Diplomatie

Merz holt zwei Möglichmacher von Brüssel nach Berlin

Kanzler Merz will Deutschlands Stimme in Europa stärken. Dafür holt er zwei Brüsseler Spitzendiplomaten in die Regierungsmannschaft.

Ein Foto aus alten Tagen. 2014 war EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen noch deutsche Verteidigungsministerin und flog in den Irak. Als erfahrener Berater dabei: Geza Andreas von Geyr, damals  Abteilungsleiter Politik im Ministerium.

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Ein Foto aus alten Tagen. 2014 war EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen noch deutsche Verteidigungsministerin und flog in den Irak. Als erfahrener Berater dabei: Geza Andreas von Geyr, damals Abteilungsleiter Politik im Ministerium.

Von Knut Krohn

Friedrich Merz legt in Sachen Außenpolitik einen Blitzstart hin. In den ersten Tagen seiner Amtszeit besucht der neue Kanzler die wichtigsten europäischen Partner in Paris und Warschau, dann folgte eine Visite in Brüssel bei der Europäische Union. Und wie zum Beweis seiner markigen Ankündigung, dass Deutschlands Stimme in Europa wieder gehört werden soll, reist Merz nach Kiew, wo er zusammen mit Großbritannien, Polen, Frankreich und der Ukraine den Druck auf Russland erhöht, dem sinnlosen Morden endlich ein Ende zu bereiten.

Die Treffen des Kanzlers werden akribisch vorbereitet

Der Erfolg solcher Reisen hängt allerdings nicht nur vom Auftreten des Bundeskanzlers auf diplomatischem Parket ab. Die Begegnungen wollten über Tage und manchmal Wochen akribisch vorbereitet sein, Hindernisse müssen aus dem Weg geräumt und mögliche Ergebniskorridore ausgelotet werden. Dafür zuständig sind jene Leute, die die Öffentlichkeit in der Regel nicht zu Gesicht bekommt. Sie huschen allenfalls mit Papieren unterm Arm und einem Aktenkoffer in der Hand im Tross des Kanzlers kurz durch das Fernsehbild. Aber auch hier zeigt Merz, dass er es ernst damit meint, Deutschland vor allem auf der europäischen Bühne wieder als Führungskraft zu positionieren.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat er einen der profiliertesten Europa-Kenner ins Kanzleramt geholt. Michael Clauß, viele Jahre Chef der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Europäischen Union, wird als neuer europapolitischer Berater in Zukunft in Berlin die wichtige Abteilung 5 leiten. Für die guten Kontakte zur Nato soll ein zweiter Mann sorgen: Géza Andreas von Geyr. Auch der 63-Jährige war zuletzt in Brüssel stationiert, als Leiter der Ständigen Vertretung Deutschlands beim Nordatlantischen Verteidigungsbündnis. Er wird in Zukunft als Staatssekretär im Außenministerium arbeiten.

Zwei Diplomaten sind großer Erfahrung

Beide Diplomaten haben auf ihren bisherigen Posten bewiesen, dass sie bei Verhandlungen nicht nur mit allen Wassern gewaschen sind, sondern auch in Stresssituationen sehr ruhig, klar und überlegt handeln. Michael Clauß dürften dabei die vergangenen drei Jahre tief in Erinnerung bleiben. Dem heute 64-Jährigen ist es gelungen, dass Deutschland vor allem während der Hochzeit des Ampel-Chaos in Europa weiter als ernst zu nehmende Stimme wahrgenommen wurde. Zudem ist es wahrscheinlich auch seinem großen Verhandlungsgeschick zu verdanken, dass trotz des Streits in Berlin etwa der EU-Asylkompromiss zustande kam.

Breitbeiniges Auftreten ist nicht gefragt

Geza Andreas von Geyr dürfte nicht nur wegen seiner Erfahrung bei der Nato zum Staatssekretär im Außenministerium berufen worden sein. Vor seinem Posten in Brüssel war er Botschafter in Moskau. Er kennt das Land und gibt sich keinen Illusionen über die Arbeitsweise des Kremls hin. Er habe die Menschen in Russland als unglaublich warmherzig kennengelernt, die aber „ein wahnsinnig eiskaltes System“ hätten, erklärt von Geyr in einem Interview und betont, dass in der aktuell brandgefährlichen Situation nicht breitbeiniges Auftreten gefordert sei. Eine intensive, aber zurückhaltende und leise Diplomatie sei nun angesagt. Beide Diplomaten haben auf ihren bisherigen Posten bewiesen, dass sie genau dieses Metier beherrschen.

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Erstellt:
12. Mai 2025, 12:02 Uhr

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