Französischer Großaktionär übernimmt Heckler & Koch

dpa Stuttgart/Oberndorf. Seit fünf Jahren ist die Luxemburger CDE Großaktionär bei Heckler & Koch - nun übernimmt die Holding mit Zustimmung des Wirtschaftsministeriums die Mehrheit des deutschen Waffenherstellers. Am H&K-Stammsitz in Oberndorf sieht man das positiv.

Das Logo des Waffenherstellers Heckler & Koch ist auf dem Firmengelände an einer Präsentationswand neben Waffen zu sehen. Foto: Marijan Murat/dpa

Das Logo des Waffenherstellers Heckler & Koch ist auf dem Firmengelände an einer Präsentationswand neben Waffen zu sehen. Foto: Marijan Murat/dpa

Das Bundeswirtschaftsministerium hat grünes Licht gegeben: Die Luxemburger Finanzholding CDE des französischen Finanzexperten Nicolas Walewski übernimmt die Mehrheit am Waffenhersteller Heckler & Koch mit Sitz im baden-württembergischen Oberndorf.

Die CDE (Compagnie de Développement de l'Eau) ist bereits seit 2015 bei Heckler & Koch an Bord. Dem Deal vorausgegangen war ein Zwist mit dem bisherigen Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen.

CDE hat ihren Anteil an der H&K AG nach eigenen Angaben auf rund 60 Prozent aufgestockt. Als langfristig orientierter Ankeraktionär unterstütze man den Stabilisierungs- und Wachstumskurs des Vorstands, teilte die Holding am Freitag mit. Die Innovations- und Investitionskraft der H&K AG sollten gestärkt werden, um den Unternehmenserfolg dauerhaft abzusichern. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium hieß es, die Bundesregierung habe bei ihrer Zustimmung sichergestellt, „dass die wesentlichen Sicherheitsinteressen Deutschlands gewahrt werden.“

H&k-Vorstandschef Jens Bodo Koch sagte am Freitag, das Unternehmen habe „ein großes Interesse an klaren und stabilen Eigentümerverhältnissen“. Mit einem finanzstarken und langfristig orientierten Mehrheitseigner sei die wirtschaftliche Stabilität von H&K nun langfristig gegeben.

H&K-Aktionär Heeschen hatte bereits im November 2019 verlauten lassen, dass er die Mehrheit an einen anderen Aktionär abgeben wolle - an wen, blieb damals offen. Unter Heeschens Regie hatte Heckler & Koch 2006 einen hoch verzinsten Kredit aufgenommen, der inklusive Zinslast mit mehr als 150 Millionen Euro auf der Firma lastete. Mit dem Geld wurde in eine Gartengerätefirma, in Flugzeuge und Schiffe investiert - alle Investitionen waren Flops. Heeschen begründete dies mit der Finanzkrise, welche seine Pläne für eine erfolgreiche Diversifizierung zunichte gemacht hätten.

Die Finanzholding CDE kreidete Heeschen diese Fehler der Vergangenheit an und versuchte 2019, Heeschens Wahl in den Aufsichtsrat zu verhindern, allerdings vergeblich. Heeschen hatte der CDE vier Jahre zuvor 10 Millionen Aktien für ein Darlehen verpfändet, die CDE wollte die Anteile nun haben - nur das grüne Licht der Bundesregierung fehlte noch. Jetzt wurde es gegeben, wie das Ministerium bestätigte.

Heckler & Koch hatte nach zwei Verlustjahren in Folge 2019 wieder einen kleinen Gewinn eingefahren. Nach Steuern blieben rund 1,6 Millionen Euro übrig. 2017 hatte unter dem Strich ein Verlust von gut 13 Millionen Euro gestanden, 2018 waren es gut acht Millionen. Die Rückkehr in die Gewinnzone sei einerseits auf Kostensenkungen und eine deutliche Effizienzsteigerung in der Produktion zurückzuführen, andererseits auf eine Lohnverzichtsvereinbarung mit der Belegschaft, hieß es.

© dpa-infocom, dpa:200717-99-832818/4

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Erstellt:
17. Juli 2020, 16:36 Uhr

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