Mit dem Schrittzähler motiviert zur Schule

Die Schillerschule startete nach den Sommerferien mit der Aktion „Zu Fuß zur Schule“. Ausgestattet mit Schrittzählern sollen Schülerinnen und Schüler animiert werden, ihren Schulweg wieder zu Fuß zu gehen. Als Preis winken Pokale für die Klasse mit den meisten Schritten.

Lara, Amelie, Felix und Maximilian (von links) zeigen stolz ihre Schrittzähler. Jeder gelaufene Schritt auf dem Schulweg wird zur Gesamtleistung der Klasse dazugezählt. Auf die besten Klassen warten kleine Belohnungen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Lara, Amelie, Felix und Maximilian (von links) zeigen stolz ihre Schrittzähler. Jeder gelaufene Schritt auf dem Schulweg wird zur Gesamtleistung der Klasse dazugezählt. Auf die besten Klassen warten kleine Belohnungen. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. Ganz stolz präsentieren die Kinder der 4. Klasse der Schillerschule ihre Schrittzähler. Darauf zu sehen sind unterschiedliche Zahlen zwischen 2000 und 5000 Schritten. Bei jedem neuen Schritt klickt das Kästchen leise und zählt mit. „Das Klappern nervt manchmal“, sagt Felix aus der 4c. „Aber ansonsten finde ich das Projekt gut.“ Nach den Sommerferien startete die Schillerschule mit der Aktion „Zu Fuß zur Schule.“ Dadurch sollen Schülerinnen und Schüler animiert werden, ihren Schulweg wieder zu Fuß zu gehen. Alle Kinder der Schillerschule erhielten in einer Auftaktveranstaltung einen Schrittzähler und einen Luftballon. Seitdem sammeln sie fleißig Schritte und teilen die Zahl dann ihren Klassenleitungen mit. Und um die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, warten Pokale, die vom Elternbeirat gespendet wurden, und Süßigkeiten auf die drei Klassen, die bis zu den Herbstferien am meisten gelaufen sind. Welche Klasse aktuell führt, wissen die Kinder noch nicht. „Es ist spannend, wer gewinnt“, sagt Maximilian aus der 4b. „Vielleicht gewinnen ja sogar wir“, hofft Klassenkameradin Amelie. Es sei total interessant und praktisch zu sehen, wie viele Schritte man schon zurückgelegt hat, erzählen die Kinder. „Und man will dann unbedingt noch mehr laufen“, fügt Maximilian hinzu.

Auch zu Hause motiviert der Schrittzähler die Kinder zu mehr Bewegung

Diesen Eindruck hat auch die Schulleiterin Simone Otterbach. Von den Eltern bekomme sie bisher viel positive Rückmeldung. „Manche Kinder gehen Extrarunden mit dem Hund, andere wollen auf einmal unbedingt die kleine Schwester mit im Kindergarten abholen“, lacht Otterbach. Die Schrittzähler motivieren die Kinder auch zu Hause mehr zu laufen. Genau das habe sie sich erhofft. Mit dem Projekt sollen nämlich gleich mehrere Probleme angepackt werden. Zum einen gibt es durch den Verkehr, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, immer wieder schwierige Situationen auf dem Parkplatz. „Manchmal wird es da auch gefährlich“, sagt die Schulleiterin. In den letzten Jahren habe es immer Kinder gegeben, die ihren Weg in die Grundschule nicht mehr laufen, sondern selbst bei kurzen Wegen das Elterntaxi nutzen. Um dem entgegenzuwirken, haben Eltern, Lehrer und Schulleitung ein Verkehrsteam gebildet und sich den Wettbewerb mit den Schrittzählern überlegt. Die schlimme Situation am Parkplatz habe sich mittlerweile tatsächlich etwas entspannt. Selbst Schüler, die zu weit weg wohnen, um zu laufen, nehmen teil. Zum Beispiel ein Schüler der 4b, der im Ungeheuerhof wohnt. „Er lässt sich ein Stück Richtung Schule fahren und läuft dann den Rest“, erzählen die Klassenkameraden begeistert. Das Projekt, so Otterbach, sorge dafür, dass morgens nicht mehr ganz so viele Autos vor der Schule stehen. „Aber natürlich werden wir es nie schaffen, dass alle laufen.“

Aber auch andere Probleme sollen mit der Aktion angegangen werden. Zum Beispiel kennen viele Kinder ihren Schulweg gar nicht mehr. Die Schulleiterin erzählt von einer Situation, in der ein Drittklässler nicht abgeholt werden konnte, er aber auch nicht selbst nach Hause laufen konnte. „In der dritten Klasse kannte er seinen Schulweg nicht, das ist für mich ein alarmierendes Zeichen“, sagt Otterbach. Und sie sieht noch mehr positive Aspekte des Projekts: Die Kinder bewegen sich wieder mehr an der frischen Luft, was ihnen gerade in der Zeit der Lockdowns sehr gefehlt habe, und sie kommunizieren beim Laufen mehr miteinander. „Es geht auch um das Soziale, wenn man gemeinsam zur Schule oder wieder nach Hause läuft. Dabei können die Kinder den Schultag gemeinsam verarbeiten.“

Auch sollen die Kinder durch das Projekt im Straßenverkehr sicherer werden. Dazu wurde im Unterricht beim Schulanfang noch einmal das Verhalten auf dem Schulweg besprochen. „Die Kinder müssen wieder lernen, die Verkehrssituation einzuschätzen“, sagt Otterbach. So war zum Beispiel auch ein Beamter der Verkehrspolizei am ersten Elternabend der Erstklässler anwesend, um auch die Eltern für dieses Thema zu sensibilisieren. „Gerade nach dem schlimmen Ereignis in den Sommerferien ist es umso wichtiger, den Kindern eine gute Anleitung zu geben und das Verhalten im Straßenverkehr zu trainieren.“

Weil es so gut läuft, will die Schillerschule das Projekt auch über die Aktionstage des Deutschen Kinderhilfswerk und des Verkehrsclubs Deutschland (siehe Infokasten) hinaus weiterführen. Die Pokale sollen als Wanderpokale nun immer vor den Ferien an die Klassen gehen, die am meisten laufen. Allerdings wird das nach den Herbstferien vermutlich nicht mehr mit den exakten Schritten der Schrittzähler passieren. „Schon jetzt haben manche Kinder ihre Schrittzähler verloren oder sie sind kaputt gegangen“, erklärt die Schulleiterin. Sind die 400 Schrittzähler, die die Schillerschule von Eltern gespendet bekommen hat, alle vergeben, werden keine neuen mehr nachbestellt.

„Zu Fuß zur Schule“-Aktion

Aktionstage Das Deutsche Kinderhilfswerk ruft zusammen mit dem ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) jedes Jahr zu den Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ auf. Kinder und Jugendliche sollen vom 20. September bis 1. Oktober zu Fuß laufen.

Mitmachen Schulen oder Kindergärten können eigenständig weitere Projekte zu dem Thema veranstalten, zum Beispiel der Wettbewerb mit den Schrittzählern an der Schillerschule. Die besten Projekte werden mit Angabe der Einrichtung auf dem Aktionsposter des Folgejahres vorgestellt.

Informationen Auf der Homepage www.zu-fuss-zur-schule.de sind alle Projekte der teilnehmenden Einrichtungen aufgelistet. Hier gibt es auch verschiedenes Material für die Schulen und Kitas.

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Erstellt:
5. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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