Fragen & Antworten
Mamdani wird New Yorks neuer Bürgermeister - und jetzt?
Seine Wahl sorgte international für Aufsehen, bald wird Zohran Mamdani die größte Stadt der USA regieren. Vor seinem Amtsantritt steht nun ein politisch brisanter Termin an: ein Treffen mit Trump.
© Seth Wenig/AP/dpa
Zwischen Wahlsieg und Amtsantritt dürfte Mamdani es tunlichst vermeiden wollen, in Konflikte hineingezogen zu werden. (Archivbild)
Von Von Luzia Geier und Christina Horsten, dpa
New York - Nach der Bürgermeisterwahl in New York richtet sich der Fokus auf den Amtsantritt: In wenigen Wochen wird Zohran Mamdani ins Rathaus der Millionenmetropole einziehen. Bis dahin stehen für den 34-jährigen linken Demokraten wichtige Personalentscheidungen an - und die Herausforderung, nicht schon vorher in Konflikte hineingezogen zu werden.
Eine erste Bewährungsprobe steht bereits bevor: Mamdani wird heute im Oval Office erwartet, von jenem Präsidenten, der ihn wiederholt als "Kommunisten" bezeichnet hat.
Wie stehen Trump und Mamdani zueinander?
Vor der Wahl griff US-Präsident Donald Trump Mamdani scharf an und drohte New York mit dem Entzug von Bundesmitteln. In der Stadt besteht die Sorge, der Präsident könne, wie zuletzt andernorts, den Einsatz der Nationalgarde anordnen oder verstärkte Aktionen der Einwanderungsbehörde ICE unterstützen. Schon jetzt versetzt ICE viele Migranten in Angst: Auf der Canal Street kam es jüngst zu öffentlichkeitswirksamen Festnahmen, vor Gericht wurden teils Familien getrennt.
Aber auch Mamdani war Trump im Wahlkampf scharf angegangen. Am Abend seines Sieges betonte er, New York werde eine Stadt der Einwanderer bleiben. "Um an einen von uns zu kommen, müssen Sie an allen von uns vorbei", sagte er. Ob er diesen Ton im Oval Office beibehält, bleibt abzuwarten. In einem Interview mit MS NOW erklärte er, man suche das Gespräch mit Washington, sofern es den rund 8,5 Millionen New Yorkern zugutekomme.
Ein erster Test könnte die Sicherheitsfreigabe sein, die New Yorks Bürgermeister üblicherweise von der Bundesregierung erhält, um über Bedrohungslagen informiert zu werden. Trump hat dieses Instrument schon genutzt, um politischen Gegnern Druck zu machen.
Wann tritt Mamdani sein Amt an?
Am 1. Januar 2026 beginnt Mamdanis Amtszeit offiziell eine Minute nach Mitternacht (Ortszeit). Vor Arbeitsbeginn muss er den Amtseid ablegen. Wann und wo die Vereidigung stattfindet, ist bislang offen. Mamdanis Vorgänger Eric Adams ließ sich 2022 während der berühmten Silvesterfeierlichkeiten am Times Square vereidigen.
Was passiert bis dahin?
Mamdani muss seine Regierung weitgehend aufgestellt haben. Für die Planungen hat er schon ein Übergangsteam einberufen - es besteht ausschließlich aus Frauen. Besondere Aufmerksamkeit erhielt dabei Lina Khan. Die 36-Jährige leitete unter Präsident Joe Biden die US-Wettbewerbsbehörde FTC und gilt als prominente Vertreterin einer strengeren Regulierung großer Konzerne. Als seinen Stellvertreter wählte Mamdani zudem den sehr erfahrenen Verwaltungsmitarbeiter Dean Fuleihan aus, seine Stabschefin bleibt Elle Bisgaard-Church.
Wen holt sich Mamdani sonst noch an seine Seite?
Für seine Arbeit ist Mamdani auf eine funktionierende Verwaltung angewiesen. Kurz nach dem Wahlsieg schaltete sein Team eine Jobbörse frei. Nach Angaben seines Teams haben sich schon Zehntausende gemeldet.
Entscheidend ist aber vor allem, wie Mamdani Schlüsselpositionen besetzt. Für Aufmerksamkeit sorgte seine Entscheidung, Polizeichefin Jessica Tisch im Amt zu halten. Die Führung der New Yorker Polizei (NYPD), die rund 50.000 Beschäftigte umfasst, ist eine sehr einflussreiche Position.
Der Schritt ist bemerkenswert, weil sich Mamdani in der Vergangenheit als großer NYPD-Kritiker hervortat und der Behörde unter anderem rassistische Praktiken vorwarf. Während des Wahlkampfs entschuldigte er sich dafür öffentlich. Seine linke Basis steht Tisch weiterhin skeptisch gegenüber, da sie auf eine härtere Linie in der Polizeiarbeit setzt.
Warum wirbt Mamdani wieder um Spenden?
Im Wahlkampf musste Mamdani seine Spendenaufrufe stoppen, weil die zulässige Obergrenze erreicht war. Für die Übergangsphase nach der Wahl braucht er jedoch erneut Geld: Wahlkampfmittel darf er nicht für den Aufbau seiner künftigen Regierung nutzen.
Normalerweise geschieht die Finanzierung dieser Übergangsphase eher diskret, die Mittel stammen überwiegend von wenigen wohlhabenden Unterstützern. Mamdani schlägt einen anderen Weg ein und setzt - wie im Wahlkampf - auf viele kleine Beiträge. Nach eigenen Angaben sammelte sein Team bereits mehr als eine Million Dollar von etwa 12.000 Spendern ein - durchschnittlich rund 78 Dollar pro Beitrag. Zum Vergleich: Vorgänger Adams bekam in seiner Übergangsphase von etwa 880 Spendern durchschnittlich rund 1.000 Dollar pro Beitrag, bei de Blasio waren es 820 Spender mit durchschnittlich rund 2.400 Dollar.
Zeichnen sich schon Konflikte ab?
Mamdani verfolgt eine ambitionierte Agenda: mehr bezahlbarer Wohnraum, kostenlose Kinderbetreuung und ein besseres Busnetz - finanziert über höhere Steuern für Wohlhabende und Unternehmen. Dafür braucht er die Unterstützung von Gouverneurin Kathy Hochul und des Parlaments in Albany. Hochul, eine gemäßigte Demokratin, lehnt Steuererhöhungen bislang ab.
Kritiker warnen, höhere Belastungen könnten Bewohner und Unternehmen aus New York vertreiben und so Arbeitsmarkt und Steuereinnahmen schwächen. Befürworter entgegnen, die Metropole bleibe trotz höherer Abgaben attraktiv, größere Abwanderung sei nicht zu erwarten. Letztlich dürfte es darauf ankommen, wie pragmatisch Mamdani agiert - und ob er in Kauf nimmt, für Kompromisse bei seiner Basis für Unmut zu sorgen.
Zeitgleich steht Mamdani wegen seiner scharfen Israel-Kritik unter Beobachtung von Gruppen wie der Anti Defamation League (ADL). Sie hat einen "Mamdani Monitor" eingerichtet, der unter anderem seine Personalentscheidungen im Blick behalten soll. In progressiven Teilen der jüdischen New Yorker Wählerschaft genießt Mamdani aber auch große Unterstützung. Am Wahlabend versicherte der designierte Bürgermeister, er wolle ein Rathaus führen, das "im Kampf gegen das Übel des Antisemitismus nicht wankt".
Was ändert sich für Mamdani persönlich?
Zum Beispiel könnte sich sein Wohnsitz ändern. Derzeit lebt Mamdani mit seiner Ehefrau - der 28 Jahre alten Künstlerin Rama Duwaji, die jüngste First Lady in der modernen Geschichte der Millionenmetropole wird - in einer Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Badezimmer und Küche im New Yorker Stadtteil Queens, deren Miete 2.300 Dollar im Monat beträgt. Als Bürgermeister steht ihm mietfrei das sogenannte Gracie Mansion auf der noblen Upper East Side zu. Der offizielle Amtssitz des Bürgermeisters hat unter anderem fünf Schlafzimmer und einen großen Garten. Bisher hat sich Mamdani nicht dazu geäußert, ob er dort auch tatsächlich einziehen will.
Außerdem bekommt Mamdani eine ordentliche Gehaltserhöhung: Als Abgeordneter im Parlament des Bundesstaates New York verdiente der 34-Jährige bislang rund 142.000 Dollar pro Jahr brutto, als Bürgermeister wird sein Gehalt auf rund 260.000 Dollar ansteigen.
© Richard Drew/AP/dpa
In der Übergangsphase stehen vor allem Personalentscheidungen für den designierten Bürgermeister an. (Archivbild)
