Leipziger Stadtrat beschäftigt sich mit „Querdenken“-Demo

dpa/sn Leipzig. Nach der zügellosen „Querdenken“-Demo in Leipzig und heftiger Kritik daran hat die Landesregierung Konsequenzen gezogen. Am Mittwoch beschäftigt das Thema die Kommune.

Die Polizei ging von 20.000 Teilnehmern bei der Demonstration aus. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Die Polizei ging von 20.000 Teilnehmern bei der Demonstration aus. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Mit der außer Kontrolle geratenen „Querdenken“-Demonstration vom vergangenen Wochenende beschäftigt sich heute der Leipziger Stadtrat. Die Fraktionen der Linken, Grünen und der SPD haben jeweils dringliche Anfragen eingereicht.

Darin wollen sie von der Stadtverwaltung unter anderem wissen, wie die Lage vorab eingeschätzt wurde, mit welchen Teilnehmerzahlen gerechnet wurde, und warum die Versammlung trotz massenhafter Verstöße gegen die Demo-Auflagen erst nach mehr als zwei Stunden aufgelöst wurde.

Am Dienstagabend legte das Sächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) die Begründung für seinen umstrittenen Beschluss vor. Dieser hatte die Versammlung in der Innenstadt erlaubt. Die Stadt Leipzig hatte die Demonstration zuvor eigentlich auf einen großen Messe-Parkplatz am Stadtrand verlegen wollen. Laut Begründung gingen die Richter von 16.000 Teilnehmern aus. Dabei bezogen sie sich auf eine Gefahrenprognose der Polizei. Für eine solche Menschenmenge sei der Augustusplatz in Leipzig groß genug gewesen, auch unter Wahrung der Corona-Abstandsanforderungen von sechs Quadratmetern pro Person, hieß es.

Zudem habe der von den Veranstaltern von Anfang an gewünschte Platz zumindest „eine gewisse Wahrscheinlichkeit“ geboten, dass sich die Menschen auch wirklich dort versammeln und nicht ungeordnet in der Stadt verteilen, teilte das OVG am Dienstagabend in Bautzen mit. Nach der Verlegung an die Messe hatte der Anmelder angekündigt, die Demo dort nicht abhalten zu wollen.

Tatsächlich versammelten sich am Samstag deutlich mehr als 16.000 „Querdenker“ in der Leipziger Innenstadt. Die Polizei ging von 20.000 Teilnehmern aus. Die Initiative „Durchgezählt“, eine Forschungsgruppe der Universität Leipzig, schätzte die Gesamtzahl sogar auf 45.000. Ganz überwiegend trugen die Demonstranten nicht die geforderten Masken. Die Stadt löste die Versammlung auf. Danach erzwangen die Menschen einen Gang über den Leipziger Ring.

Als erste Konsequenz für das Chaos verschärfte die sächsische Landesregierung Regeln für Versammlungen. Sie sollen künftig auf 1000 Teilnehmer begrenzt werden. Im Einzelfall sollen auch größere Kundgebungen möglich sein, wenn technische und organisatorische Maßnahmen getroffen werden, um das Infektionsrisiko zu senken. Bisher sieht die sächsische Corona-Schutzverordnung keine Begrenzung bei Versammlungen vor. Die neue Verordnung soll ab Freitag gelten.

© dpa-infocom, dpa:201111-99-289222/2

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Erstellt:
11. November 2020, 04:34 Uhr

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