Mieten in Backnang steigen moderat

Preise haben sich seit 2013 um 2,7 Prozent pro Jahr erhöht – Neuer Mietspiegel erfasst auch neun Umlandgemeinden

Während die Mieten in Stuttgart und anderen Großstädten geradezu explodieren, fällt der Anstieg im Raum Backnang vergleichsweise moderat aus. Laut neuem Mietspiegel sind die Preise bei Neuvermietungen seit 2013 um 16 Prozent gestiegen, das entspricht einem jährlichen Plus von 2,7 Prozent.

Mieten in Backnang steigen moderat

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Vor sechs Jahren hat die Stadt zusammen mit dem Mieterbund und dem Eigentümerverein Haus und Grund erstmals einen Mietspiegel für Backnang herausgegeben. Grundlage war eine Befragung, die das Institut für empirische Marktanalysen (EMA) aus Sinzig durchgeführt hatte. 2016 wurden die Werte erstmals erhöht, damals noch auf Basis der alten Umfrage. Jetzt hat die Stadt eine neue Erhebung durchführen lassen. 8200 Haushalte wurden angeschrieben, 405 Datensätze kamen am Ende in die Auswertung. Berücksichtigt wurden nur Mietverträge, die innerhalb der letzten vier Jahre geschlossen wurden. Denn viele Vermieter erhöhen die Miete erst bei einem Mieterwechsel.

„Wir sind nicht verpflichtet, einen Mietspiegel zu erstellen, aber es profitieren alle davon“, sagt Erster Bürgermeister Siegfried Janocha. Der Mietspiegel gebe Mietern wie Vermietern Orientierung und werde in Streitfällen auch von den Gerichten anerkannt. Die Kosten von rund 30000 Euro, an denen sich auch neun Umlandgemeinden, die Städtische Wohnungsbau und die Bau-Geno Backnang beteiligt haben, hält Janocha deshalb für gut angelegtes Geld.

Noch weit weg von Stuttgarter Preisen

Unabhängig von Wohnungsgröße, Baujahr, Lage und Ausstattung ergab sich für Backnang eine Durchschnittsmiete von 7,33 Euro pro Quadratmeter. Vor sechs Jahren lag dieser Wert noch bei 6,31 Euro. Die Mieten sind innerhalb von sechs Jahren also um 16,2 Prozent gestiegen. „Das ist ein relativ moderater Anstieg“, sagt Janocha und nennt Vergleichszahlen aus Stuttgart. Dort ist Wohnen im selben Zeitraum um knapp 37 Prozent teurer geworden. Die Durchschnittsmiete liegt dort inzwischen bei 13 Euro. „Solche Riesensprünge haben wir hier zum Glück nicht“, bestätigt Werner Bachert vom Deutschen Mieterbund in Backnang. Das liege auch daran, dass Unternehmen wie Vonovia, die andernorts im großen Stil Wohnungen modernisieren, um anschließend die Mieten zu erhöhen, in Backnang keine Bestände hätten. „Da sind wir hier fast noch auf einer Insel der Seligen“, freut sich Bachert.

Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt seien im Raum Backnang noch ausgewogen, sagt auch Werner Schmidgall, Vorsitzender bei Haus und Grund: „In Backnang wird zurzeit viel gebaut. Das stabilisiert das Preisniveau.“ Wobei es auch an der Murr Ausreißer nach oben gibt. Besonders teuer sind kleinere Wohnungen neueren Baujahrs: Hier liegt die durchschnittliche Quadratmetermiete bereits bei über 10 Euro, bei guter Lage und Ausstattung sind Preise bis 13 Euro normal. Außerdem gelten Abweichungen von bis zu 22 Prozent vom Durchschnittswert laut Mietspiegel noch als ortsüblich.

Werner Schmidgall weiß aus seiner Beratungspraxis aber, dass private Vermieter oft nicht das Maximum ausreizen. „Ein funktionierendes Mietverhältnis ist vielen wichtiger.“ Werner Bachert befürchtet aber, dass der Preisdruck aus Stuttgart, der längst in Fellbach und Waiblingen angekommen ist, bald auch den Raum Backnang erreichen wird. Sorgen macht ihm zudem der Mangel an Sozialwohnungen, also Wohnraum, der mit öffentlicher Förderung gebaut und mindestens 33 Prozent unter den Mietspiegelpreisen an Personen mit geringem Einkommen vermietet wird.

Neben dem Backnanger Mietspiegel gibt es auch einen für Murrhardt und einen für die Umlandgemeinden Allmersbach im Tal, Aspach, Auenwald, Burgstetten, Kirchberg an der Murr, Oppenweiler, Sulzbach an der Murr und Weissach im Tal. Dort liegt die Durchschnittsmiete zurzeit bei 6,70 pro Quadratmeter und damit 60 Cent unter dem Backnanger Niveau. Wobei die Miethöhe von Ort zu Ort variiert, je nach Nähe zur Landeshauptstadt. In Allmersbach ist das Mietniveau deshalb höher als zum Beispiel in Sulzbach.

Der neue Mietspiegel ist ab Mai unter www.backnang.de abrufbar. Dort steht auch ein Online-Rechner zur Verfügung, mit dem man die ortsübliche Miete für eine bestimmte Wohnung ermitteln kann. Die Gemeinden veröffentlichen den Mietspiegel ebenfalls auf ihren Webseiten. Gegen Gebühr gibt es ihn auch in gedruckter Form.

In der Mühlstraße baut die Städtische Wohnungsbau 42 Mietwohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. Für diese Klientel wird es auf dem freien Wohnungsmarkt immer schwieriger, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Foto: K. Fritz

In der Mühlstraße baut die Städtische Wohnungsbau 42 Mietwohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. Für diese Klientel wird es auf dem freien Wohnungsmarkt immer schwieriger, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Foto: K. Fritz

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Erstellt:
3. April 2019, 06:00 Uhr

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