird das, was im Abendmahl geschieht, und die Weise, wie Christus gegenwärtig ist, theologisch sehr unterschiedlich gedeutet.

Katholische KircheDie Katholische Kirche spricht von der Eucharistie, in der die Gläubigen die Kommunion empfangen (von lateinisch „communio“, Gemeinschaft). Durch die Einsetzungsworte des Priesters im Hochgebet wird das Brot zum Leib und der Wein zum Blut Christi gewandelt (sogenannte Transsubstantiation, lateinisch für Wesensverwandlung).

Lutheraner Martin Luther war der Auffassung, dass Christus in Brot und Wein körperlich zugegen ist (sogenannte Realpräsenz).

Reformierte Nach reformiertem Verständnis (Hulderych Zwingli, Jean Calvin) ist das Abendmahl nur ein Zeichen (Symbol) für die Gegenwart Gottes. Die evangelischen Kirchen sprechen statt von Eucharistie von Abendmahl, um den Zusammenhang der Feier mit dem letzten Mahl Jesu deutlich zu machen.

Brot des Lebens In der Bibel wird das Brot als symbolische Nahrung verstanden, die nicht nur den Leib, sondern auch die Seele nährt und stärkt. „Ego sum panis vitae“ – „Ich bin das Brot des Lebens“ – sagt Jesus von sich im Neuen Testament (Johannesevangelium Kapitel 6, Vers 35). Christus, der Gesalbte, ist der Mittler zwischen Himmel und Erde, Schöpfer und Mensch, der inkarnierte Sohn Gottes, der als lebendiges Brot vom Himmel kommt. Seinen Höhepunkt hat diese Brot-Symbolik im christlichen Abendmahl, in dem das Brot den Leib des auferstandenen Christus, das heißt seine reale Gegenwart in der Welt und die Gemeinschaft mit ihm im Abendmahl, darstellt.

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Erstellt:
23. Dezember 2025, 12:18 Uhr
Aktualisiert:
23. Dezember 2025, 12:26 Uhr

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