Prozess zu Mannheimer Polizistenmord
Messerattacke: Zwei Opfer sagen aus
Am dritten Prozesstag gegen den mutmaßlichen Mörder des Polizeibeamten Rouven Laur sollen zwei Zeugen die Tat schildern, die damals vom Angreifer ebenfalls verletzt wurden.

© Lichtgut/Leif Piechowski (Archiv)
Der Prozess findet unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in Stammheim statt.
Von Christine Bilger
Die Messerattacke, die mit tödlichen Stichen auf den Polizeibeamten Rouven Laur endete, hatte im vergangenen Mai ihren Anfang mit einem Angriff auf eine Kundgebung der islamfeindlichen Gruppe „Pax Europa“ genommen. Mehrere Mitglieder dieser Gruppe wurden dabei verletzt. Einer von ihnen, der in dem Verfahren gegen den Angreifer auch als Nebenkläger auftritt, schilderte bereits am zweiten Prozesstag das Geschehen, wie er es erlebt hatte. Nun sollen zwei weitere Verletzte aussagen. Das steht am dritten Prozesstag in dem Verfahren gegen den 26-jährigen Angeklagten vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht auf der Agenda.
Die Attacke geschah am 31. Mai 2024 auf dem Mannheimer Marktplatz. „Pax Europa“ hatte dort einen Stand aufgebaut und eine Kundgebung begonnen. Der zur Tatzeit 25 Jahre alte Angeklagte soll zuerst auf den Kopf der Bewegung eingestochen haben. Dann auf einen Ordner, der eingriff. Insgesamt wurden sechs Personen verletzt. Der 29-jährige Polizist Rouven Laur starb zwei Tage später im Krankenhaus. In dem Prozess soll unter anderem geklärt werden, ob die Tat islamistisch motiviert war. Der Angeklagte soll Sympathien für die Terrormiliz Islamischer Staat gehegt haben.
Am zweiten Tag des Verfahrens hatte zunächst der Angeklagte Angaben zu seinem Lebenslauf gemacht. Er kam als Kind als minderjähriger Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland. Dabei überraschten er und seine Anwälte sowohl den Senat unter dem Vorsitz des Richters Herbert Anderer als auch die weiteren Verfahrensbeteiligten mit der Ankündigung, er werde sich im Verlauf des Verfahrens auch zu den Tatvorwürfen äußern. Dass hatte der Angeklagte bei Prozessbeginn ausgeschlossen.
Der Verletzte, der auch als Nebenkläger auftritt, trat ebenfalls am zweiten Prozesstag in den Zeugenstand. Dabei musste er sich auch hartnäckige Nachfragen gefallen lassen, als er zunächst erzählte, er engagiere sich bei „Pax Europa“, weil er „gegen den politischen Islam“ sei. Was genau er damit meinte, wollte der Richter Herbert Anderer von ihm wissen. Ganz zufrieden war er mit der Antwort nicht, dass den Zeugen und bei der Tat Schwerverletzten gewisse Regeln der Religion störten.
Der Nebenkläger hatte bei der Mannheimer Kundgebung zunächst beim Aufbau geholfen und dann als Ordner gearbeitet. Er habe einen Kapuzenpulli von „Pax Europa“ angehabt – sei also als dazugehörig zu erkennen gewesen. Er habe gesehen, wie der erste Angriff geschah, und sei hingerannt. Da habe der Mann sich auch auf ihn gestürzt, ihm einen Stich in den Oberkörper und in das Bein versetzt. Der Stich in den Oberkörper habe sich wie ein Schlag angefühlt, die Verletzung am Bein sei zunächst schmerzhafter gewesen. Er habe sich dann wegrollen können. Dabei habe er erst noch den Eindruck gehabt, der Angreifer wolle ihm folgen. Er habe dann aber einen anderen Mann attackiert. Er habe mehrfach operiert werden müssen. Als er aufwachte, offenbarte ihm ein Arzt, dass er großes Glück gehabt hätte und seine Verletzungen auch tödlich hätten enden können. Er leider noch heute unter den Folgen der Tat und sei in Behandlung. Während seiner Aussage musste der Mann mehrfach mit den Tränen kämpfen.
Videos vom Tattag sollen gezeigt werden
Die zwei bei dem Angriff in Stammheim Verletzten, die am dritten Prozesstag aussagen sollen, sind keine Nebenkläger. Der Senat hat angekündigt, dass eventuell auch noch Videoaufnahmen vom Geschehen auf dem Mannheimer Marktplatz angeschaut werden sollen, wenn die Zeit dafür nach den Zeugenaussagen reiche.
Das Verfahren wird am Dienstag, 25. Februar, von 9 Uhr an im Stammheimer Hochsicherheitssaal des Oberlandesgerichts Stuttgart fortgesetzt. Die Anklage wirft dem 26-Jährigen Mord und fünffachen versuchten Mord vor.