Lücke im Radwegenetz wird geschlossen

Backnang investiert im Bereich Obere Walke 1,15 Millionen Euro in den Wegebau und die Neugestaltung des Murrufers

Eine weitere Lücke im Radwegenetz der Backnanger Innenstadt wird geschlossen. Es handelt sich um das 500 Meter lange Teilstück entlang der Murr im Bereich der Straße Obere Walke. Insgesamt investiert die Stadt 1,15 Millionen Euro für den Wegebau und die Neugestaltung des nördlichen Murrufers. Zudem 850000 Euro für die Sanierung der Kanalisation und für Maßnahmen des örtlichen Hochwasserschutzes.

Die Obere Walke ist derzeit kein schöner Anblick. Jetzt soll die Straße zum Rad- und Fußweg und das Murrufer aufgepeppt werden. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die Obere Walke ist derzeit kein schöner Anblick. Jetzt soll die Straße zum Rad- und Fußweg und das Murrufer aufgepeppt werden. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Vom Potenzial her ist es einer der schönsten Abschnitte der Murr im gesamten Stadtgebiet – die Straße Obere Walke. Eine Lindenallee säumt das nördliche Ufer, die Prallwand am südlichen Ufer am Fuße der Villa Adolff ist ein Vogelparadies und der Lärm der Stadt verklingt Meter um Meter. Doch halt: In der Realität versprüht der Abschnitt eher einen morbiden Charme. Alte Fabrikanlagen mit hässlichen Farbschmierereien an tristen Wänden, ein Rohrgeländer zur Murr hin, verbogen, verrostet, in mehr oder weniger gerade stehenden Betonpollern, ein Flickenteppich an Straße.

Doch das soll sich bald ändern, nicht zuletzt wegen der Neugestaltung des Baugebiets Obere Walke. In der jüngsten gemeinsamen Sitzung des Ausschusses Technik und Umwelt sowie des Verwaltungs- und Finanzausschusses beschlossen die Stadträte bei zwei Enthaltungen einstimmig, diesen Bereich ökologisch aufzuwerten. Die Straße, die für die Erschließung der Grundstücke nicht mehr vonnöten ist, wird zurückgebaut und zu einem vier Meter breiten Rad- und Fußweg umgewandelt. Dieser ist dann auch ein Lückenschluss für den Murrradweg. Der führt von der Innenstadt hinter dem Feuerwehrgerätehaus vorbei bis unter der Annonaybrücke hindurch. Und am anderen Ende gibt es einen Radweg vom Freibad bis zu den beiden Stegen auf Höhe des Aldi beim Finanzamt. Um das Stück dazwischen geht es.

An zwei Stellen des nördlichen Murrufers werden kleine Aufenthaltsbereiche geschaffen. So etwa ein Uferplatz mit Sitzbänken. Und ein Inselplatz mit Treppen, die zur Murr hinunterführen. Der Weg selbst bleibt auf dem bisherigen Höhenniveau, die künftige Uferböschung wird etwas breiter.

Im Zuge der Neugestaltung wird auch die Kanalisation erneuert. Allein die Sanierung der Kanäle kostet weitere 740000 Euro, zudem müssen 110000 Euro für Maßnahmen des Hochwasserschutzes ausgegeben werden. Die Ausschreibung der Arbeiten soll noch im Oktober erfolgen, die Vergabe ist für November geplant. So steht einem Baubeginn im Frühjahr 2019 nichts im Wege. Im September nächsten Jahres soll das Projekt abgeschlossen sein. Dies ist auch gut so, denn die Frist für das Sanierungsgebiet läuft Ende 2019 aus, so Baudezernent Stefan Setzer. „Wir müssen die Arbeiten jetzt erledigen, sonst verfallen die Zuschüsse.“ Zudem sei der wichtige und sinnvolle Lückenschluss des Radwegs eine Grundlage für die Revitalisierung der Oberen Walke.

Die meisten Räte stimmten dem Projekt freudig zu. Pia Täpsi-Kleinpeter (SPD) erinnerte aber an die unguten Erfahrungen mit der wasserrechtlichen Genehmigung beim Annonaygarten. Sie fragte: „Warum warten wir mit dem Baubeschluss nicht ab, bis wir diese Genehmigung haben?“ Die Erteilung dieser Genehmigung stehe unmittelbar bevor, beruhigte Bauamtsleiter Hans Bruss, die letzte Stellungnahme sei vor Tagen bereits abgegeben worden. Von der zuständigen Behörde habe er gehört, der Entwurf der Genehmigung liege bereits vor. „Ende des Monats und damit noch vor der Vergabe der Arbeiten haben wir sie“, so Bruss. Willy Härtner (Grüne) hakte nach, ob nicht die Gefahrenstelle im Bereich Unterführung Annonaybrücke im Zuge der Planung entschärft werden könnte. Auch hier beruhigte Bruss, es gebe einige Überlegungen zur Steigerung der Verkehrssicherheit in diesem Bereich, die im Zuge des Radinfrastrukturkonzepts (siehe Info) berücksichtigt werden.

Jetzt abstimmen beim ADFC-Fahrradklima-Test 2018 Info Seit dem 1. September läuft die Umfrage zum großen ADFC-Fahrradklima-Test 2018. Der Fahrrad-Club ruft gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium wieder alle Radfahrer dazu auf, die Fahrradfreundlichkeit von Städten und Gemeinden zu bewerten. Der Test hilft, Stärken und Schwächen der Radverkehrsförderung zu erkennen. In diesem Jahr ist Familienfreundlichkeit des Radverkehrs das Schwerpunktthema. Fahrradfreundlichkeit ist ein echter Standortfaktor und ein Synonym für Lebensqualität geworden. Deshalb möchte die Stadt Backnang den Radverkehr in den nächsten Jahren gezielt fördern. Mit der sukzessiven Umsetzung des im Entwurf vorliegenden Radinfrastrukturkonzepts sollen wichtige Verbesserungen beim Radwegenetz, der Radwegweisung sowie bei den Radabstellmöglichkeiten in der Innenstadt und an den Schulen auf den Weg gebracht werden. Als erster Meilenstein wird bis zum nächsten Fahrradklima-Test 2020 eine signifikante Erhöhung des Radverkehrsanteils von derzeit rund sechs Prozent angestrebt. Im Vorfeld geht es um die Frage: Was läuft in Backnang schon jetzt gut und wo sollten mit einer ersten Schwerpunktsetzung Sofortmaßnahmen angegangen werden, um besonders kritische Bereiche zu verbessern? Der Fragebogen kann zum Ausdruck auf der Homepage der Stadt unter www.backnang.de heruntergeladen werden und liegt in Papierform beim Bürgerbüro sowie bei der Stadtinfo aus. Bei der Umfrage werden 32 Fragen zur Fahrradfreundlichkeit gestellt. Mehr als 120000 Bürger haben 2016 mitgemacht und die Situation in über 500 Städten beurteilt. Backnang war beim letzten ADFC-Fahrradklima-Test mit 63 ausgefüllten Fragebögen erstmals in der Auswertung vertreten und hat mit einer Gesamtbewertung von 4,5 abgeschlossen. Im Vergleich mit bundesweit 364 Städten ähnlicher Größe landete Backnang so auf Platz 356, unter den 65 vergleichbaren baden-württembergischen Kommunen war es der drittletzte Platz. Diese schlechte Benotung zeigt einerseits den Handlungsbedarf auf und ist für die Verwaltung andererseits Motivation, die Umsetzung der Empfehlungen mit Nachdruck anzugehen. Die Bewertungen vom letzten Durchgang gibt es auf www.fahrradklima-test.de/karte beim Klick auf Backnang. Die Umfrage findet noch bis 30. November über die Internetseite www.fahrradklima-test.de oder mittels Fragebögen in Papierform statt. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2019 präsentiert. Ausgezeichnet werden die fahrradfreundlichsten Kommunen nach sechs Einwohner-Größenklassen sowie diejenigen Städte, die seit der letzten Befragung am stärksten aufgeholt haben.

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Erstellt:
25. September 2018, 06:00 Uhr

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