Martin Schick geht als Kulturamtsleiter

Der Backnanger tritt etwas kürzer und konzentriert sich nun voll und ganz auf die Kunst – Weiterhin Galerieleitung

Als Galerieleiter begann Martin Schick 1997 seine Arbeit in der Stadt Backnang, 2009 wurde er zum Leiter des Amts für Kultur und Sport. Das städtische Ausstellungshaus auf dem Backnanger Kulturberg hat er zu hohem Ansehen gebracht und ist dort als Kulturamtsleiter weiterhin Chef. Nun will er aus privaten Gründen etwas kürzer treten und geht wieder als Mann an der Spitze des gesamten Kunstbereichs zurück zu den Wurzeln.

Martin Schick hat es erreicht, dass Backnanger Kulturveranstaltungen weit über den Rems-Murr-Kreis hinaus beachtet werden. Foto: F. Wewoda

© Frank Wewoda

Martin Schick hat es erreicht, dass Backnanger Kulturveranstaltungen weit über den Rems-Murr-Kreis hinaus beachtet werden. Foto: F. Wewoda

Von Ingrid Knack

BACKNANG. „Nach elf Jahren darf man den Wunsch nach Veränderung haben“, sagt Martin Schick. Als Kultur- und Sportamtsleiter ist er an vielen Abenden und auch am Wochenende im Einsatz, seine Frau und seine zwei Kinder bekommen ihn oft tagelang kaum zu Gesicht. „Reinen Gewissens und in Ordnung“ übergibt er das Kultur- und Sportamt seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger. Es sei für ihn ein schöner Zeitpunkt für diesen Schritt: „Es läuft alles. Ich habe viele Sachen umgesetzt, die ich mir vorgenommen habe.“ Mittlerweile sei eine „Phase der Stabilität“ erreicht. „Ich kann mich jetzt gut zurückziehen. Wir wissen, wie’s geht. Das kann man so weiter betreiben, das muss nicht an meiner Person hängen.“ Geplant ist, dass der gebürtige Saarländer noch bis Ende Juli das Kultur- und Sportamt leitet, danach hat er eine 80-Prozent-Stelle.

„Beim 50-Jahr-Jubiläum des Backnanger Straßenfestes bin ich noch voll dabei“, sagt der 55-Jährige schmunzelnd. Schick bezeichnet es aber als eine „schöne Perspektive, sich einfach mal auf die Kunst konzentrieren zu können“. Gelitten habe in letzter Zeit ein wenig die Netzwerkpflege. Das will Schick ändern. „Wenn man nach wie vor ein gutes Kunstprogramm machen will, muss man sich mehr darum kümmern.“ Die Kunst ist auch der Fachbereich, der Schick am meisten liegt. „Das ist meine geistige Heimat, da komme ich her“, versichert der studierte Kunsterzieher und Germanist, der sich im Oktober 2008 gegen rund 60 weitere Bewerber als Kultur- und Sportamtsleiter durchgesetzt hatte. Um die städtische Kunstsammlung will sich Schick künftig ebenso mehr kümmern. Es geht dabei um digitale Strukturen, um die Inventarisierung, und Nachlässe seien zum Teil nur eingelagert worden. Auch das Graphik-Kabinett, das federführend von Celia Haller-Klingler geleitet wird, gehört zu Schicks Bereich.

Martin Schicks Verdienst ist es, dass sich Backnang in Sachen Kunst und Kultur nicht nur in der Region, sondern weit darüber hinaus einen guten Namen gemacht hat. Als Galerieleiter lud er von Anfang an nicht nur namhafte Künstler wie Ilya Kabakov (1999) ein, sondern gab auch jungen Malern, Bildhauern, Objekt- und Klangkünstlern eine Chance. Dabei bewies er ein außerordentlich gutes Gespür für große Kunst. Bestes Beispiel ist Neo Rauch, den Martin Schick 1998 in die Galerie holte, als noch keiner wissen konnte, dass der Maler einmal der Shootingstar der Neuen Leipziger Schule werden sollte. Neo Rauch ist der erste deutsche Künstler, der eine Einzelausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York bekam. Seine Arbeiten werden seither hoch gehandelt. Auch Tim Eitel ist ein bekannter Vertreter der Neuen Leipziger Schule. Er stellte 2005 in Backnang aus. Genauso wie die Klangkünstlerin Christina Kubisch (1997) oder Malachi Farrell (2002), der Star der internationalen Kinetik-Szene, der in der Galerie der Stadt Backnang sein Maschinentheater präsentierte. Martin Schick hat die Galerie zu einem begehrten Forum für zeitgenössische Künstler gemacht. Plötzlich wurden sogar die angesehensten Kunstmagazine auf die Backnanger Ausstellungen aufmerksam. Die Liste der bemerkenswerten Ausstellungen ist lang.

Stars wie Pat Metheny und Bruno Ganz gastierten im Bürgerhaus

Viel Energie steckte der Kulturamtsleiter in den Bürgerhaus-Bereich. Sein Ziel war es, dort ein hochkarätiges Programm anzubieten. Schick, der sich selbst als Universalist bezeichnet, bewies dabei die Größe, nicht alles selbst machen zu wollen, sondern auch externen Experten zu vertrauen. Hier agierte er ebenfalls äußerst glücklich. Zunächst holte er den Stuttgarter Kulturmanager Martin Mühleis mit ins Boot. In dieser Zeit gastierten Stars wie der Jazzgitarrist Pat Metheny, der Schauspieler Bruno Ganz oder die Schauspielerin Suzanne von Borsody (mit einem unvergessenen Abend über die mexikanische Malerin Frida Kahlo) im Bürgerhaus. Mittlerweile kümmern sich der Stuttgarter Schlagwerker Meinhard „Obi“ Jenne, der genauso in der klassischen Musik wie im Jazz zuhause ist, und die Stuttgarter Schriftstellerin, Publizistin und Kulturjournalistin Irene Ferchl um die Klassik- und Jazz- beziehungsweise die Literaturreihe. Die Serie der erstklassigen Veranstaltungen brach nicht ab. Der Bassist Richard Bona war in Backnang, das New Yorker Orchester The Knights oder Klaus Doldingers Passport spielten im Bürgerhaus, der syrische Schriftsteller Rafik Schami erzählte . . . Besucher kamen zum Teil von weither angereist. Ein wunderbares Kinderprogramm wird zudem mit den Flauschohrenkonzerten angeboten, das Konzept dafür stammt von dem Backnanger Kirchenmusiker, Musikvermittler und Dozenten Reiner Schulte. Bei alledem hat es Schick geschafft, dass das Kosten-Qualitätsverhältnis „in einem günstigen Zusammenhang“ steht.

In Schicks Amtszeit fällt überdies die Eröffnung des Technikforums. Dass die Techniksammlung ein adäquates Domizil erhält, war ihm ein großes Anliegen. Im Sportbereich feierte in seiner Amtszeit die Kindersportmesse Premiere.

Wie Haupt- und Personalamtsleiter Timo Mäule wissen lässt, wird künftig das Stadtmarketing unter dem Dach des Kultur- und Sportamts angesiedelt. Davon verspricht man sich Synergieeffekte.

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Erstellt:
29. Februar 2020, 06:00 Uhr

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