Vorform der Landwirtschaft
Mit Steinsicheln wurde die Getreideernte eingebracht
Funde aus einer Höhle in Zentralasien stellen Annahmen zur Entstehung der Landwirtschaft infrage. Sie liefern früheste Nachweise für die Nutzung von Äpfeln und Pistazien.

© Xinying Zhou/dpa
Ausgrabungen aus der Toda-Höhle im Tal von Surkhandarya in Usbekistan zeigen, dass die Ernte von Wildgetreide viel weiter verbreitet war als bisher vermutet.
Von Markus Brauer/dpa
Vor gut 10.000 Jahren entstand in Vorderasien die Landwirtschaft mit der Domestizierung von Pflanzen – ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit.
Nun deutet eine neue Studie darauf hin, dass ausgeklügelte Formen der Pflanzennutzung damals schon weit verbreitet waren – mindestens bis in entlegene Regionen von Zentralasien.
Gerstenernte vor 9200 Jahren
Demnach ernteten Menschen im Süden des heutigen Usbekistan vor 9200 Jahren mit Steinsicheln wilde Vorläufer von Gerste. Zudem fand das Forscherteam um Xinying Zhou von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking dort auch den bislang frühesten Nachweis für die Nutzung von Pistazien und Äpfeln, wie es in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“) berichtet.
Generell lassen sich die Ursprünge vieler Nutzpflanzen wie Weizen, Gerste und Hülsenfrüchte auf den Fruchtbaren Halbmond zurückführen. Das Gebiet reicht vom heutigen Israel und Libanon über Jordanien bis in die Türkei, nach Syrien und Irak.
Nun zeigen die Ausgrabungen aus der Toda-Höhle im Tal von Surkhandarya in Usbekistan, dass die Ernte von Wildgetreide viel weiter verbreitet war als vermutet. Denn dort – Tausende von Kilometern nordöstlich des Fruchtbaren Halbmonds etwa auf der Breite von Athen gelegen – fand das Team Steinwerkzeuge, Holzkohle und Pflanzenreste.
Domestizierung ohne bewusste Absicht des Menschen
Die Pflanzenreste waren demnach Überbleibsel von Wildtypen unter anderem von Gerste, Pistazien, Äpfeln und Ölweiden. Zum Schneiden der Pflanzen nutzten die Menschen demnach Klingen, die überwiegend aus Kalkstein gefertigt wurden.
Die Analysen der Pflanzen deuten auch darauf hin, dass diese Region, die heute im Regenschatten des Pamir-Gebirges liegt und sehr trocken ist, damals ein feuchteres Klima hatte, was die Nutzung von Pflanzen begünstigte.
Spur führt zu Ursprüngen der Landwirtschaft
„Diese frühen Jäger und Sammler waren bereits mit den kulturellen Praktiken verbunden, die zu den Ursprüngen der Landwirtschaft führten“, erläutert Co-Autor Robert Spengler vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena, der die archäobotanischen Untersuchungen leitete.
„Immer mehr Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Domestizierung ohne bewusste Absicht des Menschen erfolgte. Die Entdeckung, dass die Menschen kontinuierlich Verhaltensweisen entwickelten, die zur Landwirtschaft führten, stützt diese Ansicht.“ Domestizierte Formen von Gerste wurden in der Region der Studie zufolge erst vor etwa 8000 Jahren eingeführt, aus dem Gebiet des heutigen Iran.
Info: Epochen der Steinzeit
SteinzeitDie früheste Epoche in der Menschheitsgeschichte ist durch den Gebrauch von Steinwerkzeugen gekennzeichnet, die bereits von frühen Vertretern der Gattung Homo, den Homo habilis und Homo erectus hergestellt wurden. Die Steinzeit, die vor 2,6 Millionen Jahren in Afrika und vor 1,1 Millionen Jahren in Europa begann und um 2200 v. Chr. endete, lässt sich in drei große Perioden einteilen:
Paläolithikum Die Altsteinzeit beginnt mit dem Altpaläolithikum (2,6 Millionen bis 300 000 Jahren), gefolgt vom Mittelpaläolithikum (300 000 bis 40 000 Jahren) und endet mit dem Jungpaläolithikum (40 000 bis 10 000 Jahren). Die Menschen waren Jäger und Sammler, sie kannten bereits das Feuer und nutzten zusammengesetzte Jagdwaffen aus Holz und Stein.
Mesolithikum Mit dem Ende der Eiszeit beginnt in Europa die Mittel- und Jungsteinzeit (9600 bis 4500 v. Chr.). Der Übergang von der Jäger- und Sammlerkultur zu Ackerbau und Viehzucht markiert den Beginn der Jungsteinzeit, dem Neolithikum (deshalb auch Neolithische Revolution genannt). In Mitteleuropa umfasst sie den Zeitraum von 5600 bis 4900 v. Chr. und endet um 2150 v. Chr..
Kupfersteinzeit Das Ende der Steinzeit wird eingeläutet durch den in Ägypten, Südosteuropa und Vorderasien aufkommenden Kupferbergbau und die ersten Techniken der Metallurgie. Der bekannteste Mensch der Kupfersteinzeit ist der als Kälte-Mumie erhaltene Ötzi. Mit der Bronzezeit, in der Metallgegenstände vornehmlich aus Bronze (einer Legierung von Kupfer und Zinn) hergestellt werden, endet die Steinzeit.