Großstadt-Mieten steigen langsamer

dpa Berlin. Wer in Ballungsräumen eine bezahlbare Wohnung sucht, muss oft sehr weit draußen suchen. Doch auch auf dem Land verlangen die Vermieter immer mehr. In den Metropolen selbst aber ändert sich gerade etwas.

Ein Schild mit der Aufschrift „Baugrundstücke“ steht am Rande eines Baufeldes mit einem Rohbau eines Eigenheimes. Foto: Patrick Pleul/zb/dpa

Ein Schild mit der Aufschrift „Baugrundstücke“ steht am Rande eines Baufeldes mit einem Rohbau eines Eigenheimes. Foto: Patrick Pleul/zb/dpa

Für Wohnungssuchende in den deutschen Großstädten gibt es Anzeichen, dass die Zeit stark steigender Mieten endet.

Die Angebotsmieten stiegen 2019 bundesweit zwar mit 3,5 Prozent nur 0,3 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, wie aus dem Frühjahrsgutachten des Branchenverbands Zentraler Immobilien-Ausschuss (ZIA) hervorgeht. „Der zum Teil stürmische Anstieg scheint aber in einigen Städten aufzuhören“, heißt es darin.

In Berlin gab es einen leichten Rückgang (-0,7 Prozent). In Hamburg, Frankfurt und München legten die Angebotsmieten unterdurchschnittlich zu. Stärker steigen sie inzwischen in ländlichen Kreisen, die wirtschaftlich wachsen: Ostfriesland, Emsland, im Umland Bremens, Hamburgs, Berlins und Münchens.

Der Wirtschaftsforscher Lars Feld sagte bei der Vorstellung der Zahlen in Berlin, das Mietenwachstum flache ab. Es gebe Anzeichen, dass die Politik sich nicht mehr so große Sorgen machen müsse, was steigende Mieten betreffe.

Weniger beruhigend finden es die Experten, dass die geforderten Preise für Eigentumswohnungen unerwartet stark weiter steigen. Sie lagen der Studie zufolge im vergangenen Jahr 9,7 Prozent über dem Vorjahr.

Seit 2011 stiegen bei niedrigen Zinsen die Kaufpreise stärker als die Angebotsmieten - entsprechend gerieten für Investoren die Renditen immer stärker unter Druck, erklärte Co-Autor Harald Simons, Vorstandsmitglied beim Marktforschungsinstitut Empirica. Er hoffe, dass die Bundesbank die gesamtwirtschaftlichen Risiken genau beobachte. „Ansonsten könnten wir, wenn das so weiter geht, in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.“ Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich der Untersuchung zufolge im vergangenen Jahr um 9,3 Prozent.

Dabei wird nicht immer das bezahlt, was Verkäufer in Inseraten verlangen, wie der Blick auf echte Transaktionsdaten zeigt. Demnach wurden Wohnimmobilien vergangenes Jahr deutschlandweit 6,3 Prozent teurer, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken errechnet hat.

In den größten sieben Städten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf waren es nur noch 2,9 Prozent - weniger war es zuletzt 2010, wie die Hypothekenbanken bemerkten. Das zeige, dass Investoren nicht zu jedem Preis zukauften, der Markt funktioniere, staatliche Eingriffe wie der Berliner Mietendeckel seien unnötig, hieß es.

Eine Beruhigung am Mietenmarkt hatte vor kurzem schon das Institut F+B festgestellt, das Städte und Gemeinden bei der Aufstellung von Mietspiegeln berät. Demnach stiegen die Angebotsmieten im letzten Vierteljahr 2019 sogar gar nicht mehr. In bestehenden Verträgen lagen sie noch 1,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Deutliche Mietsteigerungen gibt es dem ZIA-Gutachten zufolge in wachsenden ländlichen Kreisen wie Biberach, Bamberg oder Bentheim. Dort verlangten Vermieter im September beim Mieterwechsel vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Hamburger Forschungsunternehmens Gewos errechnete. In solchen Regionen ist Mieten nur noch wenig günstiger als in den kreisfreien Städten, sagte Geschäftsführerin Carolin Wandzik.

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Erstellt:
11. Februar 2020, 11:44 Uhr

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