Ministerin: Hohes Interesse an Pilotprojekt Heimatschutz

dpa Bruchsal. Engagement für das eigene Land und gleichzeitig junge Leute für die Bundeswehr begeistern? Mit dem Pilotprojekt „Dein Jahr für Deutschland“ funktioniert das auf Anhieb nicht schlecht. Vielleicht wird ja mehr draus, sagt Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer.

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) spricht in der General-Dr.-Speidel-Kaserne bei ihrem Besuch des ABC-Abwehrbataillons 750 „Baden“ mit Rekruten. Foto: Uwe Anspach/dpa

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) spricht in der General-Dr.-Speidel-Kaserne bei ihrem Besuch des ABC-Abwehrbataillons 750 „Baden“ mit Rekruten. Foto: Uwe Anspach/dpa

Hoher Besuch in Bruchsal und hohe Resonanz für ein spezielles Projekt - das Bundeswehr-Pilotprojekt „Dein Jahr für Deutschland“ ist aus Sicht von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) prima angelaufen. „Wir alle sind sehr zufrieden, ich persönlich bin sehr zufrieden und positiv überrascht, wie gut der Freiwilligendienst im Heimatschutz angenommen wird“, sagt sie am Montag bei einem Besuch in der Bruchsaler General Dr. Speidel-Kaserne.

Die Zahl der Interessenten und Bewerber übertreffe die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze bei weitem. Kramp-Karrenbauer hatte sich zuvor über die Grundausbildung der Rekruten informiert und besuchte dafür das ABC-Abwehrbataillon 750 „Baden“.

Die Ministerin ist zufrieden und die Rekruten sind es auch. Zumindest die verbliebenen - 28 waren in Bruchsal am 6. April zum Dienst angetreten, 10 sind schon wieder abgesprungen. Das sei nicht dramatisch, beschwichtigt die Besucherin. Die Abbrecherquote sei nicht höher, als es auch sonst der Fall sei - etwa beim „normalen“ Freiwilligendienst bei der Bundeswehr. „Wir werden immer damit leben müssen, dass junge Menschen sagen, das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe, und die dann wieder gehen.“

Die 19 Jahre alte Marie - der Nachname soll nicht genannt werden - aus Kaiserslautern hat das nicht vor. Sie hat sich durch die ersten Wochen gebissen, bislang sehr gute Erfahrungen gemacht und will bis zum Ende durchhalten. „Ich fühle mich angespornt durch die neue Aufgabe“, sagt sie. Und etwas für ihre Heimat, für ihre Region später tun zu können, das habe sie gleich angesprochen.

Bei der Bundeswehr bleiben - das möchte Marie allerdings nicht. Dabei ist auch das eines der Ziele des Pilotprojektes: Junge Menschen möglicherweise länger an die Streitkräfte zu binden. Während der ersten drei Ausbildungsmonate haben sie Zeit, sich das zu überlegen. Maries Kollegen in Bruchsal kommen aus allen möglichen Städten, bundesweit. Und zur Freude der Ministerin sind hier auch Heimatschützer in spe aus dem Saarland, aus dem sie selber stammt. Erst später, wenn es um den Reservistendienst im Anschluss an Grund- und Spezialausbildung geht, wird möglichst auf den Wohnort der Rekruten Rücksicht genommen.

Insgesamt sollen bundesweit im ersten Jahr rund 1000 Heimatschützer im Bereich des Heeres und rund 120 weitere bei der Luftwaffe ausgebildet werden. Rund 13 000 Interessenten gibt es bereits. Die jungen Menschen können dabei den Alltag bei der Bundeswehr kennenlernen, bekommen unter anderem eine Sanitätsausbildung und lernen den Umgang mit Waffen. Zusätzliche Kräfte sollen geschult werden für Krisenfälle im Inland. Einsätze im Ausland sind ausgeschlossen - ein Pluspunkt für viele Interessierte am Freiwilligendienst Heimatschutz.

Nach der Grundausbildung folgt eine viermonatige Spezialausbildung Heimatschutz. Danach leisten die Rekruten in einer der derzeit 30 Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien (RSU) die restlichen fünf Monate ab - als flexiblen Reservistendienst, über sechs Jahre verteilt.

Das Einstiegsgehalt während der Ausbildung beträgt rund 1400 Euro netto. „Wir sind gebunden an das Soldatengesetz, deshalb ist die Bezahlung auch entsprechend festgelegt“, erläutert Kramp-Karrenbauer und pariert damit auch Kritik von Wohlfahrtsverbänden. Diese hatten zum Start des Projektes bemängelt, dass die Entlohnung weit besser sei als etwa die für ein Freiwilliges Soziales Jahr und sie befürchteten, künftig weniger Interessenten für soziale Belange zu finden.

Sie sei um jeden froh, der sich für Deutschland und die Menschen dort engagiert, sagt Kramp-Karrenbauer - „egal, ob bei der Bundeswehr, im sozialen Bereich, im Umweltbereich oder wo auch immer“. Aber: Sie suche durchaus das Gespräch mit den Verbänden. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass es auch für Deutschland insgesamt einen Dienst gibt, in dem der Staat die Rahmenbedingungen auch festlegt.“ Dazu gehöre auch eine ordentliche Vergütung und die Möglichkeit auszuwählen, in welchem Bereich man sich engagieren wolle. Darüber werde zu reden sein.

© dpa-infocom, dpa:210517-99-634047/3

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Erstellt:
17. Mai 2021, 16:31 Uhr

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