Mercedes fördert Sozialprojekte mit 12,5 Millionen Euro

Vorständin Renata Jungo Brüngger: „Unsere Verantwortung endet nicht am Werkstor.“ Der Autohersteller kooperiert mit der Bürgerstiftung, will ein IBA-Projekt mitfinanzieren und gibt zusätzliches Geld für Umweltprojekte und Kulturförderung aus.

Von Matthias Schmidt

Stuttgart - Der Autohersteller Mercedes-Benz will in den kommenden fünf Jahren mit 12,5 Millionen Euro soziale Projekte in seiner Heimatstadt Stuttgart fördern. Renata Jungo Brüngger, die im Mercedes-Vorstand für Integrität, Governance und Nachhaltigkeit zuständig ist, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, es gehe dem Unternehmen darum, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken: „Unsere Verantwortung endet nicht am Werkstor. Die großen sozialen Fragen kann keiner allein lösen – nicht der Staat, nicht die Unternehmen, nicht die Zivilgesellschaft. Es geht nur gemeinsam.“

Als Partner, der die Projektauswahl koordiniert, hat Mercedes-Benz die Bürgerstiftung gewonnen. Alle Aktivitäten zielen auf drei Problemfelder ab: Wege aus der Armut, Teilhabe von Kindern und Jugendlichen sowie Integration. Gemeinnützige Vereine und Organisationen, die in diesen Bereichen aktiv sind, können sich bereits seit Ende August und noch bis zum 31. Oktober um Fördergelder aus dem Mercedes-Topf bewerben. Einzelne Projekte können mit maximal 150 000 Euro gefördert werden, die Mindestfördersumme beträgt 10 000 Euro über fünf Jahre. Die Initiative trägt den Titel „Mittendrin – Chancen für morgen gestalten“, sämtliche Informationen bietet die Website www.mittendrin-stuttgart.de.

Das Bewerbungsverfahren hat die Bürgerstiftung in den vergangenen Wochen gemeinsam mit 25 sozialen Organisationen an Runden Tischen erarbeitet. „Das Geld soll dort angekommen, wo es wirklich gebraucht wird. Deshalb sind wir froh, in der Bürgerstiftung einen professionellen Partner zu haben, der Stuttgart kennt und die Fäden zusammenführen kann“, sagt Renata Jungo Brüngger, die auch ankündigt, dass Mercedes die Projekte über die Jahre begleiten wird: „Wir möchten schon sehen, welche Fortschritte sie machen und welche wir dann vielleicht auch weiter unterstützen.“

Irene Armbruster, die Geschäftsführerin der Bürgerstiftung, sieht in der Initiative einen großen Hebel. „Es ist schon viel Geld“, sagt sie. Um die Mittel von Mercedes besonders wirkungsvoll einzusetzen, gehe es um zwei Dinge: Zum einen sei es wichtig, bewusst „Vorbildprojekte“ mit neuen Ansätzen zu fördern. Zum anderen sollten sich bewährte Projekte weiterentwickeln können. Grundlegend dafür sei ein Bewerbungsverfahren mit möglichst niedrigen Zugangshürden, so Armbruster. Die Bürgerstiftung steuert dabei den Beteiligungsprozess, die Geldströme fließen dann direkt von Mercedes zu den Projekten.

Neuen Schwung möchte Mercedes-Benz auch der Debatte über ein Haus des Ehrenamtes geben. Man werde den Aufbau finanziell unterstützen, „um das bürgerschaftliche Engagement in Stuttgart insgesamt zu stärken“, teilt das Unternehmen mit. Wie Irene Armbruster berichtet, konkretisieren sich derzeit neue Pläne dafür. Gemeinsam mit der Stadt Stuttgart, der Caritas sowie der Architektenkammer befinde sich die Bürgerstiftung in Gesprächen über ein Gebäude in zentraler Lage in der unteren Königstraße. Dabei herrsche durchaus Grund zur Eile: Denn Ziel sei es, das Projekt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) ’27 zu verwirklichen.

Mercedes-Benz ordnet mit der Initiative sein Engagement in der Region Stuttgart neu. Der Rückzug als Trikotsponsor des VfB Stuttgart, der jährlich einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag einspart, hat dazu den Spielraum eröffnet. Neben den sozialen Projekten in Stuttgart will sich das Unternehmen auf zwei weiteren Feldern engagieren: Umwelt- und Klimaschutz sowie Kultur.

Fünf Millionen sollen bis 2028 in die Renaturierung von Mooren in Baden-Württemberg fließen. Mercedes will dazu in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium eine Koordinationsstelle einrichten. 6,5 Millionen Euro sind für die Förderung der Kultur in der Region Stuttgart veranschlagt. Die Vorständin Jungo Brüngger betont, dass es um zusätzliche Mittel gehe. Die bereits bestehenden Förderungen etwa der internationalen Bachakademie Stuttgart und des Jazz-Open-Festivals liefen unabhängig davon weiter. Mit den 12,5 Millionen, die für die sozialen Projekte eingeplant sind, summiert sich das Mercedes-Engagement bis 2028 damit auf 24 Millionen Euro.

„Wir wollen unsere Verbundenheit mit der Region zeigen, in der Mercedes-Benz tief verwurzelt ist und mehr als 60 000 unserer Beschäftigten arbeiten und leben“, sagt Jungo Brüngger, die aus Fribourg in der Schweiz stammt. Wie eng die Verbindung Stuttgarts zu Mercedes sei, habe sie selbst vor zwölf Jahren bei der Wohnungssuche erfahren. Ganz skeptisch habe die Vermieterin gefragt: Finden Sie denn keinen Job in der Schweiz? „Als ich dann gesagt habe, ich hätte jetzt eine tolle Aufgabe ‚beim Daimler‘, war aber alles gut.“

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Erstellt:
27. September 2023, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
28. September 2023, 21:50 Uhr

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