Mahnfeuer unterstützen Bauernproteste

Beim Ungeheuerhof haben sich etwa 30 Landwirte getroffen, um mit einem Mahnfeuer ihre Kollegen in Berlin zu unterstützen

Während in Berlin 10000 Landwirte gegen die Politik demonstrieren, möchten auch die Daheimgebliebenen ihre Kollegen unterstützen. Aufgerufen von der Initiative „Land schafft Verbindung“ wurden in ganz Deutschland Mahnfeuer entzündet. Auch die Landwirte des Ungeheuerhofs haben sich daran beteiligt.

Die Organisatoren des Mahnfeuers beim Ungeheuerhof: Uwe Schwaderer, Martin Krautter, Jochen Schaal, Jürgen Benignus mit Sohn Maximilian (5) und Simon Braun (von links). Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Organisatoren des Mahnfeuers beim Ungeheuerhof: Uwe Schwaderer, Martin Krautter, Jochen Schaal, Jürgen Benignus mit Sohn Maximilian (5) und Simon Braun (von links). Foto: T. Sellmaier

Von Kristin Doberer

BACKNANG. In Berlin haben sich Landwirte getroffen, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Und auch im kleinen Kreis regt sich Protest. Überall in Deutschland wurden am Dienstag um 18 Uhr Mahnfeuer entzündet. So wollen Landwirte, die nicht nach Berlin fahren konnten, ihre Unterstützung für die Kollegen zeigen und Aufmerksamkeit auf die Debatte lenken.

Auch auf einer freien Fläche beim Ungeheuerhof vor Backnang haben etwa 30 Landwirte ein Feuer entzündet. Zum Feuer gibt es heißen Punsch, Bratwurstweck und eine Kiste Äpfel, aber was es vor allem gibt, sind Gespräche. Über die Agrarpolitik, über das Konsumverhalten der Verbraucher und über die öffentliche Debatte. „Wir wollen wieder gehört werden, zu lang waren wir einfach zu still“, erklärt Martin Krautter, einer der Initiatoren des Mahnfeuers.

„Wir sind einfach nicht mehr konkurrenzfähig“

Die Mahnfeuer gehen ebenso wie die Demonstration in Berlin von der Initiative „Land schafft Verbindung – Wir rufen zu Tisch“ aus. Sie fordert von der Politik eine Änderung des im September auf den Weg gebrachten Agrarpakets und des Eckpunktepapiers Artenschutz unter objektiver Abwägung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten. Auch sollen die Ursachen für Probleme wie Artensterben und Nitrat im Grundwasser genauer betrachtet und wissenschaftlich untersucht werden. Welchen Einfluss haben zum Beispiel marode oder veraltete Abwasser- und Klärsysteme? Und wie wirken Funknetze und Lichtverschmutzung auf Insekten? Diese Fragen liegen auch den Anwesenden am Herzen. „Es müssen wieder Entscheidungen getroffen werden, die auf Fakten beruhen, und nicht auf Halbwissen und Polemik“, sagt Jürgen Benignus, der einen Betrieb im Ungeheuerhof hat. „Die Politik schiebt die Verantwortung gerne auf die Landwirte, wir sind schließlich nur eine kleine Gruppe. Wir können und wollen mehr für den Umweltschutz tun, aber das muss auch bezahlt werden.“ Er betont, dass Bauern durch die geplanten Richtlinien nicht mehr mit ausländischen Betrieben, die weniger Auflagen und Bürokratie haben, konkurrieren können.

Doch nicht nur die Politik wollten sie mit ihrem Protest erreichen, auch die Verbraucher sollen wachgerüttelt werden. „Der Verbraucher stimmt jeden Tag an der Kasse ab“, sagt Krautter. Sie wollten mehr mit den Konsumenten ins Gespräch kommen, damit diese die landwirtschaftlichen Voraussetzungen besser verstehen und regionale Waren wertschätzen können. „Solange der Verbraucher auch im Winter billige Trauben und den perfekt glänzenden Apfel haben will, kommen die eben aus dem Ausland“, erklärt Krautter. Abgesehen von den Umweltbelastungen, die der Transportweg bedeute, würden ausländisch produzierte Waren nicht den deutschen Standards und Produktionskosten unterliegen.

Alle Anwesenden wären gerne nach Berlin gefahren, doch die Arbeit auf den Betrieben mache das momentan unmöglich. Dass sich auch die Landwirte vom Ungeheuerhof an der Aktion beteiligten, war eine sehr kurzfristige Entscheidung. Erst einen Tag vorher haben die Initiatoren zu dem Treffen eingeladen. Mitorganisator Jürgen Benignus war positiv überrascht und froh, dass spontan so viele gekommen sind: „Es ist schon mal gut, dass wir nicht mehr alleine dastehen. Zusammen können wir hoffentlich auch was bewirken.“

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Erstellt:
28. November 2019, 11:30 Uhr

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