Autoindustrie in Stuttgart
Mercedes-Personalchefin: Große Lohnsteigerung derzeit nicht realistisch
Britta Seeger, Personalvorständin bei Mercedes-Benz, spricht über den Stellenabbau in der Autobranche und erklärt, warum sie sich mehr Anwesenheit im Büro wünscht.

© Mercedes-Benz AG
Britta Seeger ist seit März 2025 Personalchefin bei Mercedes-Benz. Davor verantwortete sie den Vertrieb.
Von Veronika Kanzler
Mercedes-Benz stellt sich auf stagnierende Löhne ein. „Die Erwartung einer großen Lohnsteigerung in naher Zukunft ist nicht mehr realistisch“, sagte Personalvorständin Britta Seeger beim Wirtschaftspresseclub in Stuttgart. Sie glaube, dass diese Erkenntnis auch bei den Menschen angekommen sei.
Die Personalchefin verwies auf die veränderte Wahrnehmung in der Branche: „Die Meldungen jeden Tag über Stellenabbau in der Autoindustrie – hier 5000, da 10 000, das macht etwas mit den Menschen.“ Jeder hier in der Region kenne wohl jemanden, der bei einer dieser Firmen arbeitet, die lange Zeit als „uneinnehmbare Festung“ galten und die jetzt erschüttert sind, so Seeger.
Mercedes wünscht sich mehr Menschen wieder im Büro
Deshalb gebe es nach Ansicht der Personalchefin ein Bewusstsein, „dass die Zuwächse nicht mehr so groß sein werden, auch wenn wir es uns wünschen“. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten, was die Diskussion zusätzlich verschärfe. „Nicht nur Lebensmittel werden teurer, auch die Kita-Gebühren steigen beispielsweise in Stuttgart.“ Dabei sei es eh schon schwierig genug, überhaupt einen Betreuungsplatz zu bekommen, sagt sie.
Dass die Löhne in der Autoindustrie generell zu hoch seien, findet Seeger indes nicht. „Wir haben die wichtigsten Industriearbeitsplätze gestellt“, hält die Personalchefin entgegen. An dem Erfolg habe man logischerweise auch die Mitarbeiter partizipieren lassen.
Derzeit steht auch das Thema Homeoffice im Fokus bei Mercedes-Benz. Der Konzern möchte die Beschäftigten wieder vermehrt ins Büro holen. „Wir wollen die Menschen sehen“, sagte Seeger. Aktuell liege die Präsenzquote bei rund 50 Prozent. Die Bandbreite sei groß: „Wir haben sehr viele, die sehr präsent sind – und andere, die wenig präsent sind.“ Der Wunsch nach mehr realem Kontakt zu den Beschäftigten sei für Seeger keine Frage von Kontrolle oder Misstrauen, sondern von Kultur.
Mercedes-Benz erlaubt bis zu 100 Prozent Homeoffice
Außerdem dürfe man nicht unterschätzen: „Diejenigen, die regelmäßig da sind, hängen trotzdem ständig im Teams.“ Seeger betont: „Langfristig kann Interaktion nicht im digitalen Raum stattfinden – es geht etwas verloren.“ Ähnlich hatte sich auch jüngst Mercedes-Chef Ola Källenius geäußert. An seine Mitarbeiter gerichtet sagte Källenius: „Wenn in 50 Prozent der Zeit keine zwischenmenschliche Dynamik stattfindet, geht etwas verloren.“
Hier können Sie abstimmen, wie viel Homoffice Ihrer Meinung nach erlaubt sein sollte
Seeger fügte noch einen weiteren Punkt an, nämlich dass die persönliche Zusammenarbeit entscheidend sei, um Talente zu entwickeln und Kreativität zu fördern. „Wenn wir Mitarbeiter entwickeln wollen, müssen wir diese Menschen sehen.“ Bei Mercedes-Benz gibt es eine Betriebsvereinbarung, die das Homeoffice regelt. Diese erlaubt eine Quote von bis zu 100 Prozent, sofern es die betrieblichen Erfordernisse zulassen.