Mildere Strafe dank Geständnis

20 Einbrüche mit 100000 Euro Beute: Erst wollten die Angeklagten keine Aussage machen

In drei Monaten sollen sie mehrere Häuser überfallen und dabei 100000 Euro erbeutet haben: Zwei Männer standen gestern wegen dieser Taten vor dem Stuttgarter Landgericht. Die Angeklagten, die zu einer Einbrecherbande aus Serbien gehören, wollten vorerst keine Angaben machen – dann hörten sie den richterlichen Vorschlag.

Mildere Strafe dank Geständnis

© Pressefotografie Alexander Beche

Von Bernd S. Winckler

BACKNANG. Für die Polizei war der 10. Juli ein ganz großer Erfolg im Kampf gegen Wohnungseinbrecherbanden: Nach einer Schlägerei in Stuttgart wurden zwei 24- und 26-jährige Serben festgenommen, die für 20-fachen schweren Einbruch, vornehmlich in Backnang, Weissach im Tal, Schorndorf und Geradstetten, mit einer Gesamtbeute von 100000 Euro verantwortlich sein sollen. Gestern begann der Prozess am Stuttgarter Landgericht. Ganze drei Monate lang sollen die beiden – jetzt vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts wegen schweren Bandendiebstahls – Angeklagten Backnang und weitere Orte im Rems-Murr-Kreis durch Einfamilienhauseinbrüche unsicher gemacht haben. Allein in diesen drei Monaten, von März bis Juni 2017, haben sie es laut der Anklage geschafft, in 20 Objekte teils mit brachialer Gewalt einzusteigen und Gold, Schmuck, Uhren, Münzen und Bargeld zu erbeuten, bis schließlich dann am 28. Juni 2017 die Handschellen klickten.

Die beiden Serben sollen Mitglieder einer Einbrecherbande aus dem Balkan gewesen sein. Der Hauptangeklagte als technischer Bandenkopf, sein neben ihm sitzender Landsmann als der Ausführer der Befehle. Man habe die Objekte vorher genau ausgespäht, vornehmlich Wohnungen und Reihenhäuser betagter Menschen; Überwachung mittels Mobilfunkstandleitungen, um jede noch so kleine Störung beim Einbruch vom Späher mitgeteilt zu bekommen. „Eine sehr große Professionalität“, so der Staatsanwalt gestern am ersten Verhandlungstag.

Die angeklagten Einbrüche sollen am 29. März 2017 in Backnang begonnen haben: Beim Einbruch in eine Doppelhaushälfte, bei dem allein durch den Einbruch ein Sachschaden von 4000 Euro entstand, sollen die Täter 500 Euro in bar und Schmuck für fast 3000 Euro erbeutet haben. Bereits einen Tag später dann der nächste Einbruch in Backnang, bei dem Goldschmuck für 8000 Euro und 150 Euro in bar erbeutet wurden.

Allein in Backnang und Weissach im Tal sollen die beiden Angeklagten, teilweise auch mit noch unbekannten weiteren Tätern, siebenmal Beutezüge durch Einbrüche verübt haben: Im Ahornweg in Backnang wurde sogar ein komplettes Fenster aus der Wand gehoben, um in das Reihenhaus einzudringen, aus dem die Angeklagten dann am 5. April Münzen und Schmuck für 6500 Euro holten. Aus dem Einfamilienhaus eines 87-jährigen Bewohners in Weissach sollen sie tags darauf ebenfalls Schmuck und Münzen für 2000 Euro erbeutet und einem Sachschaden von 12000 Euro verursacht haben. Wertvoller war die Beute, die das Duo offensichtlich dann drei Tage danach in Schorndorf einfuhr: Schmuck, Ringe, selbst die Eheringe der Hausbesitzer im Wert von 15000 Euro. Dann tags darauf wieder in Backnang aus dem Haus eines 60-jährigen alleinstehenden Mannes Schmuck für 300 Euro.

20 Taten und kaum ein Tag Pause

Laut Anklageschrift gönnten sich die Einbrecher bis zu ihrer Festnahme fast keine Ruhepause. 12. April, 13. April, 17. und 18. April, an manchen Tagen sogar mehrere Einbrüche, dann am 20. April und bis zum 28. Juni, zählte der Staatsanwalt insgesamt 20 Einzeltaten auf. Beim Einbruch in ein Reihenhaus in Backnang-Heiningen wurden Schmuck und Gold im Wert von 6000 Euro erbeutet, einen Einbruchschaden von 1000 Euro hinterlassend. 18000 Euro wert waren die Schmuckstücke, die die Täter am Tag zuvor aus einer Schorndorfer Wohnung holten. Und am 19. April fielen ihnen laut der Anklage bei einem neuen Einbruch in Backnang erneut Schmuck und Uhren im Wert von 14000 Euro in die Hände.

Einbruch Nummer 20 registrierte die Polizei am Abend des 22. Juni. Beute aus einem Fellbacher Einfamilienhaus: 1000 Euro. Einbruchschaden: 400 Euro, vergleichsweise bescheiden, gemessen an den vorherigen 19 Taten. Die jeweilige Beute sollen die Angeklagten in der Cannstatter Wohnung des 26-Jährigen zwischengelagert und dort dann unter sich und weiteren Bandenmitgliedern geteilt haben.

Anlässlich eines solchen Treffens am 10. Juli 2017 gab es offensichtlich Streit. Der endete wohl mit Schlägen – und zwar auf die Köpfe der Mittäter. Schließlich wurden die beiden verurteilt: Am 12. April letzten Jahres bekamen sie am Stuttgarter Landgericht Freiheitsstrafen wegen Totschlagversuchs von vier und sechs Jahren. Diese Strafen verbüßt das Duo derzeit.

Vor der 5. Großen Strafkammer ließen die beiden Angeklagten gestern über ihre Anwälte erklären, dass sie keinerlei Angaben zu den Vorwürfen und auch zu ihrer Person machen wollen. Dabei unterbreitet ihnen der Kammervorsitzende einen sogenannten Deal-Vorschlag: Falls sie ihre Mitwirkung bei den Einbruchstaten zugeben, könne man aus dem Urteil des Totschlagversuchs und dem jetzt anstehenden Urteil des schweren Bandendiebstahls eine Gesamtstrafe bilden, die nicht höher als sechs und sieben Jahre wäre. Gleichzeitig würde das Gericht auch eine Reihe der Einbruchsvorwürfe einstellen. Die Angeklagten brauchten nicht lange, um dieses lukrative Angebot mit den Anwälten zu besprechen. Sie waren einverstanden. Andernfalls hätten ihnen auch Strafen im zweistelligen Bereich gedroht.

Das Gericht hatte nämlich für den Fall eines Nichtgeständnisses für die umfangreiche Beweisaufnahme zunächst sieben Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil käme dann erst am 27. März zustande. So wird der Fall wahrscheinlich bereits am nächsten Prozesstag, dem 21. Januar, mit der Urteilsverkündung zu Ende gehen.

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Erstellt:
17. Januar 2019, 06:00 Uhr

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