Am Freitag beginnt der Mordprozess gegen 29-Jährigen

25-Jährige aus Backnang hatte ihren Mann verpfiffen. Er soll sie mit einem Ausbeinmesser getötet und danach einen Unfall gebaut haben.

Spurensicherung am Tatort Seehofweg. Archivfoto: SDMG/Kohls

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Spurensicherung am Tatort Seehofweg. Archivfoto: SDMG/Kohls

Von Florian Muh

lBacknang/Stuttgart. Ein halbes Jahr nach dem gewaltsamen Tod einer 25-Jährigen in Backnang steht ihr Ehemann vor Gericht. An diesem Freitag beginnt der Mordprozess gegen den 29-Jährigen. Dem Mann, der nach islamischem Recht verheiratet war, wird Mord vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anfang September mit (wir berichteten). Der Beschuldigte soll seine Frau am 4. Mai mit einem Messer erstochen haben. Laut Staatsanwaltschaft hat er „mit einem Ausbeinmesser fünfmal wuchtig auf die Geschädigte (...) eingestochen“. Die Tat sei in der gemeinsamen Wohnung in einem Reihenhaus im Backnanger Seehofweg geschehen. Die Frau sei schließlich „in der Folge innerlich verblutet“.

Zum möglichen Motiv äußerte sich die Staatsanwaltschaft vage. Der Mann hatte wohl aus Zorn gehandelt. Er ärgerte sich über seine Partnerin, weil diese ihn bei der Polizei verpfiffen habe. Und zwar deswegen, weil er falsche Personalien angegeben und geführt habe. Weitere Details nannte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht.

Mysteriös erschien die Tat zunächst deshalb, weil sich am selben Tag ein spektakulärer Verkehrsunfall ereignet hatte. Der reichlich rätselhafte Crash geschah auf dem Autobahnzubringer auf der L1115, zwischen dem Abzweig nach Kleinaspach und der Kreuzung zum Forsthof. Und das am helllichten Tag gegen 12.40 Uhr. Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, Peter Widenhorn, schilderte den Unfallhergang so: Der Audi-Fahrer war von Großbottwar her kommend in Richtung Aspach unterwegs, als er am Ende einer lang gezogenen Linkskurve nach rechts von der Fahrbahn abkam. Vermutlich beim Versuch gegenzusteuern verlor der 29-Jährige die Kontrolle über seinen Audi und kam nach links von der Fahrbahn ab. Dort überschlug sich das Fahrzeug.

Als die Polizei am Unfallort ankam, war vom Fahrer keine Spur. Einsatzkräfte zweier der Polizeipräsidien suchten im Hardtwald nach dem flüchtigen Fahrer, auch mithilfe eines Helikopters. Außerdem war die Feuerwehr Großbottwar im Einsatz. Erst einige Stunden später wurde deutlich, dass es zwischen dem Tötungsdelikt und dem Verkehrsunfall einen direkten Zusammenhang gibt. Bei dem Unfallfahrer handelte es sich nämlich um den Mann, der laut Staatsanwaltschaft nur wenige Stunden zuvor seine Ehefrau getötet haben soll.

Der 29-Jährige war gegen 16.30 Uhr im Rahmen der Fahndung von Polizisten aufgegriffen worden. Er war knapp vier Stunden nach dem Unglück wieder zum Unfallort zurückgekehrt. Möglicherweise war er in der Zwischenzeit bei einem Bruder in Heilbronn. Als die Polizei ihn zum Unfall befragte, gab er selbst den Hinweis auf das Tötungsdelikt. Er wurde daraufhin festgenommen. Bei der Überprüfung seiner Wohnung im Seehofweg fanden die Beamten die tote Frau. Bei dem Opfer handelte es sich laut Polizei um eine Deutsche mit türkischer Abstammung. Der Ehemann besitzt die türkische Staatsangehörigkeit.

Im Rahmen der Ermittlungen gab es wohl Anhaltspunkte dafür, dass der Angeschuldigte bei der Ausführung seiner Tat in seiner Schuldfähigkeit eingeschränkt gewesen sein könnte. Ein Sachverständiger, der ein Gutachten angefertigt hat, wird im Verlauf des Mordprozesses zu Wort kommen.

Prozessdaten

Auftakt Der Mordprozess beginnt am morgigen Freitag um 9.15 Uhr vor der 19. Großen Strafkammer am Landgericht Stuttgart.

Dauer Insgesamt sind zehn Verhandlungstage angesetzt worden. Das Schwurgerichtsverfahren würde demnach am 10. Januar kommenden Jahres enden.

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Erstellt:
28. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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