Milliardengewinn stärkt Selbstvertrauen der Deutschen Börse

dpa Frankfurt/Main. Börsen-Chef Weimer hat allen Grund zur Zufriedenheit: Die Geschäfte laufen bestens, die Aktie hat kräftig zugelegt, sein Vertrag wurde verlängert. Bei einem Thema tritt der Manager dennoch auf die Bremse.

Das Logo der Deutschen Börse vor der Unternehmenszentrale in Eschborn bei Frankfurt. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Das Logo der Deutschen Börse vor der Unternehmenszentrale in Eschborn bei Frankfurt. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Nach einem Gewinn auf Rekordniveau dämpft Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer die Erwartungen an die für Mai angekündigte neue Strategie.

„Angesichts der Ergebnisse, angesichts dessen, wo wir stehen, gibt es keine Notwendigkeit, das Ruder herumzureißen oder die Richtung fundamental zu ändern“, sagte Weimer bei der Bilanzvorlage des Dax-Konzerns in Frankfurt. „Wachstum aus eigener Kraft bleibt für uns eine starke Priorität.“

Am 28. Mai will das Management Investoren bei einem Kapitalmarkttag in London die Pläne für die nächsten drei Jahre vorstellen: „Compass 2023“. Die Strategie werde „eher evolutorischen Charakter“ haben, sagte Weimer, dessen Vertrag gerade bis Ende 2024 verlängert wurde.

Das Jahr 2020 sei gut angelaufen, sagte Weimer. Angepeilt ist in diesem Jahr ein Anstieg der Nettoerlöse aus eigener Kraft von mindestens fünf Prozent. Zudem strebt der Vorstand eine Steigerung des um Sondereffekte bereinigten Gewinns auf rund 1,20 Milliarden Euro an. Das wäre ein Plus von etwas mehr als acht Prozent.

Im vergangenen Jahr profitierte der Frankfurter Marktbetreiber davon, dass wegen der Verunsicherung infolge von Handelskonflikten und des Dramas um den Brexit mehr gehandelt wurde. Auch die Stärkung des Index-Geschäftes mit der Übernahme des Anbieters Axioma machte sich bezahlt. Zudem sicherte sich die Deutsche-Börse-Tochter Clearstream kürzlich 51 Prozent der UBS-Fondsvertriebsplattform Fondcenter.

Für mögliche weitere Zukäufe hat die Deutsche Börse nach Weimers Angaben derzeit zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Zu möglichen Übernahmezielen hielt er sich bedeckt und verwies auf den Kapitalmarkttag Ende Mai. Weimer ist nach früheren Angaben unter anderem auf der Suche nach Verstärkung im Devisenhandel.

„Natürlich haben wir den Anspruch, dass uns die LSE und andere nicht zu weit enteilen. Wenn wir nicht weiterwachsen, werden wir durchgereicht“, sagte Weimer mit Blick auf Wettbewerber wie die Londoner Börse LSE. „Aber wir sind nicht Getriebene, dass wir jetzt einen Deal machen müssen.“

Die Nettoerlöse legten 2019 zum Vorjahr um sechs Prozent auf rund 2,94 Milliarden Euro zu, wie der Konzern bereits am Montagabend mitgeteilt hatte. Unter dem Strich stand ein Gewinn von knapp über einer Milliarde Euro (Vorjahr: 824,3 Mio Euro). Bereinigt um Sondereffekte wie Kosten für Übernahmen und Stellenabbau lag der Überschuss bei gut 1,1 Milliarden Euro. Im Geschäftsjahr 2008 hatte die Deutsche Börse erstmals in der Unternehmensgeschichte mehr als eine Milliarde Euro Überschuss erzielt: 1,033 Milliarden Euro.

Der überproportionale Anstieg im vergangenen Jahr erklärt sich damit, dass 2019 weniger Sonderkosten für den Konzernumbau als 2018 anfielen. Davon sollen die Aktionäre profitieren: Die Dividende soll um 20 Cent auf 2,90 Euro je Aktie steigen. Das Wert des Papiers war zuletzt auf ein Rekordhoch knapp über 155 Euro geklettert.

Weimer, der zuvor Chef der Hypovereinsbank war, hatte die Führung des Dax-Konzerns nach dem Krisenjahr 2017 übernommen. In dem Jahr war der geplante Zusammenschluss mit der London Stock Exchange (LSE) gescheitert, ein auf den damaligen Konzernchef Carsten Kengeter zugeschnittenes Vergütungsprogramm zog Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen möglichen Insiderhandels nach sich. Inzwischen steht das Tagesgeschäft wieder im Vordergrund.

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Erstellt:
18. Februar 2020, 11:05 Uhr

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