Israel
Mehrere Tote bei Anschlag in Jerusalem – zwei Täter erschossen
An einer Bushaltestelle in Jerusalem fallen tödliche Schüsse. Die palästinensischen Attentäter werden erschossen. Netanjahu droht mit harten Schritten.

© Magen David Adom/dpa/Magen David Adom
Bei dem Anschlag in Jerusalem kamen mindestens fünf Menschen ums Leben.
Von red/dpa
Beim Anschlag zweier Palästinenser in Jerusalem sind mindestens sechs Menschen getötet worden. Fünf Männer und eine Frau kamen nach Krankenhausangaben und laut Sanitätern ums Leben. Rund zehn weitere Menschen wurden verletzt, darunter mehrere schwer. Die beiden Attentäter wurden nach Polizeiangaben von einem Soldaten und bewaffneten Zivilisten erschossen.
Netanjahu kündigt „noch härtere Schritte“ an
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hielt nach dem Anschlag eine Sicherheitsberatung ab und besuchte den Ort des Anschlags. Sicherheitskräfte seien auf der Jagd nach mutmaßlichen Helfern der Attentäter, sagte Netanjahu. Dabei würden die Orte, aus denen die Täter kamen, eingekreist. „Wir werden jeden erreichen, der ihnen geholfen und sie ausgesandt hat, und wir werden noch härtere Schritte ergreifen“, sagte der Regierungschef. „Wir befinden uns im Krieg, in einem intensiven Krieg gegen den Terror an mehreren Fronten.“
Die israelische Armee war in den letzten Monaten bei zahlreichen Razzien vor allem im nördlichen Teil des besetzten Westjordanlands hart gegen militante Palästinenser vorgegangen. Dabei gab es immer wieder Tote und Festnahmen.
Täter schossen auf Wartende an Bushaltestelle
Nach Angaben der Polizei kamen die Täter zu einer Kreuzung im Norden Jerusalems und schossen auf Menschen, die an einer Bushaltestelle warteten. Ein Augenzeuge berichtete, sie hätten auch in einen Bus geschossen.
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sagte: „Dieser schockierende Anschlag erinnert uns einmal mehr daran, dass wir gegen das absolute Böse kämpfen. Die Welt muss verstehen, womit wir es zu tun haben – und dass der Terror uns niemals besiegen wird.“
Außenminister Johann Wadephul schrieb auf der Plattform X, er sei zutiefst schockiert über „den feigen Terroranschlag“. Der französische Präsident Emmanuel Macron mahnte eine politische Lösung für den Nahost-Konflikt an. „Die Gewaltspirale muss enden“, schrieb er auf X.
Sanitäter: Mehrere Verletzte am Boden
„Als ich am Einsatzort ankam, sah ich mehrere Schussverletzte am Boden liegen, einige von ihnen waren bewusstlos“, berichtete ein Sanitäter. „Ich leistete einem etwa 45-jährigen schwer verletzten Mann medizinische Hilfe.“ Der durch Schüsse getroffene Mann sei bei Bewusstsein gewesen und ins Krankenhaus gebracht worden.
An bestehenden Militärsperren in der Nähe von palästinensischen Ortschaften im besetzten Westjordanland, die zwischen Jerusalem und Ramallah liegen, wurde der Verkehr nach dem Anschlag gestoppt. In Kalandia habe es eine Razzia der Armee gegeben.
Der israelische Außenminister Gideon Saar sagte bei einem Besuch in Ungarn, die Attentäter seien aus Gebiet unter Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde gekommen. Dies beweise einmal mehr, dass ein palästinensischer Staat „nur ein Ziel hätte, die Auslöschung des Staates Israel“. Er warf der Autonomiebehörde vor, sie unterstütze Terror und habe „einen Staat nicht verdient“. Die von Frankreich eingeleitete Initiative zur Anerkennung eines Staates Palästina sei ein „Fehler“, weil sie das Thema der unabhängigen Staatlichkeit von einem Friedensschluss mit Israel trenne, sagte Saar.
Israels Verteidigungsminister droht Hamas mit „Hurrikan“
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz sprach unterdessen vor einem angekündigten tieferen Vorstoß der Armee in die Stadt Gaza eine scharfe Warnung an die islamistische Terrororganisation Hamas aus. „Heute wird ein gewaltiger Hurrikan über den Himmel der Stadt Gaza hereinbrechen und die Dächer der Terror-Hochhäuser werden beben“, schrieb Katz in einem Post auf der Plattform X.
„Dies ist die letzte Warnung an die Mörder und Vergewaltiger der Hamas in Gaza und in den Luxushotels im Ausland: Lasst die Geiseln frei und legt die Waffen nieder – oder Gaza wird zerstört und ihr werdet vernichtet“, schrieb Katz weiter.
Trumps „letzte Warnung“ an die Hamas
Zuvor hatte bereits US-Präsident Donald Trump eine „letzte Warnung“ an die Hamas ausgesprochen, um vor dem erwarteten Vorstoß Israels ins Innere der Stadt Gaza eine diplomatische Lösung zu erzwingen. Israel habe seine Bedingungen akzeptiert, es sei an der Zeit, dass auch die Hamas sie akzeptiere, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die Hamas zeigte sich daraufhin zu „sofortigen Verhandlungen“ bereit. Man begrüße „jeden Schritt, der dazu beiträgt, die Aggression gegen unser Volk zu beenden“.
Nach Informationen des israelischen Senders Channel 12 sieht der Vorschlag die Übergabe aller 48 Geiseln - sowohl der lebenden als auch der toten - am ersten Tag des Inkrafttretens einer Waffenruhe vor. Im Gegenzug würde Israels Armee ihre Offensive in der Stadt Gaza einstellen. Ferner soll Israel demnach Tausende palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen entlassen, darunter Hunderte, die wegen der Tötung von Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden.
Warnungen vor Verschärfung der Lage in Gaza
Nach jüngsten Schätzungen hielten sich in der Stadt Gaza rund eine Million Menschen auf, von denen viele aus anderen Teilen des Gazastreifens geflohen waren. Israel hat die Zivilisten in der Stadt am Mittelmeer dazu aufgerufen, sich in Richtung Süden zu begeben. Nach Angaben Netanjahus haben bisher rund 100.000 Palästinenser die Stadt Gaza verlassen. Hilfsorganisationen warnen vor einer weiteren Verschärfung der ohnehin katastrophalen Lage der Zivilbevölkerung. Israel betont, es kämpfe nur gegen die Hamas und wolle Zivilisten schonen.