Millionen für S-Bahn, Digitalisierung und Lebensqualität
48 Millionen Euro für die S-Bahn, Investitionen in KI, Start-ups und Grünflächen am Wasser: Der Verband Region Stuttgart will 2026 gezielt Zukunftsprojekte fördern.

© Simon Granville
Die S-Bahn ist ein Dauerbrenner – und verschlingt viel Geld.
Von Christian Milankovic
Stuttgart - Die Nutzer der S-Bahn in Stuttgart und den umliegenden Landkreisen sind Kummer gewohnt. Und kurzfristig wird sich daran nicht viel ändern, weil sich durch den Umbau des Bahnknotens Stuttgart Einschränkungen, Verspätungen und Zugausfälle kaum vermeiden lassen. Und doch gibt es die begründete Hoffnung, dass sich das Blatt irgendwann zum Besseren wendet. Dafür will der Verband Region Stuttgart sorgen, der für den Betrieb der S-Bahn zuständig ist. Regionaldirektor Alexander Lahl betonte jetzt bei der Vorstellung des Verbandsetats für 2026, dass allein im kommenden Jahr 48 Millionen Euro in die Ertüchtigung des S-Bahn-Netzes fließen sollen. Damit würden „gezielt Qualität, Barrierefreiheit und Komfort der S-Bahn“ gesteigert, so Lahl.
Beim Thema S-Bahn beginnt der Verband – unabhängig von den geplanten Investitionen –, grundsätzliche Weichen für die Zukunft zu stellen. Hintergrund: 2032 läuft der Vertrag mit der Deutschen Bahn AG für den Betrieb der S-Bahn aus. Die Region bereitet deshalb eine öffentliche Ausschreibung vor. Ziel sei es, neben der DB ausdrücklich auch andere Schienenunternehmen zu interessieren – um im Wettbewerb eine möglichst optimales Angebot letztendlich für die Nutzer und Kunden herauszuschlagen.
Denn die Leistungen der DB sorgen immer wieder für Unmut, beim Verband, aber mehr noch bei den Fahrgästen. „Das muss besser werden“, lautet das Mantra der Region, die generell ein Hauptaugenmerk auf dem öffentlichen Nahverkehr hat. Dazu zählt auch, dass in Richtung des Kreises Göppingen, der noch nicht an die S-Bahn angeschlossen ist, zwei neue Expressbuslinien finanziert werden sollen.
Stichwort Smart-Offensive
Gleich mehrere Maßnahmenpakete will der Verband zur Unterstützung der Wirtschaft auflegen. „Wir müssen Impulse setzen in Richtung einer smarten Region“, sagt Alexander Lahl angesichts der schwächelnden Autoindustrie und den Herausforderungen durch digitale Transformation und den Klimawandel. Zwar sind mittlerweile alle rund 1000 Schulen in der Region Stuttgart, alle etwa 400 Gewerbegebiete und die Hälfte der Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen, der Ausbau über die Gigabit-Region GmbH aber geht weiter. Zudem will die Region gezielt Künstliche Intelligenz und Gesundheitstechnologien fördern, dazu Start-ups und eine Fachkräfteoffensive – in Summe mit mehr als sechs Millionen Euro.
Stichwort Lebensqualität
Ein Herzensanliegen ist dem Verband das Thema Landschaftspark Region Stuttgart. Vor genau 20 Jahren wurde die Initiative dafür ergriffen, seither wurden im Zusammenspiel mit Städten und Gemeinden an 320 Stellen im Ballungsraum am Neckar Grünzonen erweitert, Flüsse erlebbar gemacht – und die Naherholungsmöglichkeiten verbessert. Darauf wird nun mittels weiterer Förderungen speziell auch für die Renaturierung von Gewässern aufgebaut, mit Blick auf die Bundesgartenschau 2043, um die sich die Region mit den Städten Stuttgart, Ludwigsburg und Esslingen bewerben will. Deutlich näher liegt da die Internationale Bauausstellung, die nach Jahren der Vorbereitung 2027 eröffnet wird. Mit 3,3 Millionen Euro unterstützt der Verband im kommenden Jahr diese Großveranstaltung, die Duftmarken bei nachhaltiger Architektur setzt.
Stichwort Marke
Der Wettbewerb der Ballungsräume wird global immer schärfer, weiß Alexander Lahl. Und zugleich konstatiert er ein Defizit im Außenauftritt der Region Stuttgart. „Es gibt hier viele regionale Akteure, aber damit verbunden auch eine Fragmentierung“, so seine Analyse. Deshalb will der Verband nun 500.000 Euro für die Entwicklung einer neuen Dachmarke zur Verfügung stellen, „die die Vielfalt der Region sichtbar macht und bündelt“, wie es heißt.
Fazit aus Sicht des Regionaldirektors. „Wir wollen da investieren, wo es den Unterschied macht, wo es Wirkung entfaltet und wo heute die Weichen für die Zukunft gestellt werden“, sagt er. Erfreuen dürfte die Regionalversammlung – jenes politische Gremium, das den Etat beschließt –, dass Lahl und sein Finanzchef Thomas Mattlinger einen Sparetat vorgelegt haben.
Die Umlage, das heißt der Beitrag, den die 179 Kommunen in der Region Stuttgart erbringen müssen, sinkt um knapp neun Prozent auf 92 Millionen Euro. Damit soll der aktuellen Finanznot der Städte und Gemeinden Rechnung getragen werden. Der Etatentwurf von Alexander Lahl und der Verbandsverwaltung wird in den nächsten Wochen diskutiert – und gegebenenfalls über Anträge der Fraktionen nachgebessert. Verabschiedet wird der Haushalt am 17. Dezember von der Regionalversammlung.
Region Stuttgart
Verband Der Verband Region Stuttgart wurde 1994 aus der Taufe gehoben. Er hat wichtige, kreisübergreifende Aufgaben – von der Finanzierung der S-Bahn und der Expressbusse über die Landschaftsparks und die Regionalplanung bis hin zur regionalen Wirtschaftsförderung.
Parlament Das entscheidende Gremium des Verbandes ist die Regionalversammlung. Sie wird alle fünf Jahre direkt vom Volk gewählt. Aktuell hat sie 93 Mitglieder aus dem Stadtkreis Stuttgart sowie den Landkreisen Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg, Rems-Murr und Göppingen. wö