Mamas müssen draußen bleiben

Zehn Jahre Papa-Kind-Turnen der TSG Backnang auf dem Hagenbach: Kinder und Väter werden mit der Zeit zu richtigen Teams

Jeden zweiten Samstagvormittag heißt es in der Turnhalle auf dem Hagenbach: Kein Zutritt für Mamas. Denn diese Zeit gehört nur den Vätern, die mit ihrem Nachwuchs zum Papa-Kind-Turnen kommen. Mittlerweile gibt es das Angebot der TSG Backnang zehn Jahre –und lockt manchmal bis zu 40 Papas an.

Schön die Balance halten: Jochen Mayer hat ein wachsames Auge auf Tochter Emilia Johanna (3). Sohn Jonas Dennis (7) schafft es schon ganz allein und vollkommen sicher ohne Hilfe. Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Schön die Balance halten: Jochen Mayer hat ein wachsames Auge auf Tochter Emilia Johanna (3). Sohn Jonas Dennis (7) schafft es schon ganz allein und vollkommen sicher ohne Hilfe. Fotos: J. Fiedler

Von Renate Schweizer

BACKNANG. Es wuselt in der Turnhalle auf dem Hagenbach. 30 Männer und unzählbar viele Kinder – unzählbar deshalb, weil sie natürlich keinen Moment still sitzen. Es ist Papa-Kind-Turnen, wie jeden zweiten Samstagvormittag, und man sieht’s deutlich: Es ist für alle ein Riesenspaß.

Zu Beginn wird aufgewärmt, wie es sich für Sportler gehört, und zwar mit Musik: „Theo ist fit wie ein Turnschuh“ beschallt die Halle und alle laufen, hüpfen, hocken und machen Hampelmänner. „Der Kinderarzt hat mir erzählt, dass viele Kinder das heute gar nicht mehr können“, schnauft einer der Väter. „Aber Sie sehen ja: Unsere haben’s drauf!“ Kann man wohl sagen.

Vier Trainer wechseln sich heute ab

Nach dem Aufwärmen werden die Bewegungsstationen aufgebaut, „abenteuerorientiert“ wie sich das für echte Kerle und ihren Nachwuchs gehört. Mal sind sie Piraten, die in die Takelage klettern, mal Astronauten, mal Eisenbahner, mal Cowboys. Und Cowgirls natürlich, denn im Gegensatz zu den Mamas, die konsequent draußen bleiben müssen, sind die Töchter hier hocherwünscht und voll bei der Sache. Die „offizielle“ Altersspanne der Kinder ist von zwei bis sechs Jahre – aber das nimmt keiner genau. „Ich bin schon sieben“ erklärt Jonas stolz. „Schreiben Sie auf: Jonas Dennis Mayer, so heiße ich. Ich turne seit fünf Jahren mit.“ Seine Schwester Emilia ist drei Jahre alt und ziemlich exakt ihr halbes Leben dabei. Kaum konnte sie sicher laufen, wollte sie mit. Hoch konzentriert balancieren die beiden auf der umgedrehten Bank. Papa Jochen Mayer, einer der vier Übungsleiter, assistiert wo nötig.

Es ist ein besonderer Tag für alle, denn heute wird gefeiert: Zehn Jahre Papa-Kind-Turnen. Seit 11 Uhr sind die Gründerväter, Kinder und die dazugehörigen Mütter eingeladen und dann wird zünftig gegrillt, ist doch klar. Heino Wolkenhauer, der Ur-Gründervater, hat das Konzept mit und für seine eigenen Kinder Leonie, Lukas und Lena ins Leben gerufen – bis heute sind seine Stundenentwürfe und Gerätelandschaften die Basis der Sportstunden.

Er strahlt wie ein Lebkuchenmann beim Anblick der Wuseltruppe: „Am Anfang waren wir ein knappes Dutzend Väter und jetzt sind es manchmal bis zu 40.“ Vor vier Jahren, als auch seine Jüngste, Lena, aus der „Zielgruppe“ herausgewachsen war, hat er die Leitung abgegeben – heute sind es vier Trainer, die sich abwechseln: Jochen Mayer, Johannes Klenk, Elio D’Arco und Bernhard Kohn. Natürlich geht es um Kondition, Koordination und Kraft, wie immer beim Sport – „aber am schönsten“, so Wolkenhauer, „ist es doch zu beobachten, wie Vater und Kinder, die am Anfang vielleicht unsicher sind miteinander, zusammenfinden und ein richtig starkes Team werden“.

Darüber hinaus hat der Papa-Kind-Sport den gleichen angenehmen Nebeneffekt wie die entsprechenden Mutter-Kind-Gruppen: „Man lernt Männer in der gleichen Lebenslage kennen, eben auch außerhalb des Jobs oder wenn man neu in Backnang ist. Man bleibt in Verbindung, Freundschaften entstehen oder man trifft sich zufällig auf dem Straßenfest, freut sich und hat immer was zu reden, über die Kinder nämlich und was aus denen inzwischen geworden ist.“

So erzählt Wolkenhauer und wenn man sieht, mit welcher Freude er von seinen Nachfolgern begrüßt wird, glaubt man ihm aufs Wort. Es wäre ja auch gar nicht einzusehen, wenn Freundschaften und Elternnetzwerke nur für Mütter was wären. Väter sind eben auch Menschen – wer hätt’s gedacht?!

Gründungspapa Heino Wolkenhauer (Mitte) und seine Kinder Lena und Leonie (rechts neben ihm) wärmen sich gemeinsam und spielend mit Turnerkind und -freund Nicolai Schweizer (links) auf.

© Jörg Fiedler

Gründungspapa Heino Wolkenhauer (Mitte) und seine Kinder Lena und Leonie (rechts neben ihm) wärmen sich gemeinsam und spielend mit Turnerkind und -freund Nicolai Schweizer (links) auf.

Zum Artikel

Erstellt:
15. Oktober 2019, 11:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

Kaffeebohnen in Backnang von der Rösterei nebenan

Cindy Schubert betreibt das Café Explorer in Backnang. Dort lässt sich nicht nur wunderbar speisen, sondern auch Kaffee kaufen, geröstet von ihrem Mann Christoph Schubert. Die Rösterei in Winnenden-Höfen ist eine von rund 1300 in Deutschland.

Die Mitarbeiter der Stadt sind im Dauereinsatz, um rund um die Container wenigstens das Gröbste aufzuräumen.Archivfoto: Edgar Layher
Top

Stadt & Kreis

Mehr Container in Backnang für Altglas und Papier

Die Zahl der Recyclingcontainer steigt im Backnanger Stadtgebiet auf insgesamt 210. Neue Standorte gibt es im Aurelis-Areal, an der Oberen Bahnhofstraße oder an der Manfred-von-Ardenne-Allee. Gleichzeitig fallen aber intensiv genutzte Standorte weg, etwa beim Wasserturm.