WhatsApp, Telegram und Co.
Messenger-Betrug nimmt drastisch zu – Schäden in Millionenhöhe im Südwesten
Betrügereien verlagern sich immer mehr ins Internet. Aktuell warnt das Landeskriminalamt vor Anlagechancen, die in Chatgruppen präsentiert werden.

© Yui Mok/PA Wire/dpa
Vor Betrügereien über WhatsApp und Co. warnt aktuell das Landeskriminalamt.
Von Michael Bosch
Den schnellen Euro, gar das große Geld und die Vorsorge fürs Alter – viele Menschen suchen inzwischen auch im Netz nach Anlagemöglichkeiten. Dabei stehen Betrügern häufig Tür und Tor offen. Aktuell warnt das Landeskriminalamt (LKA) in Baden-Württemberg vor Betrügereien in Chatgruppen.
Finanzbetrug über Messenger-Dienste wie Whatsapp, Telegram oder auch die klassische SMS „wird aktuell von Kriminellen in rasant steigender Zahl begangen“, heißt es. Meist würden die potentiellen Opfer ungefragt angeschrieben und eingeladen, einer Online-Gruppe beizutreten, die lukrative Anlagemöglichkeiten verspricht. „Die Täter agieren international und verursachen alleine in Baden-Württemberg Schäden im Millionenbereich“, so Oliver Hoffmann, Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg.
Betrüger gegeben sich als „Finanzexperten“ und „Investitions-Coaches“ aus
In den Gruppen agieren die Täter als angebliche „Finanzexperten“ oder „Investitions-Coaches“. Die Kriminellen nutzen hier meist gefälschte Profile und falsche Identitäten. Dabei scheuen sie nicht davor zurück, Namen bekannter Persönlichkeiten zu verwenden, um Seriosität vorzugaukeln. Unlängst wurde ein Fall aus dem Südwesten bekannt, in dem die Betrüger mit dem Bild des TV-Moderators Günther Jauch mehrere Hundertausend Euro erschlichen.
Glaubwürdigkeit wird den Experten auch dadurch verliehen, dass andere Gruppenmitglieder, bei denen es sich ebenfalls um Betrüger handelt, ihre Erfolgsgeschichten erzählen – mit frei erfundenen hohen Gewinnen. Die Opfer werden dadurch dazu verleitet, über täuschend echt aussehende Trading-Plattformen oder -Apps zu investieren.
Dabei versuchen die Gauner sich das Vertrauen Schritt für Schritt zu erschleichen. Anfänglich werden den Opfern kleine Gewinne vorgegaukelt, die in manchen Fällen sogar ausgezahlt werden. Häufig führt das dazu, dass noch größere Summen eingezahlt werden. Sobald dies erfolgt ist, wird der Betrug offenbar. Die Täter fordern meist weitere Zahlungen für angebliche Steuern oder Gebühren, die Voraussetzung für eine Auszahlung seien. Oder die Konten sind schlicht nicht mehr aufrufbar. Das investierte Geld ist in den meisten Fällen verloren.
Mehrere Fälle in Baden-Württemberg zuletzt
Im Raum Ravensburg etwa traf es zuletzt einen damals 70-Jährigen, der mehr als 150.000 Euro verlor. Auch ein 57-Jähriger wurde bei einem vermeintlich lukrativen Online-Investment um 160.000 Euro gebracht, während ein 60-Jähriger noch in tiefer in die Tasche packte und sogar rund 1,2 Millionen Euro in den Kryptohandel steckte – das Geld sah er nie wieder. Im Rems-Murr-Kreis gab es zuletzt zwei Fälle, in denen Personen auf Anlagebetrügereien hereinfielen.
Das LKA gibt die folgenden Tipps, um sich vor Betrug in Chatgruppen zu schützen:
- Seien Sie misstrauisch gegenüber allen Finanzangeboten, die unerwartet über soziale Medien oder Messenger-Dienste an Sie herangetragen werden. Seriöse Finanzdienstleister kontaktieren Kunden nicht auf diese Weise.
- Seien Sie vorsichtig bei Angeboten, die mit hohen Gewinnen bei geringem Risiko locken. Solche Versprechen sind fast immer ein Zeichen für einen Betrugsversuch.
- Recherchieren Sie das Unternehmen und die Plattform, bevor Sie Geld investieren. Überprüfen Sie, ob der Anbieter von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) reguliert ist. Ein Blick auf die BaFin-Website kann vor Betrug schützen.
- Geben Sie keine sensiblen Daten oder Geld an unbekannte Personen oder Plattformen.
Weitere Informationen zum Thema Cybertrading-Betrug hat die Polizei in einem Infoblatt zusammengefasst. Sie rät Menschen, die bereits Opfer eines solchen Betrugs geworden sind, in jedem Fall Anzeige zu erstatten – auch wenn die Chancen gering sind, das verloren Geld zurück zu erhalten.