Mehr Leben retten durch moderne Funkgeräte

BKZ-Leser helfen: Die jährliche Spendenaktion ermöglicht es dem DRK-Ortsverein Backnang, wichtige Geräte für die Umstellung zum Digitalfunk anzuschaffen

Ein Teil der Spenden von „BKZ-Leser helfen“ geht dieses Jahr an den DRK-Ortsverein, der mit 3000 Euro seine Funkgeräte auf den neuesten Stand bringen muss. Die Umstellung auf den Digitalfunk soll die Kommunikation besser und das Retten schneller werden lassen.

Noch analog unterwegs: Bereitschaftsleiter Jeffrey Grupp (links) und Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Backnang Klaus-Dieter Fackler. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Noch analog unterwegs: Bereitschaftsleiter Jeffrey Grupp (links) und Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Backnang Klaus-Dieter Fackler. Foto: J. Fiedler

Von Kristin Doberer

BACKNANG. In etwa vier Minuten können die Rettungskräfte des DRK-Ortsvereins überall in ihrem Einsatzgebiet sein – vorausgesetzt, sie können sofort bei einem Notfall benachrichtigt werden. Das ist bei ihren aktuellen Funkgeräten nicht immer der Fall. Der momentan genutzte analoge Funk hat so einige Schwächen, deshalb wird die Leitstelle für Einsatzkräfte diesen im Rems-Murr-Kreis wohl komplett abstellen. Was für Rettungsdienste schon lange der Fall ist, kommt jetzt auf die Ortsvereine des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zu: die Umstellung zum Digitalfunk. Bei dieser Investition werden sie von der Aktion „BKZ-Leser helfen“ unterstützt.

Für den Backnanger Ortsverein mit seinen zwei Fahrzeugen bedeutet die Umstellung eine Investition in neue Funkgeräte in Höhe von etwa 3000 Euro. „Für solche Anschaffungen muss uns jemand unter die Arme greifen, das können wir ohne Spenden gar nicht schaffen“, sagt Klaus-Dieter Fackler, der Vorsitzende des Vereins. Denn schon ohne große Investitionen hätte der Verein Probleme, die laufenden Kosten zu decken. Darunter fallen Miete, Strom- und Heizkosten für das DRK-Gebäude und die dazugehörige Kleiderkammer sowie Instandhaltung der Fahrzeuge.

„Es kam vor, dass wir die Leitstelle unterwegs gar nicht gehört haben

Die Umstellung zum Digitalfunk sei ein wichtiger Schritt. Je früher er erfolgt, desto besser, denn die momentanen Geräte haben einige Nachteile. Der analoge Funk wird über Wellen übertragen. Befinden sich die Rettungskräfte außerhalb der „line of sight“, zum Beispiel in einem Tal oder auf einem Berg, verschlechtert sich das Funksignal erheblich. So wird die Kommunikation von Rauschen unterbrochen, verzerrt oder fällt komplett aus. Das könne zu lebensgefährlichen Situationen führen, erklärt Bereitschaftsleiter Jeffrey Grupp: „Es kam schon öfter vor, dass wir die Leitstelle unterwegs gar nicht gehört haben. Bei Althütte zum Beispiel gibt es oft Probleme. Da stehen wir gemütlich im Stau, während es woanders einen Notfall gibt.“ Die Folge: Anstatt sich sofort auf den Weg zu machen, erfahren die Retter vom Einsatz erst, wenn die Nachricht davon als Text einläuft. „Das kann einige Minuten dauern. Und im Notfall zählt jede Sekunde“, sagt Grupp. Rechtzeitig informiert könnten sie oft schon vor dem Rettungsdienst zur Stelle sein, bekräftigt Fackler. Das könne bei Herzstillständen den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.

Außerdem hat der analoge Funk ein großes Problem mit Datenschutz und -sicherheit. So könnte grundsätzlich jeder Gespräche mithören, der die Frequenz kennt. Der Digitalfunk hat da einige Vorteile: Die Qualität der Übertragung bleibt durchgehend gut, egal wo sich die Retter aufhalten und wie weit sie voneinander oder von der Leitstelle entfernt sind. Noch dazu lassen sich kurze Textnachrichten viel schneller verschicken, wodurch keine Verwirrung bei Wegbeschreibungen oder Adressangaben mehr entsteht. Auch sei der Digitalfunk bei Großschadenslagen mit vielen Beteiligten ein Vorteil. So könne man bestimmte Personen oder Personengruppen einzeln erreichen und müsste nicht alle am Einsatz Beteiligten anfunken. „Das ist wie bei der Post“, erklärt Fackler. „Der analoge Funk ist wie eine Postwurfsendung. Die Nachricht geht an alle, da kommt es vor, dass es die betroffene Person überhört. Der digitale Funk ist wie ein Brief: Er richtet sich nur an die Person, die es auch direkt betrifft.“ Da bei Großschadenslagen auch der Backnanger Ortsverein einspringen muss, ist diese Kommunikation mit verschiedenen Einsatzkräften, ob Katastrophenschutz, Polizei oder Feuerwehr, wichtig für eine lückenlose und schnelle Rettungskette.

Wie wichtig diese Umstellung ist, zeigt auch, dass im Rems-Murr-Kreis bereits 2018 etwa 329000 Euro in die Ausrüstung mit digitalen Funkgeräten investiert wurde. Das hat allerdings nur Rettungsdienste und Leitstellen betroffen. Ortsvereine, die vor allem Bereitschaftsdienste bei Veranstaltungen übernehmen, müssen ihre Geräte selbst nachrüsten. Der Backnanger Ortsverein hat pro Woche durchschnittlich zwei Einsätze, bei großen Ereignissen wie dem Straßenfest oder Triathlon sind es noch deutlich mehr.

Bereits im vergangenen Jahr wurde der Ortsverein deshalb durch eine Spende von „BKZ-Leser helfen“ unterstützt, um den zweiten Rettungswagen anschaffen zu können. Anfang 2020 muss nun die Kommunikation in den Fahrzeugen auf den neuesten Stand gebracht werden, bevor der analoge Funk endgültig abgestellt wird. „Wir freuen uns sehr, das ist ein gewaltiger Schritt nach vorne“, sagt Fackler. „Aber den müssen wir bald machen, um den Menschen vor Ort besser helfen zu können.“

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Erstellt:
30. November 2019, 11:30 Uhr

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