Deutsche Bahn
Mit Maß und Ziel
Digitale Technik kann den Schienenverkehr effizienter machen. Doch wegen der enormen Kosten sind strenge Prioritäten nötig.

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Digitalisierung ist bereits im Bahn-Alltag sichtbar.
Von Thomas Wüpper
Der Ärger ist verständlich. Die Bahnindustrie wartet seit Jahren auf längst versprochene Großaufträge für die Digitalisierung des Schienennetzes. Dazu gehören rund 3000 Stellwerke, in denen Fahrdienstleiter oft mit veralteter analoger Technik den Zugverkehr steuern. Auch europaweit ist die auch von der EU-Kommission gewünschte Modernisierung auf wichtigen internationalen Verbindungen um Jahrzehnte in Verzug.
Das Steuer- und Kontrollsystem ETCS soll die unterschiedlichen nationalen Systeme ablösen, mehr Kapazitäten schaffen und auch grenzüberschreitenden Zugverkehr leistungsfähiger machen. Das Problem: Die digitale Technik ist enorm teuer, auch deshalb, weil die wenigen führenden Hersteller die Preise weiter in die Höhe schrauben. Bei der dringend nötigen Modernisierung des deutschen Schienennetzes müssen daher angesichts riesiger Sanierungsaufgaben und begrenzter Mittel zwangsläufig Prioritäten gesetzt werden.
Das bedeutet: Digitale Technik sollte dort rasch realisiert werden, wo die Effizienzgewinne am höchsten sind, zum Beispiel beim Ersatz veralteter Stellwerke und natürlich auf den meistgenutzten Strecken. Bei der Generalsanierung zwischen Berlin und Hamburg, die im Sommer mit einer neunmonatigen Vollsperrung startet, will die Deutsche Bahn ETCS erst später umsetzen. Ob das wirklich sinnvoll ist, sollte der neue Verkehrsminister prüfen lassen. Bei der Hängepartie um die dritte Stufe des Digitalen Knotens Stuttgart ist ebenfalls eine rasche Klärung nötig. Mit halbfertigen Projekten ist niemandem gedient.