Südwesten steht schwierige Metall-Tarifrunde bevor

dpa/lsw Stuttgart. Nicht nur die besonderen Umstände der Corona-Pandemie machen die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie kompliziert, auch inhaltlich liegen die Parteien weit auseinander. Die Gewerkschaft sieht schon erste Tabus in Gefahr.

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Baden-Württemberg, spricht. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Baden-Württemberg, spricht. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

In der Metall-Tarifrunde im Südwesten könnten die Vorstellungen von Arbeitgebern und Gewerkschaft zum Auftakt kaum unterschiedlicher sein. Während IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger trotz Coronakrise unter anderem mehr Geld für die Beschäftigten ausverhandeln will, ging der neue Südwestmetall-Chef Wilfried Porth am Mittwoch in Stuttgart mit einem klaren Nein und der Forderung nach einer Nullrunde und Kostensenkungen in die Gespräche.

Zwar betonten beide Seiten, dass neben aktueller Krisenbewältigung auch der richtige Kurs für die Transformation der gesamten Industrie gefragt sei. Wie der aussieht, dazu liegen die Vorstellungen aktuell aber noch sehr weit auseinander.

Der IG Metall schwebt ein Paket mit unter anderem vier Prozent mehr Geld vor - je nach Lage der Unternehmen entweder klassisch in Form von Lohnerhöhungen oder als zumindest teilweiser Ausgleich von Einbußen, wenn ein Betrieb unter wirtschaftlichem Druck die Arbeitszeit reduziert. „Die Beschäftigten haben Opfer gebracht, jetzt ist es an den Arbeitgebern, ihnen etwas zurückzugeben“, betonte Zitzelsberger.

Die Gewerkschaft will einen Rahmen für sogenannte Zukunftstarifverträge auf Ebene der Betriebe erreichen. In denen soll dann festgelegt werden, wie das jeweilige Unternehmen durch die Transformation in der Branche kommen soll und kann. Außerdem will sie bessere Bedingungen und eine Übernahmegarantie für Auszubildende und dual Studierende durchsetzen.

Für die Arbeitgeber kommt mehr Geld überhaupt nicht in Frage. Bis die Metall- und Elektroindustrie wieder das Vorkrisenniveau erreicht habe - und das sei absehbar nicht vor 2022 - dürften nicht noch weitere tarifliche Kosten hinzukommen. „Alles andere würde die Beschäftigung gefährden“, sagte Daimler-Personalvorstand Porth, der den Posten an der Spitze von Südwestmetall Ende November von Vorgänger Stefan Wolf übernommen hatte.

Er will zudem bestehende Kosten reduzieren - etwa bei der Spätschichtzulage, die in Baden-Württemberg schon ab 12.00 Uhr gezahlt werde. „Wir bezahlen Spätzuschläge, wenn andere in die Mittagspause gehen“, sagte Porth. Auch eine Art Automatismus für Kostenentlastungen wollen die Arbeitgeber durchsetzen, sobald bestimmte Kennzahlen erreicht werden.

Zitzelsberger warnte davor, Hand an bestehende tarifvertragliche Regeln wie die Schichtzulagen zu legen - so etwas führe sehr schnell zu einer Eskalation der Lage. „Ich kann nur dringend davor warnen, solche Schritte zu gehen“, sagte er.

Die Metall- und Elektroindustrie, zu der unter anderem der Maschinen- und der Automobilbau gehören, ist die Schlüsselbranche im Südwesten. Sie gibt hierzulande fast einer Million Menschen Arbeit. Am 18. Januar wollen sich Arbeitgeber und Gewerkschaft zur nächsten Runde der Gespräche treffen.

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Erstellt:
16. Dezember 2020, 15:40 Uhr

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