Julia Ruhs
Moderatorin aus Ludwigsburg intern angefeindet? Das sagt der NDR
Der NDR fährt sein Engagement mit der als konservativ geltenden Moderatorin Julia Ruhs zurück – aufgrund von internem Widerstand? Wie der Sender auf die Vorwürfe reagiert.

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Julia Ruhs ist „zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR“, wie sie auf X mitteilte.
Von Sascha Maier
Die Moderatorin Julia Ruhs wird das Format „Klar“ nicht länger beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) moderieren – bei den Folgen, die vom Bayerischen Rundfunk (BR) produziert werden, dagegen schon. Dies teilten die beiden öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten am Mittwoch mit. Einem Bericht der „Welt“ zufolge habe es beim NDR bereits zuvor erhebliche interne Kritik an der Arbeit der 31-Jährigen gegeben, die bei Ludwigsburg geboren und aufgewachsen ist.
Der NDR bezog zurückhaltend Stellung auf die in der „Welt“ erhobenen Vorwürfe, wonach sich 250 Unterzeichner dort von der Sendung „Klar“ distanziert hätten. Die Existenz des Briefes wird weder bestätigt noch dementiert: „Der NDR fördert eine offene Diskussionskultur und schützt seine Mitarbeitenden, indem er den internen Austausch vertraulich behandelt und keine öffentlichen Auskünfte darüber erteilt“, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung.
Ruhs selbst nennt Entscheidung Armutszeugnis
Gleichzeitig gibt man sich beim NDR versöhnlich, was die Zukunft der von NDR und BR gemeinsam produzierten Sendung angeht: „Die BR Ausgaben werden von der Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks Julia Ruhs präsentiert. Der Norddeutsche Rundfunk wird ein eigenes Gesicht einbringen. Julia Ruhs bleibt Teil des Moderationsteams“, so die NDR-Sprecherin. Zur Verstetigung des Formats nach der Pilotphase würden BR und NDR jeweils eigene Ausgaben einbringen.
Julia Ruhs selbst sieht das anders: Infolge der Mitteilung, welche die personellen Änderungen erläuterte, äußerte sich die Moderatorin auf der Plattform X, nachdem sie eine kurzfristige Anfrage unserer Zeitung zunächst unbeantwortet ließ: „Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR, genauso wie mein gesamtes „Klar“-Team.“ Dass sie die Sendung für den NDR nicht mehr moderieren dürfe, sei „ein Armutszeugnis.“
Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR, genauso wie mein gesamtes KLAR-Team. Dass ich KLAR für den NDR nicht mehr moderieren darf, ist ein Armutszeugnis. Geht es beim NDR mit dem Format weiter, wird auch die Redaktion (+Chef) eine andere sein. — Julia Ruhs (@juliaruhs) September 17, 2025
Ruhs Chefs beim NDR fehle der Mut, „sich auch mal quer zu stellen“ – das ermögliche Cancel Culture. Julia Ruhs gilt als junges konservatives Gesicht des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR). Eine „Klar“-Folge setzte sich kritisch mit Migrationspolitik auseinander, Ruhs ist außerdem Autorin des Buches „Links-grüne Meinungsmacht – Die Spaltung unseres Landes“. Sie kokettiert damit, dass der „Spiegel“ sie in einem Porträt als „umstritten“ bezeichnet hatte.
Eine Haltung, die beim ÖRR nicht überall gut ankam. Der Entertainer Jan Böhmermann schmähte ihre Arbeit etwa „rechtspopulistischen Quatsch“. Die NDR-Moderatorin Anja Reschke nannte das von Ruhs moderierte Format „ein bisschen rechtsextrem“ – wofür sich der Sender später entschuldigte.
Sendung soll auch in Zukunft Streitfragen aufgreifen
NDR und WDR wollen eigenen Angaben zufolge dennoch an der Ausrichtung des Formats festhalten: „Die Sendung soll auch in Zukunft Streitfragen aufgreifen, die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung.
Ruhs studierte vor ihrer Zusammenarbeit mit dem ÖRR Demokratie- und Kommunikationswissenschaft in Passau, Regensburg und Rom. Sie ist außerdem Kolumnistin beim Magazin „Focus“, wo sie sich ebenfalls mit gesellschaftspolitischen Themen beschäftigt und eher konservative Meinungen vertritt.