Mit der Skigymnastik topfit in die nächste Saison

Die kommende Skisaison steht vor der Tür, die nächste Ausfahrt ist schon gebucht, dann wäre es jetzt eigentlich Zeit für die richtige Vorbereitung: Skigymnastik. Sie verringert die Verletzungsgefahr, senkt die Anfälligkeit für Muskelkater und steigert die Sicherheit auf der Piste.

Besonders trainiert werden die Oberschenkel, zum Beispiel beim wiederholten Steigen auf die Bank. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Besonders trainiert werden die Oberschenkel, zum Beispiel beim wiederholten Steigen auf die Bank. Foto: Stefan Bossow

Von Kristin Doberer

Murrhardt. Die Tage werden kürzer und kälter, der Winter steht vor der Tür und damit rückt auch die nächste Skisaison in Sicht. Höchste Zeit, um sich für die Piste fit zu machen. Das tun zumindest die Teilnehmer des Kurses Skigymnastik in der Murrhardter Stadthalle. Einmal pro Woche treffen sich hier zwischen zwölf und 16 Sportler, um genau die Muskelgruppen zu trainieren, die später die Skifahrerinnen und Skifahrer sicher durch das Skigebiet bringen. „Ich lege dafür den Fokus auf Kraft und Ausdauer“, sagt Kursleiterin Petra Ziegler. Gleich zum Start drehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer deshalb mehrere Runden durch die Sporthalle, mal rückwärts, mal seitwärts, mal mit kreisenden Armen. Dabei geht es nicht nur um das Aufwärmen, sondern auch darum, das Herz und den Kreislauf zu trainieren.

Ohne große Verschnaufpause geht es für die Teilnehmer dann an die Bänke und damit an die Kraftübungen. Zu peppiger Musik steigen die Teilnehmer immer wieder hoch und runter, dabei werden besonders die Oberschenkelmuskeln trainiert. Im Anschluss gibt es Stabilitätsübungen für die Rumpfmuskulatur. Wie wichtig eine gute Vorbereitung ist, erklärt die Kursleiterin Petra Ziegler: „Skifahren ist immer noch eine Risikosportart. Viel unterschätzen die Kraft, die sie zum Skifahren brauchen. Selbst geübte Skifahrer merken das ohne Vorbereitung aber schon am zweiten oder dritten Tag. Und moderne Skier werden immer schneller, ohne genug Muskeln kann man die Geschwindigkeit fast nicht mehr abfangen.“ Besonders bei älteren Skifahrerinnen und Skifahrern sei die richtige Vorbereitung auch eine Vorsorge gegen Verletzungen.

Skigymnastik wird eigentlich jedem Skifahrer empfohlen

Sie empfiehlt die Skigymnastik aber nicht nur älteren Skifahrern, sondern Sportlern jeder Altersgruppe und auch zum Beispiel Skilangläufern. Auch da könne man sich sehr schnell Zerrungen holen, wenn man zuvor nicht genug für die Beweglichkeit getan hat. Die Kursteilnehmer zumindest sind seit Jahren überzeugt von der Skigymnastik. „Das bringt auf jeden Fall was“, sagt der Murrhardter Heinz Kraft. So merke er nach ein paar Wochen Skigymnastik schon einen deutlichen Unterschied. „Man merkt schon, wie steif man im Oktober nach der Pause im Sommer ist.“

An dem Kurs nehmen zwar viele Sportler teil, die die Skigymnastik als Vorbereitung für die Skisaison nutzen, andere fahren aber auch schon gar nicht mehr Ski. „Aber es macht Spaß und ist ein sehr gutes Ganzkörpertraining“, meint die langjährige Teilnehmerin Kerstin Kirsch. Auch die Gruppe sei insgesamt sehr angenehm, berichten mehrere Teilnehmer. Viele seien schon seit Jahren dabei, man kennt sich und geht nach dem Training auch mal noch gemeinsam in die Kneipe. Die Gruppe sei gut gemischt, meint auch die Kursleiterin. Sie bemüht sich, immer auch verschiedene Varianten der jeweiligen Übungen anzubieten, mal eine schwierigere Ausführung und mal eine leichtere, je nach Fitnesslevel. „Außerdem kann jeder in seinem ganz eigenen Tempo mitmachen. Und wenn es mal nicht mehr geht, auch aussetzen“, sagt Ziegler. So gebe es keinerlei Druck für die Teilnehmer.

Ein ganzkörperlicher Ansatz ist das Ziel

Aber nicht nur Oberschenkel und Rumpfmuskulatur werden gestärkt, die Kursleiterin legt auch viel Wert auf einen ganzkörperlichen Ansatz. Zum Beispiel umrunden die Teilnehmenden in der Stützposition die Bank, machen Sit-ups oder legen sich quasi in Supermanposition auf die Bank, um den ganzen Körper anzuspannen. Auch gibt es Übungen für Arme und Schultern sowie Übungen für die Waden und den Rücken. „Gerade, wenn man doch stürzt, ist es auch wichtig, dass man die Kraft hat, wieder selbst hochzukommen“, erklärt die Übungsleiterin. Das sei gerade für ältere Skifahrerinnen und Skifahrer auf steilen Pisten nicht immer ganz so einfach und benötige ausreichend Muskelkraft – und zwar nicht nur in den Beinen.

Immer wieder eingestreut werden außerdem verschiedene Stabilitätsübungen, wie zum Beispiel der Einbeinstand. Auch wenn der Knöchel im Skischuh steckt, sei er wichtig für die Bewegungen beim Skifahren, da die Sprunggelenke mit die wichtigste Rolle beim Kurvenfahren haben. Denn dort beginnt die Schwungeinleitung.

Die Skizunft, die eine Sparte des Turnvereins Murrhardt ist, bietet den Kurs schon seit Jahrzehnten immer von Oktober bis Ende März an. Dabei haben auch sie mit Mitgliederschwund zu kämpfen, und die gemeinsamen Skiausfahrten gibt es schon seit mehreren Jahren nicht mehr. „Früher waren wir im Winter jedes zweite Wochenende auf einer Ausfahrt. Der Bus war immer voll“, erinnert sich Susi Liebhardt, die seit Jahrzehnten den Posten des Kassiers innehat.

Dehnübungen nicht unterschätzen, so werden Muskelrisse verhindert

Über die Jahre habe das immer mehr abgenommen, auch die Mitgliederzahlen seien von über 200 auf jetzt noch rund 60 geschrumpft. Die Skigymnastik dagegen halte sich immer noch gut. Etwa zwölf bis 16 Leute sind jeden Mittwoch zuverlässig dabei. Immer wieder kommen auch neue dazu. Die ersten Male könne man so reinschnuppern, berichtet Liebhardt, dann müsse man allerdings aus Versicherungsgründen TV-Mitglied werden.

Was zum Schluss des etwa einstündigen Kurses auf keinen Fall fehlen darf: das Dehnen. Das sorge nicht nur für mehr Beweglichkeit, sondern verhindere auch Zerrungen und Muskelrisse. Mehrere und ganz unterschiedliche Dehnübungen macht die Kursleiterin vor, nicht nur die zuvor beanspruchten Muskeln werden ausgiebig gedehnt, auch auf Beweglichkeit in der Hüfte wird viel Wert gelegt, da das später beim Skifahren bei jedem Schwung um eine Kurve von Bedeutung ist.

Skizunft Murrhardt Die Skigymnastik der Skizunft Murrhardt findet zwischen Oktober und Ende März immer mittwochs von 20 bis 21 Uhr in der Stadthalle statt. Interessierte können zum Schnuppern auch ein- bis zweimal ohne Mitgliedschaft vorbeischauen. Mehr Infos gibt es unter www.tvmurrhardt.de/ski.html.
Skigymnastik für Zuhause

Training Kursleiterin Petra Ziegler empfiehlt die Skigymnastik jedem Skifahrer und jeder Skifahrerin als Vorbereitung, um unverletzt und fit durch die Skisaison zu kommen. Auch zu Hause könne man sich gut auf die nächste Skiausfahrt vorbereiten. Bei der Skigymnastik wird vor allem die Bein- und Rumpfmuskulatur trainiert. Sportgeräte sind dafür nicht unbedingt notwendig. Auch muss man nicht zwingend ins Fitnessstudio gehen. „Mittlerweile gibt es auch viele gute Anleitungen auf Youtube“, sagt die Kursleiterin. Neben Herz- und Kreislauftraining sind folgende Übungen auch für das Training zu Hause sehr gut geeignet:

Kniebeuge Bei der Kniebeuge nimmt man einen schulterbreiten Stand ein und beugt die Knie so lange, bis die Oberschenkel in etwa waagerecht zum Boden stehen.

Standwaage Bei der Standwaage stehen die Beine schulterbreit auseinander. Dann wird das gesamte Körpergewicht auf ein Bein verlagert, das andere hebt man an, bis Bein und Rumpf eine waagerechte Linie bilden.

Bergsteiger In der Liegestützposition werden abwechselnd das linke, anschließend das rechte Knie nach vorn und zum diagonal liegenden Ellbogen geführt.

Schwimmer Mit gestreckten Armen und Beinen legt man sich flach auf den Bauch, der Blick geht nach unten. Nun abwechselnd die Arme und Beine heben und senken, ohne den Boden zu berühren.

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Erstellt:
28. November 2022, 06:00 Uhr

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Achtung: Diese Aufnahme stammt nicht aus Bartenbach, sondern ist ein Symbolfoto. Jene Fotos, die am Mittwoch im Sulzbacher Teilort aufgenommen worden sind, wurden bisher nirgendwo veröffentlicht. Sie werden erst noch von Experten überprüft. Quelle: FVA Baden-Württemberg
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