Neubau für Islamzentrum übergeben
Ministerpräsident Kretschmann lobt Tübinger Islamtheologie
Der baden-württembergische Ministerpräsident unterstreicht die Bedeutung des Islamzentrums an Uni Tübingen für die ganze Gesellschaft. Bei der Übergabe des Neubaus geht er auch auf Kritik ein.
Von Michael Weißenborn
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Donnerstagabend den Neubau des Zentrums für Islamische Theologie (Zith) feierlich an die Universität Tübingen übergeben. Bei einer Rede aus diesem Anlass lobte er das Islamzentrum ausdrücklich: Das Zentrum als erste Bildungseinrichtung ihrer Art sei „auch für unsere säkulare Gesellschaft bedeutsam“, sagte Kretschmann. „Es ist wichtig, dass unsere muslimischen Religionslehrer, Hochschullehrerinnen und Imame eine solide theologische Ausbildung erhalten“, betonte der Ministerpräsident. Das „aufgeklärte Wissen“ insbesondere an junge Menschen weiterzugeben, „das ist die beste Prävention gegen Radikalisierung“.
Rückwärtsgewandte Verbände
Kritiker wenden ein, rückwärtsgewandte Islamverbände würden über den die Universität beratenden Beirat Einfluss auf Forschung und Lehre am Zith nehmen. Doch Kretschmann sieht im weltanschaulich neutralen deutschen Staat keine Alternative zur Kooperation mit den Verbänden. „Was zu ihrem Glauben gehört, kann nur eine Religionsgemeinschaft selber definieren.“ In dieser Funktion, mahnt er aber, dürften sich die Verbände nicht um eigene Vereinsinteressen und „schon gar nicht, um politische Agenden eines Herkunftsstaats“ kümmern.
Das Land hat für den Aufbau der islamischen Theologie in Tübingen seit 2011 rund 37 Millionen Euro investiert, darunter 22,8 Millionen Euro für den Neubau. Der Bund steuerte noch einmal 7,5 Millionen Euro bei. Zuletzt hatten sich zahlreiche Politiker im Land besorgt über die wachsende Verflechtung zwischen dem Islamverband Ditib und dem Zith geäußert, über die unsere Zeitung berichtet hatte.