Macron verordnet Franzosen neue Corona-Maßnahmen

dpa Paris. Landesweite Ausgangsbeschränkungen und lästige Formulare? Das schien im Mai überwunden. Nun zieht Frankreichs Staatschef Macron die Notbremse - und appelliert an den Bürgersinn seiner Landsleute.

Ein Barkeeper schaut sich die Fernsehansprache von Präsident Macron in einem Café in Marseille an. Foto: Christophe Simon/AFP/dpa

Ein Barkeeper schaut sich die Fernsehansprache von Präsident Macron in einem Café in Marseille an. Foto: Christophe Simon/AFP/dpa

Ein knappes halbes Jahr nach Ende des coronabedingten Lockdowns müssen sich die Franzosen auf neue Ausgangsbeschränkungen einstellen.

Wie Staatschef Emmanuel Macron ankündigte, werden neue und einschneidende Maßnahmen gegen die zweite Welle der Corona-Epidemie vom Freitag an landesweit gelten.

Regierungschef Jean Castex will den neuen Maßnahmen-Katalog am Donnerstag vor beiden Kammern des Parlaments erläutern. Es sei auch eine Abstimmung geplant, sagte Macron.

Mit den Ankündigungen des 42-jährigen Staatschefs spitzte sich die Krise im Land dramatisch zu. „Bleiben Sie so weit wie möglich zu Hause. Respektieren Sie die Regeln“, appellierte Macron in einer Fernsehansprache an seine Landsleute. Er benutzte im Französischen den Ausdruck „confinement“, was auch mit Lockdown übersetzt werden kann.

Macron will das Land mit seinen 67 Millionen Menschen aber nicht - wie im Frühjahr - weitgehend lahmlegen. Die Wirtschaft soll so weit wie möglich weiterlaufen; die Menschen sollen arbeiten, aber möglichst von zu Hause aus. Anders als im Frühjahr sollen die Schulen geöffnet bleiben. Bars, Restaurants und „nicht unentbehrliche Geschäfte“ müssen jedoch schließen.

Bürger können sich wie im Frühjahr nicht mehr ohne Weiteres frei bewegen. Ausgangsbescheinigungen sollen wiederkommen. Menschen können auf die Straße gehen, wenn sie arbeiten, wichtige Einkäufe erledigen, einen Arzt aufsuchen oder frische Luft schnappen wollen. Auch Reisen in andere Regionen des Landes sind nicht ohne Weiteres möglich - für die Rückkehr aus den Herbstferien soll es am Wochenende aber Ausnahmen geben. Die Maßnahmen sind zunächst bis zum 1. Dezember befristet.

Frankreich ist von der Pandemie stark betroffen. Es starben bisher fast 35.800 Menschen. „Wir werden von der Beschleunigung der Epidemie überrollt“, warnte Macron. Regierungssprecher Gabriel Attal sagte, auf den Intensivstationen der Krankenhäuser drohe in zwei Wochen eine ähnliche Lage wie beim Höhepunkt der ersten Epidemie-Welle im Frühjahr. Der Lockdown im Frühjahr dauerte von Mitte März bis Mitte Mai.

In Frankreich gilt derzeit eine nächtliche Ausgangssperre für rund zwei Drittel der Einwohner, also rund 46 Millionen Menschen.

© dpa-infocom, dpa:201029-99-123125/4

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Erstellt:
29. Oktober 2020, 04:32 Uhr

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