Massiver Nachfrageeinbruch am Ölmarkt erwartet

dpa Paris. Der Autoverkehr hat stark abgenommen, Flugzeuge heben kaum noch ab: Wegen Ausgangsbeschränkungen weltweit wird viel weniger Öl verbraucht. Die Internationale Energieagentur rechnet nun wegen der Corona-Krise mit drastischen Folgen.

Die nahezu leere Autobahn A9 an der Ab- und Auffahrt Dessau-Ost. Der Autobahnverkehr in Europa hat stark abgenommen. Foto: Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

Die nahezu leere Autobahn A9 an der Ab- und Auffahrt Dessau-Ost. Der Autobahnverkehr in Europa hat stark abgenommen. Foto: Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

Die Internationale Energieagentur rechnet wegen der Folgen der Corona-Krise mit einem beispiellosen Rückgang der Rohöl-Nachfrage.

Im laufenden Jahr dürfte die Nachfrage um 9,3 Millionen Barrel pro Tag einbrechen, hieß es im Monatsbericht des Interessenverbands von Industriestaaten, der in Paris veröffentlicht wurde. Darin ist von einem Rekord-Rückgang die Rede. Mit den Corona-Maßnahmen vieler Staaten weltweit sei die Mobilität fast zum Erliegen gekommen, erklärte die Internationale Energieagentur (IEA).

Vor allem im April dürfte die Nachfrage von der Corona-Krise hart getroffen werden. Die IEA-Experten gehen davon aus, dass sie dann durchschnittlich um 29 Millionen Barrel pro Tag niedriger sein werde als im April 2019. Damit erwarten die Fachleute einen Einbruch um nahezu ein Drittel des weltweiten Verbrauchs. Mit diesem Rückgang dürfte im April ein Niveau erreicht werden, dass es zuletzt 1995 gegeben hatte.

Auch im zweiten Quartal, also in den Monaten April bis Juni, dürfte der Verbrauch drastisch unter dem des Vorjahreszeitraums liegen. Erst in der zweiten Jahreshälfte sein mit einer „graduellen Erholung“ der Nachfrage zu rechnen, hieß es in dem Bericht. Im Dezember dürfte sie aber immer noch um 2,7 Millionen Barrel pro Tag niedriger sein als ein Jahr zuvor.

In den kommenden Monaten ist laut dem Monatsbericht aber auch mit einem starken Rückgang des Angebots an Rohöl auf dem Weltmarkt zu rechnen. Führende Ölstaaten hatten bei einem Treffen der „Opec+“, einem Zusammenschluss der Opec und anderer Förderländer, eine Senkung der Ölproduktion um täglich 9,7 Millionen Barrel für die Monate Mai und Juni beschlossen.

Nach Einschätzung der IEA ist auch mit einer Förderkürzung von Ländern außerhalb der Opec zu rechnen, darunter vor allem die USA und Kanada. Insgesamt dürfte sich der Rückgang des Angebots im Mai demnach auf 12 Millionen Barrel pro Tag summieren.

Am Ölmarkt sind die Preise nach Veröffentlichung der IEA-Prognose gesunken. Der Preis für US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel am Vormittag zunächst bis auf 19,20 US-Dollar je Barrel und damit auf den tiefsten Stand seit 2002.

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Erstellt:
15. April 2020, 12:29 Uhr

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