Nach Anzeige im Amtsblatt
Mannheimer Stadtrat bietet Training für FKK-Swinger-Urlaub
Sein Aufruf im Mannheimer Amtsblatt zu einem FKK-Swinger-Urlaub sorgte für Aufruhr. Nun will Stadtrat Julien Ferrat die Teilnehmer am örtlichen FKK-Strand auf die Reise vorbereiten.

© dpa/Uwe Anspach
Mannheims Stadtrat Julien Ferrat plant ein Trainingscamp am örtlichen FKK-Strand für einem FKK-Swinger-Urlaub in Frankreich.
Von red/dpa
Bei einem Trainingscamp für den geplanten FKK-Swinger-Urlaub im Frankreich sollen laut dem Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat die Reiseteilnehmer auch intim werden. In den kommenden Tagen werden sich demnach rund ein Dutzend Frauen und Männer dazu in Mannheim auf der Friesenheimer Insel am FKK-Strand treffen. „Es wird so ähnlich wie ein Tantra-Workshop sein, wo der Anleiter die Sachen theoretisch erklärt und auch praktisch vormacht“, sagt Ferrat. „Und da ist das Spektrum relativ breit.“
Ferrat (Die Mannheimer) hatte Mitte Mai eine Anzeige im Amtsblatt veröffentlicht und dabei zu einer „Politischen Bildungsfahrt nach Cap d’Agde“ aufgerufen. Zu Cap d’Agde an der französischen Mittelmeerküste gehört die FKK-Anlage Village Naturiste. Ein Bild zum Artikel zeigte Ferrat nackt am Strand – sein Geschlechtsteil bedeckte er nur mit einem Schild mit der Aufschrift „Die Mannheimer im Gemeinderat“. Am 2. August soll es laut Ferrat acht Tage nach Frankreich gehen. Die Reisekosten trage jeder Teilnehmer selbst.
Sex on the Beach in Mannheim geplant
„Es wird darum gehen, wie man in Cap d’Agde mit Leuten ins Gespräch kommen kann, weil dort die sozialen Normen doch ein bisschen anders sind“, sagt der 33-Jährige über das Trainingscamp. „Dann wird es auch darum gehen, miteinander intim zu sein und sich ein bisschen an das Cap d’Agde-Feeling zu gewöhnen.“ Der studierte Sozialwissenschaftler, der im Online-Handel tätig ist, möchte auch seine Lebensgefährtin zu dem Treffen mitbringen.
Also soll es beim Trainingscamp Sex on the Beach in Mannheim geben? „Wenn sich alle unwohl fühlen, dann findet es nicht statt. Aber das ist der Plan.“
Kein ausgewiesener FKK-Strand
Der FKK-Sandstrand liegt abgelegen am Altrhein. Die Fläche gehört laut Stadt dem Land. Die für die Verwaltung des Bereichs zuständige Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim teilt mit, dass es sich bei dem Bereich „nicht um öffentlich gewidmetes Freizeit- oder Erholungsgebiet“ und auch nicht um einen ausgewiesenen FKK-Strand handele. „FKK, Baden oder andere freizeitbezogene Nutzungen sind dort weder gestattet noch geduldet.“
Ein Sprecher der Polizei sagt: „Der Altrheinstrand auf der Friesenheimer Insel in Mannheim war bisher ein geduldeter FKK-Bereich, in dem Nacktheit toleriert wurde.“ Allerdings hätten sich Ruderer beschwert, weil sie sich belästigt gefühlt hätten. Deswegen werde die Polizei den Bereich künftig stärker überprüfen - und auch das geplante Trainingscamp im Blick behalten.
CDU sprach von „hirnverbranntem“ Aufruf
Ferrat sagt, er wolle trotzdem an dem Plan für das Trainingscamp festhalten. Aber: „Wir werden den Menschen, denen das ein Dorn im Auge ist, keine weiteren Hinweise geben, ob wir das räumlich oder zeitlich verschieben werden.“
Die CDU hatte den Beitrag im Amtsblatt im Mai scharf kritisiert. „Ich finde den Aufruf an der Stelle hirnverbrannt, weil ich glaube, dass er der Politik eher schadet“, sagte Christian Hötting, CDU-Kreisvorsitzender in Mannheim und Stadtrat. Die Stadtverwaltung hielt sich mit einer Bewertung des Beitrags zurück.
Bürgermeister von Cap d’Agde angefragt
Insgesamt 25 Frauen und Männer werden laut Ferrat nach Frankreich fahren – die Hälfte stamme aus Mannheim und der Region. Dazu kommen demnach Teilnehmer etwa aus Rostock, Niedersachsen und Hessen.
Für den angekündigten Bildungsteil der Reise nach Frankreich hat Ferrat nach eigenen Angaben auch den Bürgermeister von Cap d’Agde für ein Gespräch angefragt. Eine Zusage oder Absage stehe noch aus. „Das Ziel ist, in Cap d‘Agde mindestens ein Hintergrundgespräch am Tag zu führen“, sagt Ferrat, der auch französische Wurzeln hat. „Nach derzeitigem Stand wird das klappen.“
So seien bereits etwa Gespräche mit einem Swinger-Club-Betreiber, dem örtlichen Verband der Gewerbetreibenden sowie dem französischen Nudisten-Verband vereinbart. Ferrat sagt, es werde keine „Bildungsreise mit Bildungslücken“.
Anmerkung der Redaktion:
In einer früheren Version hieß es, dass es sich bei dem Strandabschnitt um einen ausgewiesenen FKK-Strand handelt. Korrekt ist, dass es sich nur um einen bisher geduldeten FKK-Bereich handelt. Die Polizei hat ihre bisherigen Angaben korrigiert. Die für die Verwaltung zuständige Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim hat zudem in einer Stellungnahme betont, dass dort weder FKK noch sexuelle Handlungen erlaubt sind.