Modellprojekt in Backnang: Viele Erkenntnisse für gutes Schulessen

Das Modellprojekt „Gutes Schulessen mit kommunalem Konzept – nachhaltig und biozertifiziert“ ist abgeschlossen. In Backnang will man auf den Ergebnissen der Teilnahme aufbauen und ein Verpflegungskonzept für alle Schulen und Kitas erstellen.

OB Maximilian Friedrich (links) und der Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich haben sich für die Teilnahme Backnangs am Modellprojekt eingesetzt. Bei einem gemeinsamen Essen haben sie sich zudem von der Qualität des Essens überzeugt. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

OB Maximilian Friedrich (links) und der Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich haben sich für die Teilnahme Backnangs am Modellprojekt eingesetzt. Bei einem gemeinsamen Essen haben sie sich zudem von der Qualität des Essens überzeugt. Archivfoto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Backnang. Vor etwas mehr als einem Jahr ging in Backnang das Modellprojekt „Gutes Schulessen mit kommunalem Konzept – nachhaltig und biozertifiziert“ an den Start. Ziel des Projekts war es, gesundes und nachhaltiges, aber auch genussvolles Essen über ein kommunales Verpflegungskonzept für Kinder und Jugendliche anzubieten. In Backnang nahmen neben der Stadt die Mörike-Gemeinschaftsschule, die Plaisirschule, die Sportkita Plaisir sowie der Caterer der beiden Frischküche-Mensen Schicke Möhre und Plaisir, Michael Schmitt, teil.

Der Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich (Grüne), der auch Sprecher für Ernährung ist, hatte die Teilnahme der Stadt Backnang am Projekt des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz angeregt. Er zieht ein positives Fazit: „Ich bin stolz darauf, was rausgekommen ist. Alles ist auf einem sehr guten Weg.“ Unter anderem die Coachings für alle Beteiligten, also auch für den Caterer der teilnehmenden Schulen, hätten über das Jahr hinweg viele Erkenntnisse gebracht. „Der Prozess hat manchen eingeschlagenen Weg bestätigt und anderes hinterfragt“, berichtet Nentwich. Dass mit dem Caterer eine zentrale Frischküche etabliert wurde, die perspektivisch auch andere Schulen und Kitas versorgen könnte, wird Teil der Überlegungen sein, die nun angestellt werden.

Die Stadtverwaltung will weiterhin an einer besseren Verpflegung arbeiten

Denn das Modellprojekt ist nun, nach einem Jahr Laufzeit, abgeschlossen worden. Im Rahmen der feierlichen Abschlussveranstaltung im Innenministerium erhielten alle Projektbeteiligten vom Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme. Beim anschließenden Empfang bestand die Möglichkeit sich mit anderen Projektbeteiligten über bereits umgesetzte Maßnahmen oder die weiteren Planungen auszutauschen. Zwar ist die intensive Betreuung durch das Landeszentrum für Ernährung damit zu Ende, doch es solle „weiterhin daran gearbeitet werden soll, die Verpflegung der Schülerinnen und Schüler noch nachhaltiger, regionaler und gesünder zu machen“, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung.

Ziele des Projekts waren unter anderem die Umsetzung der Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die Erhöhung des Bioanteils in der Schulverpflegung, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, die Etablierung von runden Tischen, Entwicklung von Maßnahmen, um gesundes Essen für Kinder und Jugendliche attraktiver zu machen, sowie Erarbeitung eines Verpflegungskonzepts.

In Backnang wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt

In Gruppen-Coachings mit allen beteiligten Kommunen sowie Coachings in der jeweiligen Kommune haben die Beteiligten gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landeszentrums für Ernährung Baden-Württemberg sowie einem externen Berater Grundsteine für die Erreichung der Ziele gelegt. Gemeinsam wurden in Backnang bereits erste Maßnahmen wie die Etablierung von runden Tischen umgesetzt, die nun mindestens einmal jährlich stattfinden sollen. Auch wurden erste Messwochen durchgeführt, um die Menge der Lebensmittelabfälle vor und hinter der Theke zu dokumentieren. Außerdem wurde ein Feedback von den Nutzerinnen und Nutzern der Mensen sowie den belieferten Einrichtungen eingeholt. Auch die Messwochen sowie die Beurteilung durch die Nutzerinnen und Nutzer soll zukünftig regelmäßig stattfinden.

Ralf Nentwich, der jüngst gemeinsam mit OB Maximilian Friedrich in der Mensa Schicke Möhre gegessen hat, hat einen Einblick gewonnen. Beispielsweise habe er hautnah erleben können, welch großer Beliebtheit sich die neu eingerichtete Salattheke erfreut. Besonders gefreut habe ihn, dass die Essenszahlen stabil geblieben, teilweise sogar angestiegen sind. In manchen Städten sei nämlich ein gegenteiliger Trend zu beobachten, etwa in Schorndorf (wir berichteten). „Die Problematik ist dort, dass keine Frischküche geboten ist“, so Nentwich. Das Essen habe darüber hinaus lange Lieferwege.

Die teilnehmenden Verwaltungen haben unterschiedliche Erkenntnisse gesammelt

Wie die Stadt Backnang sich mit dem Thema gesunde und nachhaltige Verpflegung auseinandergesetzt hat, bezeichnet der Landtagsabgeordnete als vorbildhaft. Er hat mit großem Interesse zur Kenntnis genommen, dass die verschiedenen Teilnehmer am Modellprojekt – neben Backnang waren dies die Städte Freiburg und Heilbronn sowie der Landkreis Heidenheim – zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind. In Freiburg beispielsweise soll an Kitas und Grundschulen nur noch vegetarisches Essen angeboten werden. Nentwich sieht dies genauso als vertretbare Lösung wie die Entscheidung Backnangs, es nicht so zu handhaben.

Wichtig sei es in einem nächsten Schritt, regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen – in Zusammenarbeit mit der Biomusterregion Rems-Murr-Ostalb. Außerdem müsse auch beim Thema Lebensmittelverschwendung angesetzt werden. Dieser Aspekt war ebenfalls Teil des Modellprojekts. „Man muss sich fragen, wie man das übrige Essen verwerten kann.“ Eine Möglichkeit sei es dabei, die Mensa für einen weiteren Personenkreis zu öffnen.

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Erstellt:
30. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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