Natur in Flammen
„Löschpanzer“ und bessere Prävention: Was hilft gegen Waldbrände?
Seit Tagen brennen Wälder in Deutschland. Bei der Bekämpfung solcher Brände hat Deutschland laut Experten gute Voraussetzungen – doch es bleibt einiges zu tun.

© Michael Reichel/dpa
Feuerwehrleute beim Einsatz in Thüringen: Lange spielte das Thema Waldbrand auch in der Ausbildung keine Rolle.
Von Tobias Heimbach
Die Rauchsäulen sind kilometerweit zu sehen, der Brandgeruch sogar in weit entfernten Städten bemerkbar. Seit Tagen fressen sich Brände durch Wälder in Sachsen und Thüringen, bereits Hunderte Hektar Natur sind vernichtet. Hubschrauber kreisen in der Luft, um Wasser abzuwerfen. Im sächsischen Gohrischheide waren 650 Löschkräfte im Einsatz. Mehrere Dörfer wurden evakuiert. Zu groß war die Gefahr, dass der Wind das Feuer in Richtung der Häuser drückt.
In Thüringen brennt es in der Gemeinde Saalfelder Höhe, 250 Hektar sind verwüstet. Der Landesbetrieb Thüringen Forst stuft das Feuer als größten Waldbrand seit 30 Jahren ein. Schwarz verkohlte Baumstümpfe waren alles, was die Flammen übrig ließen. Die höchste Waldbrandwarnstufe gilt auch für Teile Baden-Württembergs, Bayerns, Sachsen-Anhalts und Mecklenburg-Vorpommerns. Und der Sommer hat erst begonnen.
Mit der fortschreitenden Klimaerhitzung steigt das Risiko für stärkere Waldbrände auch in Deutschland. Was kann man tun, um sich besser darauf vorbereiten?
Zunächst einmal habe Deutschland gute Voraussetzungen, Waldbrände effektiv zu bekämpfen, sagt Ulrich Cimolino. Er leitet den Arbeitskreis Waldbrand beim Deutschen Feuerwehrverband. „Nach den Landesfeuerwehrgesetzen muss jede Kommune eine geeignete und leistungsfähige Feuerwehr unterhalten. Dadurch haben wir viele Einsatzkräfte aus dem Ehrenamt in der Fläche. Und diese sind oftmals sehr schnell am Einsatzort.“ Im Gespräch mit dieser Redaktion sagte er, es gebe zwar seit 2018 in den Sommern regelmäßig Waldbrände – aber über Jahrzehnte habe das Thema in Deutschland kaum eine Rolle gespielt. „Daher gibt es insbesondere bei der Ausrüstung und der Ausbildung bis heute Defizite“, sagte Cimolino.
Als Beispiel nennt er die Schutzkleidung von Feuerwehrleuten. Diese sei darauf ausgelegt, bei Bränden in Innenräumen wirkungsvoll zu schützen und entsprechend dick und schwer. Wenn man Waldbrände bei 35 Grad im Schatten löscht, sei diese Kleidung nicht geeignet. „Viele verletzte Feuerwehrleute, die wir bei Waldbränden hatten, litten an Dehydrierung und Hitzeschlag – eine Folge der nicht geeigneten Schutzkleidung“, sagt Cimolino.
Doch nicht nur bei der persönlichen Schutzausrüstung hapere es, sagt er. „Damit wir Waldbrände effektiv bekämpfen können, brauchen wir für ganz Deutschland 15 bis 20 geschützte und gepanzerte Lösch- beziehungsweise Führungsfahrzeuge“, sagt Cimolino. Diese auch als „Löschpanzer“ bezeichneten Fahrzeuge sind aus seiner Sicht notwendig, weil in vielen Waldbrandgebieten Munition im Boden liege, auch in den aktuellen Brandgebieten. „Das ist extrem gefährlich. Ohne solche geschützten Fahrzeuge kann man die Feuer dort nicht effektiv löschen“, sagt er. Cimolino schlägt vor, dass die Löschpanzer durch die Bundeswehr angeschafft werden sollten. Löschflugzeuge brauche es hingegen für die Brandszenarien in Deutschland nicht, sagt Cimolino. Hubschrauber seien besser geeignet und auch in ausreichender Stückzahl verfügbar.
Allerdings bleibt auf bürokratischer Ebene einiges zu tun. So mahnt Cimolino eine bessere Koordination zwischen den Bundesländern und anderen beteiligten Akteuren an, etwa der Forstwirtschaft dem, Umweltschutz, Polizeien, Bundeswehr, THW und anderen Hilfsorganisationen. Inzwischen gibt es eine Arbeitsgruppe zwischen Bund und Ländern, die das verbessern soll. Entscheidend auch: Bislang müssen in einigen Bundesländern die Gemeinden für die Kosten des Löscheinsatzes aufkommen. „Das überfordert viele finanziell und müsste entsprechend geändert werden. Keine Gemeinde oder Landkreis kann sich Löschhubschrauber leisten“, sagt Cimolino. Auch zur Prävention könne einiges getan werden. In gefährdeten Gebieten brauche es Wege, die die Feuerwehr befahren kann. Andere Länder würden auch Löschwasserleitungen in Wäldern verlegen oder Tankbehälter dort stationieren, wo es keine Seen oder Bäche gibt.
Zudem müsse die Forstwirtschaft ihren Anteil zum Schutz gegen Waldbrände leisten, fordert Cimolino. „Man kann andere Baumarten pflanzen, damit der Bestand resistenter gegen Waldbrände wird“, sagt er. Dabei betont er: „Das ist eine Aufgabe für Jahrzehnte.“