Möglicher Federer-Nachfolger verliert in Stuttgart

dpa/lsw Stuttgart. Ein junger Landsmann von Roger Federer macht in Stuttgart auf sich aufmerksam. Auch wenn Dominic Stricker im Viertelfinale ausscheidet und einen Matchball nicht nutzt, beweist er sein Talent. Vor ihm liegt aber noch ein langer Weg, der auch Gefahren birgt.

Dominic Stricker aus der Schweiz in Aktion gegen Querrey aus den USA. Foto: Marijan Murat/dpa

Dominic Stricker aus der Schweiz in Aktion gegen Querrey aus den USA. Foto: Marijan Murat/dpa

Dass ein Viertelfinal-Verlierer Glückwünsche für eine tolle Tennis-Woche entgegennimmt, kommt nicht allzu häufig vor. Beim erst 18-jährigen Dominic Stricker aber passte es. Nach einem ausgelassenen Matchball und einem Ausrutscher verpasste das Schweizer Talent in Stuttgart mit dem knappen 7:6 (7:4), 6:7 (4:7), 3:6 gegen Sam Querrey zwar sein erstes ATP-Halbfinale. Er schürte aber Erwartungen, dass er in den kommenden Jahren auf der Tennis-Tour stärker auf sich aufmerksam machen könnte. „Ich bin sehr beeindruckt von seiner Entwicklung. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell für ihn gehen wird“, sagte Strickers berühmter Landsmann, Topstar Roger Federer, als er im rund 500 Kilometer entfernten westfälischen Halle von der Niederlage erfuhr: „Schade, dass er verloren hat.“

Am Freitagnachmittag wollte auch Stricker nach Halle fahren, um dort in die am Samstag beginnende Qualifikation für das nächste Rasenturnier einzusteigen. Sein Start sei wohl nicht in Gefahr, meinte das Talent. Im Tiebreak des zweiten Satzes gegen den früheren Wimbledon-Halbfinalisten Querrey hatte der Teenager mit einem Mini-Break geführt, rutschte aus, blieb einen Moment liegen und gewann im weiteren Verlau des Tiebreaks keinen Punkt mehr. Mit einem Verband um den linken Oberschenkel spielte er das Match zu Ende.

„Ich glaube, es war ein kleiner Schockschmerz. Mittlerweile ist es wieder ganz gut. Ich glaube, es ist nicht so schlimm wie es anfangs aussah“, sagte Stricker. Stuttgart war erst sein zweites Turnier auf ATP-Ebene, wie bei seinem Debüt in Genf kürzlich erreichte er wieder das Viertelfinale. Er nutzte die Chance, die ihm seine Wildcard und das diesmal nicht so stark besetzte Teilnehmerfeld ermöglichten.

In der Weltrangliste schnellt er von Platz 335 weiter nach oben. Anfang des Jahres war der Junioren-Sieger der French Open 2020 nicht mal unter den ersten 1000. „Er spielt jetzt schon wie einer aus den Top 100“, urteilte Querrey. Er hoffe, dass Stricker nicht zu viel Druck bekomme, der nächste Stan Wawrinka oder Federer werden zu müssen, warnte Rekord-Grand-Slam-Sieger Federer: „Ich hoffe, dass er in aller Ruhe weitermacht.“

Stricker selbst scheinen die ständigen Fragen nach seinem berühmten Landsmann nicht zu stören. „Ich glaube, es ist toll, dass man mit ihm verglichen wird“, sagte er. „Und es ist cool, dass ich jetzt schon ein paar Mal mit ihm trainieren konnte. Das hilft sicher.“

Kaum etwas scheint ihn aus der Ruhe zu bringen. Lange waren Stricker auch im Viertelfinale in brenzligen Momenten die richtigen Schläge gelungen. Im ersten Satz gegen den erfahrenen US-Profi Querrey gewann er den fünften Tiebreak in Stuttgart nacheinander. Im zweiten Satz machte er aus einem 2:4 ein 5:4 und kam bei diesem Spielstand zum Matchball. Querrey wehrte diese Chance des Schweizers mit dem Aufschlag aber ab. „Ich bin gar nicht so ruhig. Nach außen sieht es sicherlich so aus“, hatte er am Vortag nach dem starken 7:6 (7:5), 7:6 (7:5) gegen an zwei gesetzten Polen Hubert Hurkacz verraten.

Dass es noch ein weiter Weg nach oben ist und ähnlich junge Spieler wie der 19 Jahre alte italienische Top-20-Spieler Jannik Sinner, ihm weit voraus sind, weiß Stricker. Noch bekäme er nicht einmal in der Qualifikation für Wimbledon einen Platz. Aus Stuttgart aber durfte er sich zufrieden verabschieden. „Ich schaue, dass ich ihm noch ein paar Tipps geben kann“, sagte Federer.

© dpa-infocom, dpa:210611-99-954823/2

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Erstellt:
11. Juni 2021, 15:45 Uhr

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