Mann zu Treffen mit 15-Jähriger gelockt und erpresst

Ein Mann glaubt, er chatte im Netz mit einer jungen Erwachsenen und es kommt zum Treffen. Dort warten aber drei junge Männer auf ihn – und der Mann erlebt eine böse Überraschung.

Auf Online-Datingplattformen schreiben sogenannte Pedo-Hunter Männer an und locken sie zu einem Treffen. (Symbolbild)

© dpa/Sina Schuldt

Auf Online-Datingplattformen schreiben sogenannte Pedo-Hunter Männer an und locken sie zu einem Treffen. (Symbolbild)

Von Christine Bilger

Stuttgart - Die Stuttgarter Polizei hat zwei Jugendliche und einen Heranwachsenden festgenommen, die einen Mann erpresst haben sollen. Die 16, 17 und 18 Jahre alten Verdächtigen sollen auf einer Datingplattform ein falsches Profil einer angeblich 19-jährigen Frau angelegt haben. Als der Mann sich Ende August mit ihr zu einem Treffen in Bad Cannstatt am Zuckerlesweg verabredete, kamen statt der Frau zwei Jungs aus der Männerclique. Die drei sollen von dem Mann dann 200 Euro erpresst haben. Eine Frau war zu keinem Zeitpunkt involviert.

Erpressbar war der Mann geworden, weil die Jungs laut der Polizei kurz vor dem Date behauptet hatten, die Frau im gefälschten Profil sei erst 15 Jahre alt. Der Mann habe daraufhin offenbar zunächst kein Treffen anbahnen wollen, wurde dann aber von der virtuellen Chat-Partnerin – also von den drei Tatverdächtigen – dazu überredet. Sie erpressten ihn dann wegen des angebahnten Treffens mit einer Minderjährigen – die es in der Konstellation nie gegeben hatte.

Die Masche ist bei den Ermittelnden unter dem Schlagwort Pedo-Hunter – zu Deutsch: Pädophilen-Jäger – bekannt. Das komme immer wieder vor, bestätigen die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Der 34-Jährige habe sich gemeldet, als die mutmaßlichen Täter ihn erneut anschrieben und 500 Euro forderten. Im Gegenzug versprachen sie ihm, sein Profil auf der Online-Plattform im Netz zu löschen, über die der Kontakt zustande gekommen war.

Die Polizei kam den drei Jungs auf die Schliche. In der vorigen Woche am Mittwoch nahm sie den 16-Jährigen aus der Dreierclique fest. Er kam vor den Haftrichter, der auch einen Haftbefehl erließ. Allerdings setzte er diesen unter Auflagen wieder außer Vollzug. Tags darauf wurden die 17 und 18 Jahre alten mutmaßlichen Komplizen in Mühlhausen und in Esslingen festgenommen. Sie kamen nach der Anzeigenaufnahme ebenfalls wieder auf freien Fuß.

Das Phänomen des Pedo-Hunting kursiere seit einiger Zeit, melden die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Die Tatpersonen gehen dabei ähnlich vor wie im nun bekannt gewordenen Fall. Sie legen falsche Profile an und werben bei Männern für Treffen mit – angeblich – minderjährigen Frauen. Bei den Treffen wartet dann aber nicht die Chat-Partnerin, denn die hat es ja nie gegeben. Stattdessen lauern dort meist mehrere Männer, die den Chat-Teilnehmer dann verletzen, ausrauben oder erpressen.

Nicht immer münde das in einer Anzeige. Zum einen würden sich die Männer offenbar schämen, zum anderen haben einige von ihnen auch eine Strafverfolgung zu befürchten. Dabei komme es auch darauf an, was im Chat geschrieben worden ist. Wenn dort etwa sexuelle Handlungen besprochen worden sind, könne das als Versuch eines Missbrauchs gewertet werden, erläutert eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Daher komme es immer darauf an, was dort schon ausgetauscht worden sei. Im vorliegenden Falle laufen die Ermittlungen noch. Ein reines Treffen mit einer 15-Jährigen sei zunächst nicht strafbar. Auch habe der Mann ja zunächst lange ein Treffen abgelehnt, bevor er dann überredet worden sei.

In Stuttgart seien bislang nur Fälle bekannt geworden, in denen es um falsche Profile junger Frauen ging. Andernorts soll es auch schon zu Taten gekommen sein, bei denen falsche Profile junger Männer angelegt wurden, um homosexuelle Männer zu ködern.

Die Polizei bittet im vorliegenden Fall mögliche weitere Geschädigte und Zeugen, sich bei der Kriminalpolizei unter der Telefonnummer 0711/89 90-57 78 zu melden.

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Erstellt:
28. Oktober 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
28. Oktober 2025, 23:51 Uhr

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